Kapitel 8

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Kap. 8

Luke scheint meinen Blick zu bemerken, denn er holt Luft, um etwas zu sagen.

 

„Ok, also...", er räuspert sich kurz und schaut zu den anderen, als würde er auf ihre Zustimmung warten. Ashton und Michael nicken ihm zu, aber Calum schaut sich weiterhin im Wohnzimmer um, als wäre er hier noch nie in seinem Leben gewesen. Warum ist er so abweisend? Ich habe ihm doch nichts getan. Wenn, dann ist er hier der „Schuldige". Schließlich hat er mich verlassen und nicht ich ihn. Ich verstehe nicht, warum er mich so ignoriert.

„Also, weißt du noch, als wir am Anfang unserer Karriere für 2 Wochen nach Perth reisen mussten? Du hast uns so vermisst und das war immer so. Wir haben einfach so viel zusammen gemacht, dass wir sozusagen voneinander abhängig waren. Lenny, Marie und Lisa haben uns damals nicht so sehr vermisst, aber du bist jedes Mal in Tränen ausgebrochen, wenn wir wieder nach Hause kamen. Und als wir erfahren haben, dass wir auf Tour gehen werden, wussten wir nicht, ob das so gut für dich wäre, wenn wir dich allein lassen. Wenn du uns schon nach ein paar Tagen vermisst, wie soll das gehen, wenn wir mehrere Wochen oder sogar Monate weg sind? Du hattest zwar Marie, Lisa, deinen Bruder und deine Familie, aber wir wollten nicht, dass du traurig bist und uns vermisst, während wir unseren Traum leben. Deswegen haben wir dir diese SMS geschrieben. Wir dachten, dass du so glücklich wirst, ohne dauernd an uns denken zu müssen. Und bis vor ein paar Tagen dachten wir auch, dass du es bist. Wir dachten, dass du neue Freunde gefunden hast, mit denen du genauso viel Zeit verbringst, wie du es mit uns getan hast. Du hast dich nie bei uns gemeldet und für uns sah es so aus, als hättest du uns vergessen und längst dein Leben weitergelebt. Aber als ich dich im Supermarkt getroffen habe und sich deine Augen, als du mich gesehen hast, sofort mit Tränen gefüllt haben, wusste ich, dass wir uns getäuscht haben. Uns, oder besser gesagt mir, war die ganze Zeit über klar, dass du uns wahrscheinlich nie ganz vergessen wirst, aber ich wusste ja nicht, wie sehr du uns vermisst hast. Wir wollten, dass du ein glückliches Leben hast, ohne, dass du jeden Tag auf den Kalender starrst und auf den Tag wartest, an dem wir endlich wiederkommen"

 Nachdem diese Worte Lukes Mund verlassen haben, weiß ich gar nicht, was ich darauf sagen soll. Einerseits will ich ihnen in den Arm fallen, aber andererseits will ich mich nur in meinem Zimmer einschließen und weinen. Und als mein Blick mal wieder Calum trifft, tendiere ich eher zur zweiten Möglichkeit, denn so wie er schaut, scheint es nicht so, als würde er Luke Recht geben.

„Issy? Verstehst du jetzt, warum wir uns nie bei dir gemeldet haben? Wir sehen doch, wie es unseren Familien geht. Meine Mon, zum Beispiel, backt jedes Mal, wenn ich nach Hause komme hundert Torten und kann nicht mehr aufhören zu weinen. Wir wollten nicht, dass wir noch mehr Menschen weh tun.", sagt Ashton und schon wieder breche ich in Tränen aus.

Sie haben das alles nur gemacht, weil sie mich schützen wollten und ich dachte die ganze Zeit, sie mögen mich nicht mehr.

Schließlich räuspert sich auch Michael, der die ganze Zeit ruhig auf der Couch gesessen hat: „Und außerdem wollten wir nicht, dass die Fans so viel von unseren Freunden wissen. Versteh mich nicht falsch, wir haben unsere Fans lieb, denn ohne sie hätten wir es nie soweit geschafft, aber wir haben kaum noch Privatsphäre und auch unsere Familien immer weniger. Alles, was in unserem Leben passiert, gerät sofort an die Öffentlichkeit und wir wollten nicht, dass unsere Fans euch auflauern oder das ihr sogar Hate bekommt, nur weil ihr mit uns befreundet seid. Du warst schon immer ziemlich sensibel, wenn es darum ging, was andere über dich gesagt haben und durch die Hatenachichten wärst du bestimmt zerbrochen und noch unglücklicher geworden. Also haben wir gedacht, dass es dir besser gehen würde, wenn wir einfach die Freundschaft beenden. Jetzt wissen wir, dass das die falsche Entscheidung war und als Luke uns erzählt hat, dass er dich getroffen hat, wollten wir dich besuchen kommen. Deswegen haben wir vorhin auch so getan, als wäre nichts geschehen. Ich war so froh, dass ich dich wiedergesehen habe, da habe ich alles andere vergessen und ich dachte, dass du das auch hast. Aber ich habe ja gesehen, dass das nicht so ist. Also, falls du jetzt immer noch denkst, wir hätten dich nicht vermisst, dann stimmt das ganz und gar nicht. Calum, jetzt sag doch auch mal was!" Michael schaut vorwurfsvoll zu Calum, der noch immer kein Wort von sich gegeben hat.

