Kapitel 34

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Kap. 34

„Besuch für dich Issy!", ertönt es aus dem Flur und meine Mum erscheint im Türrahmen gefolgt von Calum.

Alle Augen sind auf mich gerichtet, aber ich kann Calum nur perplex anstarren. In letzter Zeit verwirrt er mich immer mehr. „Hallo Mr. Kendricks. Ich muss nur kurz etwas mit Issy... besprechen", begrüßt Calum meinen Dad freundlich, der nicht sehr erfreut aussieht.

Aber warum auch nicht? Er war schließlich dabei, als ich die Wochen nach unserer Trennung so unglücklich war und wäre er nicht für mich da gewesen, dann wäre ich höchst wahrscheinlich nicht so schnell darüber hinweg gekommen. Was heißt drüber hinweg gekommen? Das bin ich ja jetzt noch nicht einmal...

Die Stimme meiner Mum reißt mich aus meinen Gedanken: „Möchtest du etwas essen Calum?"„Nein danke ich habe schon gegessen", erwidert dieser ebenso freundlich wie schon bei meinem Dad. „Ich habe keinen Hunger mehr", sage ich, lege mein Besteck zur Seite und stehe auf. Zusammen mit Calum laufe ich die Treppe hoch in mein Zimmer. Auf dem Weg beiße ich auf meiner Lippe herum und überlege, ob ich ein Gespräch anfangen soll oder nicht.

Kurz darauf betreten wir mein Zimmer und nachdem ich mich versichert habe, dass nirgends Unterwäsche oder ähnliches herum liegt, atme ich kurz durch und drehe mich dann zu Calum um, der die ganze Zeit geschwiegen hat.

„Was willst du?", frage ich bemüht emotionslos.

Er räuspert sich kurz. „Wegen gestern... weißt du noch was?" Ich versuche mich an was zu erinnern, aber alles was zwischen dem Gespräch mit Kiki im Bad und dem etwas speziellen Aufwachen war, will mir einfach nicht mehr einfallen.

„Uhm... nein keine Ahnung...", ich räuspere mich peinlich berührt und sehe auf den Boden. „Weißt du noch was?" „Nein", antwortet er nur.

„Aber eins weiß ich und zwar, dass du Kiki deine Zunge in den Hals gesteckt hast", ich weiß nicht, woher dieser Mut kommt, doch auf ein Mal fällt es mir nicht mehr so schwer in Calums Augen zu schauen. „Ich... ich hab was?", fragt er überfordert und scheint nicht so recht zu wissen, was er sagen soll. „Du und Kiki habt euch geküsst und aus irgendeinem Grund bin ich heute morgen in deinen Armen aufgewacht", gebe ich die Erklärung mit einer erstaunlich festen Stimme. Ich habe keine Ahnung, warum ich das Calum plötzlich so ins Gesicht sagen kann, aber ich beschließe, diesen Moment des Mutes zu nutzen, denn sehr lange wird er wohl nicht andauern. „Also gestern... denkst du, wir haben irgendwas gemacht?", fragt er nach einer Weile des Nachdenkens. Was ist mit Mr. Emotionslos? Warum plötzlich so unsicher?

Plötzlich baut sich eine Wut in mir auf, von der ich nicht weiß, woher sie kommt.

„Ich verstehe dich einfach nicht! Sonst bin ich dir doch auch egal und jetzt kommst du plötzlich zu mir, um mit mir zu reden", bei dem Wort reden mache ich Anführungszeichen in die Luft und funkele ihn wütend an.

„Ich weiß es!", ruft er plötzlich und ignoriert meinen Wutausbruch und meinen verwirrten Blick.

„Was?", frage ich überfordert und noch immer etwas wütend und er fängt an zu erzählen.

„Wir waren alle ziemlich betrunken und irgendwann bist du zu mir gekommen und hast gefragt, warum ich so komisch zu dir bin." Wahrscheinlich kann er sich deshalb daran erinnern. Immerhin habe ich ihn gestern laut seiner Erzählung dasselbe gefragt wie gerade eben.„Ich habe dir erklärt, dass mich das mit Erin überfordert und wir haben es den Jungs erzählt."

