Kapitel 28

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Kap. 28

Die nächsten Tage vergehen, ohne dass etwas Erwähnenswertes passiert. Das Wochenende rauscht nur so an mir vorbei und die Tage danach gehe ich zur Arbeit, hole Erin am Nachmittag ab, unternehme manchmal etwas mit ihr und gehe am Abend früh ins Bett, um diesen Ablauf am darauffolgenden Tag zu wiederholen.

Mit Freunden unternehme ich fast gar nichts, denn Lisa und Magie studieren ja noch, Marie und Lenny arbeiten, Laura hat hier einen Job gefunden und von den Jungs höre ich auch fast nichts.

Als ich am Donnerstagabend an einem anstrengenden Arbeitstag an meinem Schreibtisch sitze und zeichne, fällt mein Blick auf meinen Kalender, wo ich einen Tag rot eingekreist habe. Der Samstag. Grandma's Beerdigung. Ich war noch nie bei einer Beerdigung, denn als meine Großeltern bei dem Autounfall verunglückt sind, konnte ich nicht mit auf die Beerdigung gehen. Ich konnte nicht in der Kirche sitzen und einem fremden Menschen, der sie nicht kannte, zuhören, wie er über ihr Leben redet.

Ich drehe mich um und blicke Gedanken verloren auf das schwarze Kleid, was auf einem Kleiderbügel an einem Haken neben dem Spiegel hängt.

Die ersten Tage nach Grandma's Tod waren sehr schwer und es tut noch immer weh daran zu denken, aber mittlerweile ist es nicht mehr ganz so schlimm.

Auf meinem Schrank steht jetzt neben dem Bild von meinen anderen Großeltern ein Bild von meiner Grandma. Meine Mum hat es mir gegeben, als ich darum gebeten habe. Sie hat gesagt, ich solle meine Grandma so in Erinnerung behalten, wie sie auf dem Bild war.

Gesund und glücklich.

Nicht schwach und krank.

Mit einem Seufzen wende ich mich wieder dem Blatt auf dem Schreibtisch zu und zeichne weiter. Nach einer Weile entsteht ein Bild von 2 Kindern, die vor einem Grab stehen und einer Frau, die ihre Hände auf den Schultern der Kinder abgelegt hat. In letzter Zeit male ich nur noch solche Bilder. Es ist, als würden meine Gefühle in die Bilder hineinfließen.

Mein Klingelton reißt mich aus meinen Trübseligen Gedanken.

„Hallo", melde ich mich mit leiser Stimme.

„Wie geht's dir?", fragt Marie am anderen Ende.

„Ganz ok", antworte ich ihr nur.

„Ich wollte dir nur sagen, dass alles gut wird. Deiner Grandma geht es besser, wie ich schon mal gesagt habe. Ich mag es nicht, dich so traurig zu sehen oder zu hören. Und Lenny auch nicht. Es geht ihm auch nicht wirklich gut, aber ich bin sicher das die... Beerdigung euch helfen wird, mit der ganzen Sache abzuschließen", sagt Marie mit sanfter Stimme.

„Ich hoffe es. Danke Marie", erwidere ich nur.

„Kannst mir glauben. Als meine Tante beerdigt wurde, war es genauso. Klar, es dauert noch einige Zeit, bis du wirklich darüber hinweg bist, aber mit der Zeit wird es dir nicht mehr so schwer fallen, an sie zu denken und fröhlich zu sein"

„Du könntest Psychotherapeutin werden.", ich versuche etwas fröhlich zu klingen und es huscht sogar ein kleines Lächeln über mein Gesicht.

„Ich weiß doch", ich weiß ganz genau, dass sie jetzt gerade grinst.

„Ok, mehr wollte ich nicht. Du kannst jetzt weiter deine Gefühle in deine Zeichnungen stecken und wir sehen uns irgendwann. Ciao Süße", verabschiedet sie sich und wir legen auf. Manchmal ist es echt gruselig, wie gut sich mich kennt.

‚Ok Issy du schaffst das. Du hast das mit Calum überwunden, dann schaffst du auch das.', versuche ich mir einzureden und betrachte mich in meinem großen Spiegel. Ich targe das schwarze kurze Kleid und schwarze High Heels. Meine Haare hab ich zu einem Zopf gebunden. In weniger als 10 Minuten wird Lenny hier klingeln und dann fahren wir zu der Beerdigung.

Daddy- Calum Hood FF Where stories live. Discover now