 Dieser schaut auf und sagt nur: „Ist doch schon alles gesagt worden. Es tut uns leid, dass wir dir so viel Kummer bereitet haben." Als er das gesagt hat, sieht er so aus, als würde er es zu 0% so meinen. Es scheint ihm komplett egal zu sein. Wie es aussieht, hat er vergessen, dass wir mal ein Paar waren und er mein Herz in tausend kleine Stücke zerbrochen hat.

Ich schaue auf die anderen drei Jungs und sehe auch in ihren Augen Tränen. Ich schniefe, stehe auf und gehe auf die Jungs zu. Die ganze Zeit habe ich mit ziemlich viel Abstand auf der Couch gesessen, aber jetzt stelle ich mich genau vor sie. Durch die Tränen bekomme ich kein Wort raus und umarme stattdessen einfach Michael, der auch aufgestanden ist.

Er schlingt seine Arme um mich uns ich weine an in sein Shirt. Auch Luke und Ashton stehen auf und Luke zieht Calum mit einer Hand mit hoch, sodass es eine große Gruppenumarmung wird. Ich schaue auf uns zucke zusammen, denn genau vor mir sind Calums Augen, aber in ihnen ist nichts von der Wärme zu sehen, die man früher immer in seinen Augen gesehen hat. Er schaut mir direkt in meine Augen und ich kann seinen Blick nicht definieren. Ich schaue schnell weg und schaue stattdessen in Lukes blaue Augen. Sein Kopf ruht auf Michaels anderer Schulter während Ashtons Kopf auf meinem Kopf ruht.

Nach ein paar Minuten lösen wir uns wieder voneinander und Calum setzt sich sofort wieder hin.

Auch die anderen setzen sich wieder und schauen mich erwartungsvoll an. Sie warten höchst wahrscheinlich darauf, dass ich etwas sage.

„Ich... ich weiß nicht, was ich sagen soll. Die ganze Zeit über denke ich, dass ihr mich vergessen habt und dann sagt ihr mir, ihr habt das nur gemacht, um mich zu schützen. Versteht mich nicht falsch, ich verstehe das... irgendwie... aber ich brauche trotzdem erstmal etwas Zeit, um das alles... nun ja... zu verdauen. Ich... ich glaube, es wäre besser, wenn ich jetzt gehe..."

Ich stehe auf und krümme mich sofort, weil sich meine Bauchschmerzen wieder bemerkbar machen. Das bleibt natürlich nicht unbemerkt von den anderen und Luke drückt mich sofort wieder auf das Sofa und Ashton geht in die Küche. Wenig später kommt er mit 2 großen Tellern voller wieder. Luke und Michaels Augen leuchten sofort auf und ich kann nicht anders, als zu lächeln.

„Es ist schön, dich lächeln zu sehen. Ich habe das vermisst. Und ich denke, das die anderen mir zustimmen, wenn ich sage, dass wir verstehen, dass du erstmal etwas Zeit für dich brauchst und nicht gleich sofort wieder etwas mit uns unternehmen willst. Aber vielleicht wird es ja irgendwann wieder so, wie früher. Wir sind jetzt erstmal für ein paar Monate in der Stadt und wir können ja einfach, wenn wir wieder weggehen überlegen wie es weitergehen soll. ", sagt Ashton und stellt die Teller auf den Tisch vor der Couch. Michael und Luke langen kräftig zu und auch ich nehme mir ein großes Stück, denn die Krämpfe werden immer schlimmer. Auf Ashtons Worte antworte ich einfach mit einem Nicken, weil mir keine passenden Worte einfallen.

Während wir essen, sagt niemand ein Wort, was ungewöhnlich ist, denn früher haben die Jungs immer so viel Blödsinn gemacht, das wir kaum essen konnten vor lachen. Aber heute ist das anders. Es herrscht eine peinliche Stille zwischen uns.

Als die Teller leer sind, stehe ich auf und gehe in den Flur, um mich anzuziehen. Ich muss jetzt erstmal nach Hause und allein sein. Ich muss das, was sie mir erzählt haben, erstmal wirklich realisieren. Michael versucht mich dazu zu bringen, mich von ihm fahren zu lassen, aber ich lehne ab.

„Tut mir leid, aber ich will erstmal allein sein", antworte ich, nehme meine Jacke vom Kleiderbügel  und lasse die Tür hinter mir ins Schloss fallen. 

Daddy- Calum Hood FF Where stories live. Discover now