Kapitel 2

2.2K 94 2
                                    

Kap. 2

Ich schnappe nach Luft und schaue auf das Durcheinander zu meinen Füßen. Da liegen Notizbücher, Bilderrahmen, einzelne Bilder, Bücher, DVDs, CDs, zwei T-shirts und noch ein paar andere Sachen auf dem Boden verteilt. Ich stoße einen Fluch aus und hocke mich hin, um alles wieder einzuräumen. Dabei fällt mir eins der Notizbücher aus der Hand und wird so in der Mitte aufgeschlagen. Es ist eines meiner Tagebücher.

2.12. 2009

Liebes Tagebuch,

heute war einer der besten Tage in meinem Leben! Calum ist so süß. Wir sind heute seit genau einem Jahr zusammen und er hat mich zum Strand geführt und da standen wir auf einer Klippe, wo man bis weit auf das Meer raus sehen konnte. Das war so schön :D Ich dachte zuerst, er hätte vergessen, was heute für ein Tag ist... Ich kann jetzt nicht so viel schreiben, denn die Jungs wollten noch einmal vorbei kommen. Hoffentlich kriegt Michael keinen Kollaps, denn wie ich schon mal erwähnt habe, total begeistert von ‚Cassy', wie er uns nennt. Typisch Michael halt.

Als ich diese Zeilen lese, kommen mir sofort die Tränen hoch. Ich kann mich noch genau an diesen Tag erinnern. Als die Jungs dann gekommen sind, musste Michael sich wirklich zusammen reißen, nicht die ganze Zeit Awwwwwwww und wie süüüüüüüß zu schreien. Ich schaue wieder auf das Durcheinander. Alle Sachen sind Erinnerungen an die Zeit, die ich mit den Jungs verbracht habe. Ein paar Wochen, nachdem Calum mich verlassen und die anderen drei mich im Stich gelassen hatten, konnte ich die Bücher und Bilder nicht mehr sehen. Wir kennen uns schon seit der Grundschule, wo wir in der 2. Klasse neu dazu gekommen sind. Lenny hat schnell neue Freunde gefunden, nur ich war damals sehr schüchtern, aber mit Calum, Luke und Michael hab ich mich von Anfang an verstanden. Ashton lernten wir erst später kennen.

Bei diesen ganzen Erinnerungen muss ich schluchzen. Sie sind einfach so gegangen, weil ihnen ihre Karriere wichtiger war, als ihre besten Freunde. Denn auch mit Lenny, Marie und Lisa waren die Jungs total gut befreundet. Aber sie haben uns einfach verlassen. An dem Tag, an dem es hieß, sie würden ins Ausland gehen, weil sie mittlerweile etwas berühmt geworden waren, sagte Luke zu mir, dass wir immer Freunde bleiben würden und das, egal was passiert, Calum mich immer lieben würde. Und ein paar Tage bevor sie für ein paar Wochen weg gewesen wären, sagte Calum zu mir: „Das hat keinen Sinn mit uns mehr. Ich glaube es wäre besser, wenn wir Schluss machen würden..." Und als ich antwortete, ich hätte geglaubt, er würde mich lieben, sagte er: „Liebe ist auch nur ein Wort" Mit diesen Worten drehte er sich um und ging. Und seit diesem Tag habe ich sie nicht mehr gesehen. Michael, Luke und Ashton verabschiedeten sich per SMS von mir. Sie kündigten unsere Jahrelange Freundschaft mit einer fucking SMS!!!  Ich kann die Tränen nicht mehr aufhalten und die ersten kullern mir schon die Wange runter und fallen auf das Buch, welches ich noch immer in der Hand halte. Eigentlich sollte ich diese ganzen Sachen wegschmeißen. Ich sollte sie verbrennen oder irgendetwas anderes mit ihnen anstellen, sodass ich sie wirklich nie wieder sehen muss, aber ich kann es nicht. Ich blättere eine Seite um und entdecke ein Bild, was ich auf die Seite geklebt habe. Ich nehme in die Hand und schaue es mir an.

‚Schmeiß es weg. Zerknüll es. Guck es dir bloß nicht an!! Das ist nicht gut für dich!!', rät mir mein Unterbewusstsein. Ich kann es aber nicht. Ich kann mich noch an den Tag erinnern, als das Bild gemacht worden ist. Da waren wir alle mit meinen Eltern im Freizeitpark. Ich weiß noch, dass sie am Ende des Tages total kaputt waren, weil wir wahrscheinlich so anstrengend waren. Auf dem Bild sind Lenny, Marie und ich abgebildet. Lenny und Marie gucken zu mir und halte grinsend einen riesigen Pinguin in die Kamera. Im Hintergrund sieht man noch Ashs Locken. Luke hatte mich damals mit seiner Verrücktheit nach Pinguinen angesteckt und als ich den in einem Laden bei der Kasse gesehen habe, musste ich ihn unbedingt haben. Weil meine Eltern ihn mir nicht kaufen wollten, hat das Ash für mich gemacht und ich weiß noch, dass Luke total eifersüchtig war und auch so einen haben wollte.

Ich muss lachen, als ich auf der nächsten Seite Lukes Gesicht auf einem Bild sehe. Er hate die Arme verschränkt und schmollt. Mein Lachen geht aber nach ein paar Sekunden in ein lautes Weinen über. Ich schaue auf, als ich meinen Namen höre.

„Issy? Issy wo bist du??"  Mein Bruder Lenny rennt durch das Haus und sucht mich. Wenig später hört man meine Mum die, während ich auf dem Boden war, bestimmt wieder gekommen ist: „Lenny schrei nicht so rum, sondern geh nach oben und such sie!!"

Wenig später höre ich Schritte und Lenny erscheint im Türrahmen. Er hat bestimmt die offene Tür gesehen. „Issy, was machst du? Warum weinst-„

Er stockt, als er die Sachen auf dem Boden sieht. Er setzt sich neben mich und zieht mich an seine Brust. „Warum schaust du dir das an? Das ist nicht gut für dich. Du solltest sie vergessen. Marie hat gesagt-„

„Wenn du hier bist, um mir von Marie was auszurichten, kannst du gleich wieder gehen."

„Ich sollte von ihr nach dir gucken. Sie hatte Angst, dass du sie nicht sehen willst und hat mich gebeten, zu dir zu gehen. Sie hat mir alles erzählt und glaub mir, sie meinte das nicht böse. Sie wollte dir helfen. Du weißt, dass sie manchmal sehr direkt sein kann." Er sieht mir in die Augen und streicht mir meine Haare, die sich mittlerweile aus meinem Dutt gelöst haben, nach hinten.

„Irgendwie hat sie ja Recht. Aber ich kann ihn nicht vergessen, Lenny. Alles erinnert mich an ihn. Das Haus, mein Zimmer, Erin... alles. Ich kann noch nicht einmal zum Supermarkt gehen, ohne daran denken zu müssen, wie wir damals mit Michael im Einkaufswagen durch die Gänge gestürmt sind. „ Lenny sieht an mir vorbei ins Leere. Er hängt wahrscheinlich auch seinen Erinnerungen nach.

Er steht und hält mir die Hand hin, um mir aufzuhelfen. „Komm, wir räumen hier auf und dann fahren wir zu Marie und ihr vertragt euch. Es hilft dir auch nicht, wenn ihr zerstritten seid." Ich nicke zustimmend und hebe die Stifte auf und lege sie auf die Blätter, die nicht aus dem Karton gefallen sind.

‚Das hilft mir trotzdem nicht, über Calum hinweg zu kommen...' denke ich mir währenddessen.

Daddy- Calum Hood FF Where stories live. Discover now