Virginia - Die Wahrheit über Mrs Donovan

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„Diese Gerüchte klingen langsam ab, wie ich hörte. Der Mann welcher für die Beschattung des Gouverneurs eingesetzt wurde, ist heute in den frühen Morgenstunden tot aufgefunden worden. Ich vermute, ihr seid nicht dafür verantwortlich?" entsetzt sah ich den General an.
„Nein, er... du meine Güte." mir fehlten schon wieder die Worte.
„Damit weiß ich genug, Mistress Kenway! Hier und auch in den anderen Städten gibt es ein weitaus tiefer gehendes Netz an Informanten, welche auch meiner Gattin bekannt zu sein scheinen! Ich werde umgehend ein Verhör anordnen und euch postwendend informieren, falls Namen fallen sollten!" aus betrübten Augen sah er uns abwechselnd an. Man hatte ihn betrogen und ausgenutzt. Niemand würde diese Neuigkeit einfach so wegstecken, weswegen wir uns umgehend verabschiedeten.
Wir hatten sein Versprechen, dass er uns in Kenntnis setzen würde, sollten entsprechende Neuigkeiten bekannt werden.

Auf dem Weg zum Büro sah ich, wie Haytham gedankenverloren vor sich hin starrte.
„Ist alles in Ordnung?" hakte ich leise nach.
„Hmmm? Ja, natürlich. Ich frage mich nur, wie man auf so ein Weib hereinfallen kann? Liegt es an der nicht vorhandenen Menschenkenntnis, oder vielleicht Unerfahrenheit dieser Männer?" Im Grunde hatte Haytham bisher, nunja, einfach Glück gehabt und war nie einer Betrügerin aufgesessen.
„Sicherlich sind das unter anderem die Gründe. Aber es gibt die Frauen die es mit... einigen körperlichen Tricks schaffen, einen Mann zu beeinflussen. Frag die Dirnen, die werden dir das sicherlich bestätigen." im selben Moment fiel mir auf, dass ich im Grunde die Witwe Donovan mit diesen Prostituierten gleichsetzte. Aber mal Hand aufs Herz! Sie hatte immer einen Blick für die reichen, gut situierten Männer. Nicht bei allen konnte sie landen, also musste sie an die „schwächelnden" heran, welchen sie sich auch recht zügig entledigte, wenn ihr langweilig geworden war.
„Das klingt wie eine schwarze Witwe!" er hatte es noch nicht ganz ausgesprochen, als er mich mit großen Augen ansah. „Sie ist so eine von der Sorte!" dabei schüttelte sich mein Templer vor Widerwillen.
„Leider..." flüsterte ich.

Noch am selben Abend, es muss ungefähr nach dem Abendessen gewesen sein, erhielten wir eine Nachricht von den Eheleuten McKean.
Am morgigen Tag sollte eine Verhandlung vor dem Schiedsgericht stattfinden, wo man die Beschuldigungen und Verleumdungen ad acta legen wollte. Es hätten sich aufgrund der Aussage eines Generals und eines anderen Soldaten neue Erkenntnisse aufgetan, die es galt in Augenschein zu nehmen. Von Mrs. Hutchinson lasen wir kein einziges Wort.
„Haytham, wenn sie hier in einem Gefängnis sitzt... hoffentlich..." beim Gedanken, dass man die Frau misshandelte, kräuselten sich mir alle Nackenhaare. Auch wenn ich dieses Weib hasste, DAS hatte niemand verdient.
„Was soll ich tun? Sie da heraus holen und bei uns einquartieren?" Bei Odin, er konnte aber auch wirklich kaltherzig sein.
„Nein, aber gibt es nicht..." mein Mann ließ mich nicht ausreden.
„Gibt es nicht! Sie ist eine Aufwieglerin, sie hat falsche Anschuldigungen in Umlauf gebracht und wer weiß was noch alles. Sie wird vor ein Gericht gestellt und verurteilt. DAS war es!" Haythams Wut konnte mitunter gnadenlos sein, aber das hier?

„Du verschweigst mir etwas!" in diesem Moment kam mir ein absonderlicher Gedanke.
Vor ein paar Jahren, als sie sich mit einigen Dingen übernommen hatte, war Haytham ihr zur Hand gegangen. Ist in den Tagen, wo er dort war, etwas vorgefallen? „Sag es!" zischte ich wütend.
Sein Blick war unergründlich auf mich gerichtet. Seine Körpersprache nicht zu deuten!
„Ich weiß nicht, was du meinst." damit drehte sich Haytham um und wollte schon aus dem Zimmer gehen, aber ich hielt ihn auf.
„Du weißt, ich kann auch anders..." meine Stimme dröhnte selbst mir in den Ohren.
„Das wagst du nicht, Alex!" fauchte er mich an.
„Wir werden ja sehen..." meine gesamte Konzentration ging in seinen Geist! Aber ich stand im wahrsten Sinne des Wortes vor verschlossenen Türen! Ein fieses Grinsen ging über sein Gesicht!
„Vergiss nicht, wir beide haben diese entscheidende Technik gelernt." diesen Sarkasmus konnte er sich sparen!
„Dann sag mir, was passiert ist?" War er mit ihr doch ins Bett gestiegen, hatte sie ihm irgendwelche Versprechen gemacht...

Von schicksalhaften Zeitreisen und dem Ruf der Nornen - Part IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt