𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟙𝟛𝟝

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Eine Woche später war Nias großer Abend.

Nicht nur, dass es ihr sechzehnter Geburtstag und Robins fünfzehnter war, nein, es war der Abend, an dem sie endlich ihren Plan in die Tat umsetzen wollte.

Die Überraschungsfeier fand in einer Jugendeinrichtung statt.

Da Robin ein großer MARVEL-Fan war, wurde eine Kostümfeier daraus gemacht. Elias hatte seinen Freund mit ihren jeweiligen Kostümen dorthin gelockt. Er hatte ihn unter den Vorwand geködert, sie würden auf eine geheime Convention gehen.

Beklommen zog sie sich ein Stück des schwarzen Overalls aus der Po-Ritze. Sie hatte ihn eine Nummer zu klein geholt, wodurch er eng an ihren Körper klebte. Zudem schwitzte sie darin zusätzlich wie ein Schwein. Was aber auch mit sehr viel Nervosität zusammenhing.

Sie lauerte an einer dicken Eiche in der Nähe eines Spielplatzes. So, wie Elias es vorgeschlagen hatte. Und genau auf ihn, in seinem Kostüm mit einem Hammer als Accessoire, - das sie die Tage bei ihm zu Hause gesehen hatte - wartete sie. Denn er wollte Robin zum Kinderspielplatz bringen, um Fotos mit ihm zu machen, und das sollte der Moment sein, in dem Nia dazustoßen würde.

Der Zeitpunkt, der alles verändern könnte.

Ihr Handy, das sie seitlich in ihrem BH verstaut hatte, vibrierte. Sie griff hinein und holte es heraus.

- Wir kommen jetzt. Ich hoffe, du bist da.

Lautete Elias Nachricht an sie.

- Ja. Ich bin da.

Fix steckte sie ihr Handy zurück. Ihr Magen rebellierte, so aufgeregt war sie. Sie hatte Angst, wie Robin reagieren würde.

Was, wenn er wirklich damit abgeschlossen hatte und sie gar nicht mehr wollte?

Das würde ihr so sehr das Herz brechen, aber sie musste auch darüber nachdenken, das sie es quasi verdient hätte, wenn man mal überlegte, wie oft sie es unwillentlich bei ihm getan hatte.

In der Ferne sah sie zwei Gestalten nahe der Rutsche.

Ja, sie erkannte Robin allein schon an der Gang-Art. Dafür war nicht das Spider-Man Kostüm nötig.

Er sah süß darin aus. Nia lächelte, als sie ihn betrachtete. Er trug nur das Teil an seinem Körper. Der Kopf war nicht bedeckt. Die Maske hielt er in seinen Händen.

Sie wartete jetzt nur noch auf den richtigen Moment, während ihr Herz raste.

»Mach' am besten ein paar Kunststücke.« , meinte Elias zu ihm.

»Ja klar.« , sprach Robin mit ironischem Ton. »Soll ich meine Web-Flüssigkeit abschießen und mich dann hin- und herschwingen?«

»Nein, aber mach doch 'ne Pose.«

»So viel habe ich noch nicht getrunken, um mich hier zum Affen zu machen.« , lachte er.

»Weißt du was ...« , begann Elias, wie geplant. »Ich hab' noch meine Polaroid-Kamera mit. Ich hol' die schnell, dann machen wir damit Fotos.«

»Quatsch. Benutz' dein Handy. Das reicht aus.«

»Nein. Nein. Ich will die Bilder direkt so haben.«

»Die kannste doch ausdrucken.«

»Nee warte hier.« Elias lief los.

»Ja. Ich warte gerne wie ein Kleinkind in einem Spider-Man Kostüm alleine auf 'nem Spielplatz.« , plärrte Robin hinterher, ehe er sich auf die Schaukel setzte.

Es war bereits ein wenig dunkel und doch erkannte er die Person, die auf ihn zukam sofort.

Doch was machte sie hier?

Und was trug sie?

Er runzelte die Stirn, denn so figurbetont hatte er sie noch nie gesehen. Er war ihr absichtlich bis auf den heutigen Tag aus dem Weg gegangen. Und obwohl er dachte, er hätte es in der kurzen Zeit einigermaßen überwunden, weil er alles mied, was mit Nia zu tun hatte, schlug sein Herz wie verrückt, als sie nun auf ihn zukam.

Ohne ein Wort zu sagen, nahm sie die Schaukel neben ihm ein.

Robin blickte kurz rüber. »Wieso bist du Black Widow?«

»Black, wer?« , fragte sie und sah an sich hinab.

»Black Widow.« , wiederholte er.

»Spider-Mans Freundin?!« , sprach sie leise und mehr als unsicher.

»Na ja, also im Grunde nicht. Überwiegend ist es Mary-Jane oder Gwen Stacy.«

»Und ich bin keine der beiden?«

»Du bist als Natasha Romanoff verkleidet.«

»Scheiße. Ich wusste, dass ich es verkacke.« Sie stand auf und ging weg.

Robin sah ihr kurz irritiert nach, ehe er ihr hinterherrannte. »Warte. Was hast du verkackt.«

»Ich dachte, du siehst mich im richtigen Kostüm. Im passenden Kostüm und ... du checkst dann direkt, was los ist, weil ich so scheiße aufgeregt bin und nicht genau weiß, wie ich mit dir reden soll.« Eine Träne kullerte ihre Wange hinunter.

»Du wolltest als Spider-Mans Freundin zu mir kommen?!«

Nia nickte. »Als deine ... Freundin.«

Eine Gänsehaut überfiel seinen Körper, als sie diesen Satz aussprach. »Meine Freundin?« Da er immer so vieles falsch verstanden hatte, fragte er vorsichtshalber nach.

Sie nickte abermals. »Es tut mir leid, das ich es nicht früher realisiert habe ... ich hoffe, es ist nicht zu spät und du hast mich nicht schon ... komplett aufgegeben.«

»Du-du ... du empfindest etwas für mich?«

»Es war plötzlich da ... aber ich glaube, es war ... immer da. Nur ich war zu blöd zu bemerken, dass dieses Gefühl, was ich in deiner Gegenwart verspüre ... so viel mehr ist.«

»Ich ... ich weiß nicht, was ich ...«

Nias Gesichtszüge veränderten sich. »Es ist zu spät, oder?!« Abermals drehte sie sich um und ging. Sie unterdrückte die Tränen, als Robin sie am Arm festhielt und wieder umdrehte.

»Nein. Es ist nicht zu spät. Ich ... ich hätte nur nie gedacht, dass du jemals so etwas zu mir sagen würdest.« , sagte er.

Sie lachte und weinte irgendwie gleichzeitig. »Worauf wartest du dann?«

»Was?«

»Küss' mich endlich.«

Er wollte es dieses Mal richtig machen. Nicht so flüchtig und schnell wie beim ersten Kuss. Robin trat einen Schritt näher an sie heran und wischte ihr zuerst sanft eine Träne von der Wange und lächelte sie an.

Er blickte lange in ihre hellen Augen. Seine Hand wanderte zu ihrem Hals, unter ihrem Ohr. Zurückhaltend und schüchtern, aber dennoch mehr als gewollt, zog er sie endlich an sich ran. Langsam kamen seine Lippen näher ... und dann küsste er sie.

Ohne sein Zutun legte sie sofort seine Arme um ihn.

Seine Lippen, warm und weich, drückten behutsam auf Nias Mund, ehe er auch seine Zunge scheu ins Spiel brachte.

Robin schmeckte den Bubblegum-Lipgloss und wusste, wie von Anbeginn, dass er nie wieder andere Lippen küssen wollte, als die ... seiner Freundin.

Ich bin der falsche Mann für die richtige Frau (Band 2)Where stories live. Discover now