Kapitel 18

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Kapitel 18

Wie es mir geht? Nun ja, um es mal kurz zu fassen: Mir geht's sch****! Der Junge, den ich liebe ist aus welchen Gründen auch immer nach L.A. abgehauen, nachdem ich ihm gesagt habe, dass er eine Tochter hat. Alle um mich herum sind glücklich. Meine beste Freundin heiratet in ein paar Monaten und ich sitze bei meinen Eltern im Haus, habe nicht studiert und heule meine großen Liebe nach, die mich verlassen hat, denke ich mir als Antwort auf Michaels Frage. Das sage ich natürlich nicht. Das einzige, was ich sage, ist: „Mir geht's gut." Dabei versuche ich zu lächeln, was mir aber nicht so gut zu gelingen scheint, denn sowohl Michael als auch seine Freundin, die übrigens den Rest des Kuchens isst, schauen mich mit skeptischen Blicken an. Hätte ich nicht all die verkorksten Probleme, hätte ich höchst wahrscheinlich laut losgeprustet, als ich ihre Gesichter sehe.

„Ach komm schon. Das kannst du mir nicht weiß machen. Immer wenn jemand sagt, dass es ihm gut geht, denkt er sich in seinem Inneren genau das Gegenteil und fragt sich, warum ausgerechnet er diese Probleme hat und wünscht sich nichts anderes, als das er wieder glücklich sein kann und die besagten Probleme verschwinden", sagt Michael daraufhin und ich bin ziemlich verblüfft. Ich wusste gar nicht, dass in Michaels Gehirn solche Sätze vorhanden sind. Damit will ich nicht sagen, dass Michael dumm ist, aber er gibt nun mal viele dumme Sachen von sich.

„Es ist alles etwas stressig und kompliziert", antworte ich nur, weil ich nicht die Wahrheit sagen will. Dann würde er mich über Calum ausfragen und das will ich vermeiden. Magie, die mittlerweile den Kuchen aufgegessen hat, schaut mich mitleidig an und ich bin ihr unendlich dankbar, dass sie Michael nichts sagt.

Nachdem wir uns noch etwas unterhalten haben, stehe ich schließlich auf und verkünde: „Ich muss leider los. Ich muss Erin noch aus dem Kindergarten abholen. Wir sehen uns"

Ich umarme die beiden noch und lächle sie an und anscheinend ist es mir dieses Mal besser gelungen, denn die Gesichtsausdrücke von vorhin erscheinen nicht auf ihren Gesichtern

„Ich weiß nicht", kommentiere ich 2 Tage später das Outfit, was Marie mir raus gesucht hat. Sie hat ihre Ankündigung von dem Mädelsabend wahr gemacht und so stehen Lisa, sie und ich am Samstagabend in ihrem Schlafzimmer vor dem großen Spiegel und ich betrachte gerade mein Outfit, während Marie und Lisa sich schminken.

Die letzten zwei Tage ist nicht aufregendes passiert, worüber ich dankbar bin. Ich letzter Zeit hatte ich viel Stress, aber seitdem ich mich mit Magie und Michael getroffen habe, ist ncihts passiert. Ich bin am Freitag brav zur Arbeit gegangen und habe am Nachmittag was mit Erin unternommen. Mit den Jungs habe ich ab und zu mal etwas geschrieben, nur von Calum habe ich noch nichts gehört. Er ist anscheinend immer noch in L.A. und „grübelt über sein Leben nach", wie Marie es genannt hat.

„Das sieht gut aus. Du solltest dich nicht immer in diesen Blusen oder Jogginghosen verstecken, denn das brauchst du nicht. Ich wette mit dir um  10 Dollar, dass dich mindestens einer zum Tanz auffordert. Du musst mal wieder Spaß haben und nicht immer alles überdenken", sagt Marie während ich noch immer vor dem Spiegel stehe und mein Outfit begutachte. Lisa, die bis jetzt nichts gesagt hat, mischt sich schließlich auch ein: „Marie aht Recht. Das Kleid steht dir wirklich hervorragend."

Marie hat mir ein rotes Kleid, das mir etwas bis zur Mitte meiner Oberschenkel geht, raus gesucht. Es ist rückenfrei und  hat nur einen Ärmel, der komplett aus Spitze besteht. Dazu trage ich schwarze Strumpfhosen aus spitze und passend zum Kleid rote High Heels. Ich muss zugeben, dass mir das Kleid gefällt, aber es ist einfach nicht mein Stil und das müsste Marie auch wissen aber sie hat es sich trotzdem nicht nehmen lassen, mir so ein Outfit zusammen zu stellen. Ich seufze, weil man mit Marie einfach nicht diskutieren kann und die beiden haben ja Recht. Ich sollte mich nicht verstecken, sondern Spaß haben. Ich hatte kein Date mehr, seit Calum mich verlassen hat und ich kann mich auch nicht mehr an das letzte Mal erinnern, als ich irgendwo in einem Club war.

Eine halbe Stunde später sitzen wir im Taxi auf dem Weg zu dem Club, wo wir den Abend oder besser gesagt die Nacht verbringen werden. Ich habe zwar beschlossen, Spaß zu haben, aber trotzdem würde ich jetzt lieber zu Hause auf der Couch hocken und einen Film gucken als auf diesen unbequemen Schuhen rum zu laufen und Alkohol in mich hinein zu schütten.

Wenig später stehen wir vor dem Club. Es ist eine Schlange vor dem Eingang, wo zwei Türsteher gerade zwei Jungs abwimmeln, die wahrscheinlich zu jung sind. Sie diskutieren lautstark mit den zwei großen Männern, die mir irgendwie Angst einjagen. Ein paar Minuten später ist die Diskussion beendet und schon sind wir im Club. Die Luft ist ziemlich stickig, es spielt irgendwelche Musik, die nicht gerade mein Geschmack ist und überall sind betrunkene Menschen und knapp bekleidete Mädchen. Lisa und Marie, die total begeistert zu sein  scheinen gehen sofort zur Bar und ich folge ihnen. Durch die vielen Menschen verliere ich die beiden aber schnell und da ich keine Lust habe, sie überall zu suchen, setze ich mich auf einen Barhocker an der Wand und beobachte einfach die ganzen Leute.

Ich werde nach einiger Zeit von einem Typen angesprochen, der scheinbar schon eine Menge Alkohol intus hat. „Na Süße? Bist du ganz allein hier?", er grinst und ich rieche den Alkohol, aber ich muss zugeben, dass er echt gut aussieht. Er hat schwarze Haare, die schon etwas verwuschelt sind und trägt eine dunkle Jeans und ein einfaches weißes T-shirt. Da das Licht nicht gerade hell ist, kann ich nicht sehen welche Farbe seine Augen haben, aber ich tippe auf dunkelblau oder braun. „nein ich bin mit meinen besten Freundinnen hier", antworte ich ihm schließlich und muss sehr laut schreien, weil ich Musik so laut ist. Er nickt und zeigt auf den Barhocker neben meinem, als wolle er fragen, ob er sich setzen darf. Ich nicke daraufhin und er setzt sich, mit einigen Schwierigkeiten, auf den Hocker und lächelt mich an. Ich bin etwas überrascht, da ich eher erwartet hätte, dass er mit anmacht oder zum Tanzen auffordert.

Wir unterhalten uns ein wenig und soweit ich es verstanden habe, hat er sich vor 2 Wochen von seiner Freudnin Charlotte getrennt und versucht sie deshalb zu vergessen. „Wie heißt du eigentlich?", fragt er nach einer Weile. „Issy", antworte ich und er lächelt mich wieder mit seinem süßen Lächeln an und antwortet: „Lennox"

Ich ziehe meine Augenbrauen hoch. Lennox ist nicht gerade ein verbreiteter Name im 21. Jahrhundert. „Frag nicht. Meine Alten sind begeistert vom Mittelalter. Mögen meinen Namen. Nenn mich Lenn", lallt er. Ich nicke und er grinst mich wieder an. Er erinnert mich an Michael. Er hat auch immer ein Dauergrinsen im Gesicht. Die anderen auch, aber bei Michael ist es wirklich extrem. „Warum bist du hier? Gebrochenes Herz?", fragt er mich schließlich. Mein Lächeln verschwindet wieder aus meinem Gesicht. Eigentlich wollte ich ja Spaß haben, aber Lisa und Marie sind nirgends zu sehen. Er nickt, als hätte er irgendetwas verstanden, steht auf und ist in der menge verschwunden. Ich runzle die Stirn und bin etwas enttäuscht. Er war echt nett und hat sich ordentlich mit mir unterhalten, obwohl er betrunken war. So sollten betrunkene Menschen immer sein. 

Wenig später kommt er aber mit zwei Gläsern wieder und hat noch immer dieses Grinsen im Gesicht. Er setzt sich, wieder mit ein paar Schwierigkeiten, auf den Hocker und schiebt das eine Glas zu mir. „Will dich nicht betrunken machen, aber man kann da besser reden. Kannste mir glauben", sagt er und aus irgendeinem Grund glaube ich es ihm. Ich zögere etwas, doch dann werfe ich alle Bedenken über Bord und trinke das Glas auf Ex aus. Ich verschlucke mich am Ende und mein Hals brennt, aber ich merke, dass ich bessere Laune bekomme und langsam vergesse ich auch die ganzen Probleme in meinem verkorksten Leben.

Lenn schaut mich dir ganze Zeit über an und als er keine Anstalten macht, mir näher kommen zu wollen, erzähle ich ihm einfach alles. Und mit alles meine ich wirklich alles. Von Anfang an und er hört mir aufmerksam zu und unterbricht mich nicht. Am Ende schaut er mich immer noch an und räuspert sich schließlich und sagt: „Dann ist dieser Calum ein Idiot. Auch wenn er nicht so rübergekommen ist, bereut er alles. Ich bin ein Mann und weiß das. Wie mit meiner Freudnin. Hab's mit ihr auch verkackt. Musst Geduld haben und dann lösen sich deine Probleme." Am Ende murmelt er noch etwas, was ich aber nicht verstehe, weil die Musik immer noch so laut ist.

Wir unterhalten uns noch über ein paar andere Themen und als ich auf mein Handy schaue, sehe ich, dass es schon sehr spät ist. Ich schicke Marie und Lisa eine Nachricht, dass ich nach Hause gehe, da ich sie eh nicht finden würde. Ich verabschiede mich von Lenn und ich speichere meine Nummer bei ihm im Handy ein, da er die Tasten nicht drücken kann und verschwinde aus dem Club. Ich habe mich nicht betrunken oder mit irgendeinem Typen getanzt, aber Lennox kennen zu lernen war auch gut. Ich kenne nicht viele, mit denen man sich so vernünftig unterhalten kann, wenn derjenige betrunken ist und das macht ihn noch sympathischer.

Daddy- Calum Hood FF Where stories live. Discover now