Kapitel 7

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Kap 7

Sofort liegen mir wieder die tausend Fragen auf der Zunge und ich hole tief Luft.

 

„Warum? Warum habt ihr mich verlassen? Warum habt ihr mir sozusagen die Freundschaft mit dieser SMS gekündigt huh? Ich verstehe es nicht. Ich verstehe euch nicht. Zuerst ist euch eure Karriere wichtiger als ich und damit meine ich auch dich Calum. Also guck mich gefälligst an und schaue nicht so emotionslos in der Gegend rum!", mittlerweile habe ich mich richtig in Rage geredet und ich merke, wie gut es tut, das alles mal zu sagen. Es ist so, als hätte man mir eine tonnenschwere Last von den Schultern genommen. Als Luke ansetzt, um etwas zu sagen, unterbreche ich ihn, indem ich meine Hand hebe. Ich bin noch nicht fertig. „Jetzt wartet ihr gefälligst, bis ich fertig bin.Während ich mir die Augen ausgeheult habe, weil ihr mich im Stich gelassen habt, seid ihr in der Weltgeschichte rum gereist, habt in die Kamera gelächelt und Interwiews mit irgendwelchen Tussen geführt und wahrscheinlich nicht einmal an mich gedacht. Während ich in meinem Zimmer gesessen bin und überlegt habe, was ich mit den ganzen Bildern machen soll, die in meinem Zimmer rum standen, habt ihr in irgendeinem anderen Land mit fremden Leuten Bilder gemacht und nicht mal an eure Freunde hier gedacht. Und damit meine ich nicht nur mich. Ich meine auch Lenny, Marie und Lisa. Warum habt ihr es geschafft mit euren Familien Kontakt zu halten und wie ich erfahren habe, mit Lenny und wahrscheinlich mit allen anderen auch am Anfang, außer MIT MIR?" Meine Stimme ist immer lauter geworden und als ich mit meiner Rede fertig bin, bin ich genauso überrascht von mir wie die Jungs. Sie schauen mich mit offenen Mündern an und wissen nicht, was sie sagen sollen und auch Calum hat nicht mehr diesen emotionslosen Blick. „Ich bin so enttäuscht von euch, echt. Ich... ich dachte immer, dass wie Freunde sind. Aber wie es aussieht, kann ich einfach gegen eine Karriere eingetauscht werden. Weißt du noch, was du zu mir gesagt hast Luke? Du sagtest, dass wir immer Freunde bleiben würden und ein paar Wochen später bekomme ich diese SMS. Tut uns leid, aber wir müssen dich verlassen. Wir wissen, dass du das nicht nachvollziehen kannst, aber das ist eine große Chance für uns. Wir hoffen, dass du glücklich wirst. Lebe wohl, Luke, Ashton, Michael und Calum. Pff, so was Dummes hätte ich damals nicht mal von euch erwartet. Ich weiß ja, dass ihr viel Scheiße geredet habt, was ihr bestimmt jetzt auch noch macht, aber so etwas... wisst ihr, wie tief das ist? Auf jeden Fall tiefer als der Marianengraben." Ich bin stolz auf mich, dass ich das geschafft habe zu sagen, ohne in Tränen auszubrechen. Aber jetzt kann ich die Tränen nicht mehr zurück halten.  Die Jungs sagen noch immer nichts und als sie sehen, dass ich weine, kommt Ashton ein wenig näher, als wenn er mich trösten wollte. „F-Fass mich nicht an. Zuerst wollt ihr n-nichts mehr von mir wissen und dann... dann tut ihr... ihr s-s, als wäre nichts geschehen" Ich kann nicht mehr reden und ich schreie mich in meinem Kopf selbst an, dass ich nun doch vor ihnen heule. „Issy wir... also es tut uns leid ok?" Das ist alles? Ich schaue sie an und sie schauen unsicher zurück. Nach 4 Jahren sagen sie, es tut ihnen leid? Also die SMS war schon tief, aber das übertrifft alles. Ich schnappe nach Luft und weiß nicht, was ist sagen soll. Ich bin total Baff. Das kann nicht ihr Ernst sein. Nach ein paar weiteren Sekunden, wo ich sie nur fassungslos anstarren konnte, stehe ich schließlich auf. „Ich... Ich weiß nicht w-was ich sagen soll. Das h-hat keinen Sinn. Ich g-gehe b-besser" Ich will an ihnen vorbei gehen, in Richtung Flur, aber Michael springt auf und hält mich am Handgelenk fest. „Nein Issy, geh nicht. Bitte", er schaut mich mit seine grünen Augen flehend an und ich merke, wie sich meine Wut in Luft auflöst. ‚Toll! Muss Mickeylein die nur einmal anschauen und das wars?' Hab ich schon erwähnt, dass ich diese Stimme hasse?