„Wir haben was?!", frage ich panisch. „Wir haben den Jungs von Erin erzählt", wiederholt er und schon wieder ist seine Stimme so emotionslos. „Aber die haben eh alles wieder vergessen. Was wir im Laufe der Nacht gemacht haben weiß ich nicht mehr, aber irgendwann haben wir uns... geküsst", am Ende räuspert er sich und meine Augen weiten sich.

FUCK. Dieses Wort beschreibt genau meine Gedanken und ich frage mich zum vermutlich millionsten Mal, warum ich überhaupt Alkohol getrunken habe.

„Issy?", reißt mich Calum aus meinen Gedanken. Ich kaue auf meiner Lippe und weiß nicht, was ich sagen soll. Der vergangene Abend hat alles noch mal komplizierter gemacht, als es ohnehin schon ist. „Und um deine Frage zu beantworten, ich bin hergekommen, weil ich mit dir reden wollte, wegen heute morgen. Wir konnten da ja nicht mehr reden", erklärt er nach einer Weile wieder mit diesem emotionslosen Ton. „Ja, weil du mit Kiki verschwunden bist", rutscht mir heraus und ich könnte mich schlagen, weil ich wie seine eifersüchtige Freundin klinge. „Tut mir leid", kommt plötzlich von dem Dunkelhaarigen.

„Warum entschuldigst du dich jetzt?"

„Wegen dieser ganzen Sache. Ich hätte nicht nach L.A. abhauen sollen und ich hätte nicht mit Kiki verschwinden sollen, schätze ich", sagt Calum und kratzt sich am Hinterkopf.

„Ich hätte dich damals nicht allein lassen sollen", fährt er fort.

„Fällt dir ja früh auf", murmle ich leise und verwirrt vor mich hin. Verwirrt von Calum.

Es ist ihm alles egal gewesen was mit mir zu tun hatte und ein paar Wochen später entschuldigt er sich, dass er mich mit meinem, mit UNSEREM Kind allein gelassen hat. Und schon wieder ergreift die Wut von mir Besitz, die ich aber zurück halte. Was ich dabei komplett vergesse ist, dass Calum zu dem Zeitpunkt, als er mich verlassen hat, gar nichts von dem Baby wusste. Aber meine Gedanken sind so durcheinander, dass ich diese Tatsache komplett vergesse.

Aber seine nächste Handlung wirft mich komplett aus der Bahn.

Ehe ich etwas auf seine Worte antworten kann, liegen seine weichen Lippen auf meinen. Gott, wie ich seine Lippen vermisst habe. Es fühlt sich genau so an, wie vor ein paar Jahren.

Da ich zu geschockt und überrascht bin, erwidere ich nicht, sondern stehe nur wie fest gefroren da und bewege mich keinen Millimeter. Das scheint Calum auch zu bemerken, denn einige Sekunden später löst er sich und entfernt sich wieder von mir.

In seinen Augen blitzen verschiedene Gefühle, die ich nicht deuten kann, auf, aber schon wenig später ist sein Gesicht wieder diese emotionslose Maske. Bevor er seinen Mund aufmachen und etwas sagen kann, beuge ich mich vor und drücke meine Lippen auf die seinen. Er erwidert sofort und mir ist klar, dass dieser Moment nicht lange anhalten wird –auch, wenn ich nichts dagegen hätte- und deshalb genieße ich einfach das Gefühl von Calums Lippen auf meinen. Ich habe keine Ahnung, warum das alles passiert. Weder der Kuss, noch eine Entschuldigung, aber das Risiko, dass er wieder dieser emotionslose Calum wird, wenn ich mich löse und danach frage, will ich nicht eingehen und bewege einfach weiter meine Lippen gegen Calums und mein Verstand schaltet sich aus.

Es fühlt sich so an, als wäre es erst gestern gewesen, seit wir uns das letzte Mal geküsst haben. In meinem Körper breitet sich ein Gefühl des Glücks aus und ich kann nicht anders, als in den Kuss zu lächeln. Calum vergräbt eine Hand in meinen Haaren und zieht mich noch näher an sich heran. Leider währt dieses Gefühl nicht lange, denn einen Moment später wird die Tür aufgerissen und wir springen auseinander.

Ich versuche meine zerwühlten Haare etwas zu richten und schaue ertappt zu Erin, die im Türrahmen steht.

„Bist du mein Daddy?"

Daddy- Calum Hood FF Where stories live. Discover now