𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟙𝟛𝟠

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»Und Isabelle? Hast du dir überlegt, ob eine Paar-Therapie nicht sinnvoller wäre?« , fragte Mara, ihre Therapeutin, mit den blonden krausem Haar.

Sie fand es persönlicher bei ihr und war froh, dass sie die quirlige junge Dame vor Wochen gefunden hatte. Das Zimmer war bunt und fröhlich und erinnerte kein bisschen an eine therapeutische Behandlung. Selbst die Unterhaltungen mit ihr waren eher, als würde man mit einer guten Freundin sprechen. Auch das sie Isabelle das Du angeboten hatte, fand sie besser und das sie alles aufnahm, statt immer wieder etwas auf ihr Blatt zu kritzeln.

Mara saß mit Abstand bei ihr auf einem großen XXL-Sofa und sah sie an.

»Ich halte das nicht für gut. Wenn Dag und ich über diese Sache reden, eskaliert das meistens ... und das will ich nicht.«

»Aber dir ist schon klar, dass ihr reden müsst ... sonst kann keine Änderung eintreten.«

»Natürlich. Aber ich will ... ich will erst mit mir selbst ins Reine kommen, bevor ... ich mich zum nächsten Schritt wage.«

»Distanziert er sich wieder mehr?«

Isabelle nickte. »Ja. Manchmal denke ich, er ... er hat damit abgeschlossen, dann wiederum schaue in seine Augen und sehe noch immer ... diese Liebe. Ich kann das schwer erklären, aber was er und ich haben ist ... besonders.« Sie schmunzelte ein wenig. »Es war ... besonders.«

»Es bleibt besonders.« , sprach Mara und streichelte aufmunternd kurz über Isabelles Oberschenkel, als sie sich ein wenig zu ihr beugte.

Ihre Mundwinkel hoben sich geringfügig an, als sie ihre Therapeutin ansah. »Er ist viel unterwegs. Kommt erst spät in der Nacht meistens nach Hause.«

»Weil er dir aus dem Weg gehen will?«

»Ich denke?! Ich weiß nich'. Ich mach's ja im Grunde nicht anders. Ich arbeite viel und ... ich habe halt Angst, wenn wir uns wirklich hinsetzen würden und alle Probleme besprechen würden, das es dann ... endet.«

»Das glaube ich nicht. Du hast mir schon so viel erzählt. Eure erste Begegnung ... wie ihr euch ineinander verliebt habt ... so etwas endet nicht abrupt. Du hast zudem Dag als sehr verständnisvollen Mann beschrieben. Ich glaube, er würde dir zuhören, wenn du mit ihm über deine Ängste und Sorgen sprichst.«

»Es ängstigt mich trotzdem. Der Gedanke, das ich ihn dann ... verlieren könnte.«

»Aber denkst du nicht, das Schweigen ebenso dahin führen könnte?!«

Isabelle runzelte die Stirn und schluckte schwer. »Ich will ihm wieder nahe sein. Ihn spüren. Ihn fühlen. Ich will mich an ihn lehnen können, ohne ...« Sie stoppte, ohne Unterbrechung von Mara, selber ab, denn sie wusste nicht, was sie genau ausdrücken wollte.

»Reden wir über Sex.« , meinte die Therapeutin, nachdem sie Isabelle eine Winzigkeit Luft gelassen hatte. Erst als sie einverständnisgebend nickte, sprach sie weiter. »Wir wissen mittlerweile, das dein sexuelles Problem psychisch und weniger organisch bedingt ist. Es ist aber nicht so, dass du eine sexuelle Unlust, oder mangelnde Erregung verspürst, sondern das du blitzartig dicht machst. Du hast, wenn wir dem Ding einen Namen geben sollen, eine psychosexuelle Dysfunktion entwickelt.«

»Ich blockiere.« , gab Isabelle von sich und nickte. »Ungewollt.«

»Ja, aber nicht nur wenn es darauf hinausläuft. Du blockierst bereits bei Kleinigkeiten und das war anfangs nicht so. Irgendwie nimmt es zu und dadurch entfremdet ihr euch. Wie du bereits selber festgestellt hast, als du mir sagtest, dass bevor du ihn küsst oder so, es für dich ein Gefühl ist, als würde nicht der Mann vor dir stehen, den du schon so viele Jahre liebst.«