Michael und ich verharren noch immer in dieser Position. Ich stehe mit verheulten Augen und den Händen zu Fäusten geballt da und er hat seine Hand an meinem Handgelenk.

„Unter einer Bedingung. Ihr sagt mir, warum ihr das gemacht habt. Und ich will nicht so was hören wie Tut mir leid oder so was. Das könnt ihr stecken lassen. Dann bin ich weg, aber ich schätze mal, das macht euch nichts aus, denn sonst wärt ihr etwas früher gekommen. Vielleicht so um die 4 Jahre"

Nachdem ich das gesagt habe, sehe ich in 3 schockierte und 1 verwirrtes Gesicht. Wer das verwirrte Gesicht macht, muss ich wohl nicht erwähnen. Ich gebe mal einen Tipp: Er hat braune Haare und sein Hobby ist neben Musik machen und seine schwangere Freundin zurücklassen, ein emotionsloses Gesicht machen. ‚ER wusste nicht, dass du schwanger bist', stellt meine 'ach so geliebte Stimme' richtig. Manchmal wünsche ich mir, sie würde einfach nur die Klappe halten.

Ashton nickt und sagt schließlich: „Bitte setz dich wieder hin und wir werden... dir deine Fragen beantworten. Aber vorher essen wir was" Das ist mal wieder so typisch für sie. Zuerst noch mal was Essen und sich dann erst seinen Problemen stellen. Als ich protestieren will, bemerke ich ein ziehen in meinem Unterleib. Wahrscheinlich, weil ich so hungrig bin. Das ziehen wird immer unangenehmer und ich nicke widerwillig. Ashton verschwindet in die Küche und Michael und Luke atmen erleichtert auf. Von Calum ist kein Geräusch zu hören. Ich frage mich, wie seine Stimme wohl klingt. Ob sie noch genauso sanft, aber trotzdem tief und rau ist, wie früher? Ich wünsche mir, er würde irgendetwas sagen. Egal was, ich will nur seine Stimme hören. Ich muss mich zwingen ihm nicht ins Gesicht zu schreien, es solle sich nicht so blöd verhalten, sondern mit mir reden. Aber mein Mund bleibt geschlossen. Niemand sagt etwas. Die einzigen Geräusche sind mein Schniefen und das Klappern von irgendwas in der Küche. Meine Nase beginnt, zu laufen, aber ich bin zu stolz, um nach einem Taschentuch zu fragen. Michael scheint dies zu bemerken, denn er greift neben sich und zieht ein Taschentuch aus dem Pappbehälter, der auf dem Fensterbrett steht und reicht es mit über Luke hinweg. Ich nehme es, ohne aufzusehen und putze mir so leise, wie möglich die Nase. Nach einigen Minuten, die wir, welch ein Wunder, in Schweigen verbracht haben, kommt Ashton schließlich wieder und setzt sich auf seinen ursprünglichen Platz zwischen Michael und Calum, welcher in der Gegend umherschaut, als wäre er nicht eine Million mal hier gewesen.

Ich habe Angst, dass meine Stimme zittert, weshalb ich nur fragend zu den Jungs schaue. Luke scheint meinen Blick zu bemerken, denn er holt Luft, um etwas zu sagen. 

Daddy- Calum Hood FF Where stories live. Discover now