ℙ𝕣𝕠𝕝𝕠𝕘

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2022

Das bestellte Uber fuhr in die Straße ein. Dag nahm seinen Koffer schonmal in die Hand, als er ihre Stimme hörte. »Warte.«

Er atmete tief aus. Ihm war klar, dass sie kommen würde. Immerhin war es vorhin sehr laut gewesen und logischerweise hatte sie alles mitbekommen.

»Warte bitte.« , rief sie erneut mit heiserer Stimme. Dag drehte sich um, und sah sie auf ihn zu rennen. Sie hatte geweint. Das erkannte er sogar aus der Ferne. Es tat ihm weh, sie so zu sehen. »Du kannst nicht gehen.« , sagte sie, als sie schließlich mit verheulten Augen bei ihm ankam und ihm wütend mit den Fäusten auf die Brust schlug.

Behutsam packte er ihre Handgelenke und sie sah sofort zu ihm rauf. Ihre Unterlippe zitterte. »Es muss sein.« , sagte er.

Sie schüttelte den Kopf. »Nein ... wir ... wir sind doch eine Familie.«

»Wir werden auch immer eine Familie sein. Daran wird sich nichts ändern.«

»Doch du änderst damit alles. Du hast alles kaputt gemacht.« Erneut schlug sie auf seine Brust, bevor sie ihn feste umarmte und aufs Neue begann zu weinen.

Dag schloss die Augen und streichelte über ihren lockigen Kopf, dem seinen so sehr ähnelte. Er musste sich beherrschen, nicht selbst loszuheulen, denn sie so traurig zu sehen, brach ihm das Herz.

»Bitte geh nicht.« , bat sie.

»Ich muss.«

»Nein. Red' mit ihr.« Ihr Kopf löste sich von seinem Körper. »Oder ich red' mit ihr.«

»Nein. Nein. Hör zu Nia. Das ist eine Sache zwischen deiner Mutter und mir.«

»Nein ist es nicht.« , sagte sie trotzig wie ein kleines Kind, dabei näherte sich ihr siebzehnter Geburtstag. »Ich gehör' auch dazu.«

»Aber nicht in dieser Angelegenheit. Das ist unsere Entscheidung.«

Sie schüttelte wieder ihren Kopf. »Ihr könnt das nicht alleine entscheiden.«

»Das haben wir schon getan.« Dag nahm seinen Koffer ein weiteres Mal in die Hand.

»Wohin gehst du jetzt? Zu Vincent?«

»Nein. Ich fahr ins Hotel und dann werde ich erstmal weiterschauen.«

»Vielleicht ... vielleicht wird es ja wieder?! Ihr bekommt das wieder hin.«

Er lächelte sie an. »Ja vielleicht.« , sagte er, um sie auf andere Gedanken zu bringen. »Jetzt geh' rein. Du hast nur ein Top an. Es ist viel zu frisch.«

»Mir ist nicht kalt.« , log sie.

Das brachte ihn ein wenig zum Schmunzeln, denn sie war von klein auf stur und bockig gewesen. Nicht nur das Äußerliche war eins zu eins er, nein, sie hatte viel von ihm. Sie waren sich einfach zu ähnlich.

Dag öffnete seinen Koffer und holte einen Pulli heraus, den er seiner Tochter über den Kopf zog.

»Du weißt, das du den nicht wiederbekommst.« , lächelte sie ein wenig.

»Natürlich, ich kenn dich doch.« Er küsste ihre Stirn und stieg in das Auto ein.

»Rufst du mich nachher an?«

»Ich melde mich nachher bei dir und jeden weiteren Tag. Wir gehen ... sollen wir morgen irgendwas unternehmen?«

»Ich wollte morgen mit Robin doch ins ...«

»Schon okay.« , unterbrach er sie. »Mach dein Ding.«

»Du bist immer noch wütend, oder?«

»Ich war nicht wütend ... geschockt, trifft es eher.« Er hatte nicht vor sie zu belehren. Denn genauso wie sie lernen musste, mit der momentanen Situation umzugehen, musste auch er vor Kurzem lernen das Veränderungen im Leben geschehen. Menschen entwickeln sich weiter.

Er lächelte ihr noch einmal zu, bevor er dem Fahrer mitteilte, dass er loskann.

»Papa warte.« , sagte sie und hielt die Türe weiterhin offen. Sie umarmte ihn innig.

»Nia, ich bin nicht aus der Welt.«

»Trotzdem ...« , murmelte sie.

»Irgendwann wird es ... normal für dich sein.«

Wiederholt löste sie sich von ihm und blickte ihn mit ihren blauen Augen traurig an. »Du wirst doch ... versprich mir bitte, dass du nochmal mit ihr redest. Das du versuchst, es nochmal hinzubiegen. Bitte Papa.«

Er konnte ihr diese Bitte nicht abschlagen, obwohl er wusste, dass bereits alles gesagt wurde. Trotzdem nickte er.

Sie lächelte ein wenig, doch runzelte kurz danach die Stirn. »Liebst du sie?«

Dag war sich im Klaren darüber, dass seine Tochter nicht von Isabelle sprach. Er schüttelte seinen Kopf. »Ich muss jetzt los Nia. Ich melde mich nachher bei dir.«

Mit diesen Worten verabschiedete er sich und schloss die Autotüre. Als der Wagen endlich losfuhr, registrierte er, wie sie ihm weiterhin nachsah.

Nie hätte er damit gerechnet, dass es irgendwann auf diese Art und Weise enden würde ...

Ich bin der falsche Mann für die richtige Frau (Band 2)Where stories live. Discover now