Sie nickte abermals. »Momentan sind wir ... nicht wir.«

»Daran arbeiten wir ja jetzt. Deswegen lege ich dir auch eine Paar-Therapie ans Herz.«

Isabelle schüttelte den Kopf. »Nein.«

»Ich verstehe, das du Angst hast.« Mara lächelte sie an. »Konzentrieren wir uns jetzt erst einmal wieder nur auf dich. Du musst lernen, den Kopf abzuschalten und auch wenn das nun eine sehr ... idiotische Herangehensweise ist, aber betrink' dich. Rauch' dir einen. Schalte ab. Ich bin der Meinung, wenn du es einmal geschafft hast, mit ihm zu schlafen, und sei es mit diesen Hilfsmitteln, wirst du deine Störung verlieren. Weil ich merke, wie sehr es dich belastet, dass du es nicht tun kannst. Du willst so gerne mit ihm intim sein und deswegen vertraue ich drauf, dass, wenn du es einmal geschafft hast, die ganze Blockade zusammenbrechen wird.«

»Ich soll mir also einen hinter die Binde kippen?«

»Wäre eine Möglichkeit.« , sagte Mara. »Den meisten rate ich, auf Abstand zu gehen, um die sexuelle Begierde wieder aufzuflammen. Aber da seid ihr ja ungewollt reingerutscht.«

»Aber wie kann Abstand generell helfen?«

»Weil man dann zurückversetzt wird in die Kennenlern-Phase. Die ersten Dates. Man wird an die ersten Gefühle erinnert, all das wichtige ... der Grundstein der Beziehung.«

»Denkst du, Dag ist an diesem Punkt angelangt?«

»Das er an früher denkt?« Isabelle nickte daraufhin. »Kann gut sein. Versucht er denn, vieles so wie in eurer Anfangszeit zu tun?«

»Nein. Eigentlich nicht.«

Mara merkte, dass sie ihr damit nicht helfen konnte, und lenkte wieder aufs Wesentliche ein. »Überleg' dir das mit dem Kopfabschalten. Du musst nur diese eine Hürde schaffen.«

»Leichter gesagt, als getan.«

Ihr war klar, dass Isabelle noch immer über die Vergangenheit nachdachte, jetzt wo sie dies angesprochen hatte. Und mit Sicherheit fragte sie sich, wieso ihr Mann anders handelte. »Nicht jeder Mensch tickt gleich. Zudem weißt du nicht, was dein Mann denkt. Vielleicht denkt er viel an früher, nur zeigt er es dir nicht, weil er ... vielleicht denkt, er kann mit dir auch nicht darüber reden. Das heißt aber nicht, dass ihm dieser Grundstein nicht wichtig sein wird.«

Isabelle nickte aufs Neue und sah dann aus, als wäre ihr eine Idee gekommen. »Und wenn ich ihn mitnehme?«

»Was meinst du?«

»Wenn ich ihn zu damals, als es anfing mit uns, zurücknehme.«

»Du meinst, ihn daran erinnern, in dem du alles auf Anfang setzt?«

»So ähnlich. Ich meine, wenn ich die Höhepunkte nochmal mit ihm erlebe.«

»Rückblenden nachspielen?«

»Ja.«

»Würdest du das denn hinbekommen?«

»Noch nicht. Ich glaub' nicht, das ich schon so weit wäre. Ich schaffe es noch nicht, mit ihm alleine zu sein. Aber wenn ich dann deine Idee mit meiner mische, könnte ich es eventuell irgendwann schaffen.«

»Leicht berauscht an die Sache gehen?! Joa. Wäre eine gute Alternative. Dann helfe ich dir, dies in absehbarer Zeit in die Tat umsetzen zu können.«

Isabelle lächelte und nickte. Auch wenn sie wusste, dass es noch dauern würde, bis sie so weit war, sah sie das Ganze nun optimistischer.

Ich bin der falsche Mann für die richtige Frau (Band 2)Where stories live. Discover now