𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟟𝟞

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»Ihr macht was?« Katja und Isabelle sprachen gleichzeitig, als sie im Wohnzimmer der Steins saßen und Hannah mit verdutzten Gesichtern anblickten.

»Wir wollen wegziehen.«

»Nein. Nein. Nein. Nein.« , bemerkte Katja mit einem wedelnden Zeigefinger. »Er will wegziehen und du dackelst mit.«

»Er ist mein Mann. Ich kann ihn ja schlecht alleine ziehen lassen.«

»Wieso nicht? .... Autsch.« , sagte die Blondine, als Isabelle sie mit dem Ellbogen anstieß.

»Ich dachte, unsere Jungs wachsen zusammen auf.« Sie rieb über ihr kleines Bäuchlein.

»Ich weiß, aber ... Marcel will halt, das wir bei seiner Familie in der Nähe leben. Er meinte, sie könnten mich auch unterstützen und ...«

»Wir sind doch hier. Du stehst doch nicht vollkommen alleine da, wenn dein Idiot arbeitet.« , meckerte Katja.

Wieder kam der Ellbogen von Isabelle zum Einsatz. »Du weißt, wie sie das meint.«

»Ich versteh' euch ja, aber ihr müsst mich auch verstehen. Er will, dass wir ... sicherer leben.«

»Sicherer? Wo leben wir? In Detroit?« Katjas Stimme wurde grell.

Hannah sah sie vielsagend an. »Du weißt, wie er das meint.«

»Wohin geht's denn? Wenigstens noch nah bei uns?« , fragte Isabelle.

»Na ja. Über 900 km entfernt.« , sprach sie kaum hörbar.

»Was?« Beide sahen sie wieder erschrocken an.

»Wir ziehen in die Schweiz.«

»Stopp. Stopp. Eben hieß es noch, ihr wollt wegziehen und jetzt sagst du, ihr zieht in die Schweiz?« , fragte Katja.

»Ja. Es ist schon beschlossen.« , gab sie leise von sich.

»Was willst du in der Schweiz? Kommt Marcel überhaupt von da?«

»Seine Familie ist vor zehn Jahren oder so dort hingezogen. Alle. Außer er.«

»Ja und warum jetzt der Sinneswandel?«

»Nach meinem Unfall fing er schon öfters damit an. Er meinte, wenn wir dort leben würden, wäre es nicht passiert.«

»Weil dort nie Unfälle passieren.« , sprach Katja mit sarkastischem Unterton.

»So meinte er das nicht. Er hat vier Brüder und drei Schwestern. Dann seine Eltern. Irgendwer wäre dort gewesen und hätte mich gefahren.« , erklärte Hannah.

»Du hättest auch uns anrufen können. Ich wäre auch direkt bei dir gewesen.«

»Ich weiß das doch.«

»Wo is'n das Problem?«

»Ich bin wieder schwanger.«

»Was?« Zum wiederholten Mal sprachen beide im Chor.

»Aber du ... du hast doch vor ein paar Wochen erst ... du stillst oder nicht?« Isabelles Augen wurden erschrocken groß.

»Ja. Keine Ahnung wie das passiert ist.«

»Ich würde mal sagen, weil du dich hast kacheln lassen.« , meinte Katja abfällig und wich Isabelle aus, deren Ellbogen wieder in ihre Richtung schoss.

»Ich meinte damit, das wir echt aufgepasst haben.«

»Nicht gut genug, wie es scheint.«

»Es ist halt passiert und wir freuen uns.«

»Ihr habt ewig fürs Erste gebraucht und jetzt bumst der dich einmal an und zack biste wieder angebufft.« Wiederholt wich sie ihrer Freundin aus. »Kannst du mal aufhören, mich zu stupsen?!«

»Dann sei mal netter.«

»Ich bin nett.« Katja zeigte auf ihr Gesicht. »Das ist mein Nice Face.«

»Ich merk's.«

»Nein. Ich bin abgefuckt.« , gab sie nun zu. »Seien wir doch mal ehrlich. Wie oft werden wir uns dann noch sehen?«

Hannah zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht.«

»Siehst du?«

»Wir bekommen das hin.« , meinte Isabelle.

»Ach. Und wie?« Katja sah sie eindringlich an. »Das klappt nicht. Das wird wie mit Sascha enden. Irgendwann besteht null Kontakt. Du hast es doch gesehen. Der Scheißer war nicht mal auf eurer Hochzeit, dabei hat er sich mal als deinen besten Freund bezeichnet.«

Isabelle fühlte sich momentan zurückversetzt zu der Zeit, als sie sich selbst mit Katja so gestritten hatte, als diese nach Kanada ging. Sie konnte nachempfinden, wieso sie so reagierte. Ihr erging es in jener Zeit nicht anders. Und sie wusste noch genau, wie sie damals jedes Wort bereut hatte, das sie ihrer Freundin an den Kopf geworfen hatte. Und doch wollte sie sich aus diesem Gespräch, so weit wie möglich raushalten, denn sie verstand auch Hannah.

Freunde begleiten uns in unserem Leben. Vom Sandkasten, über die Schulzeit und die ersten Kneipentouren, bis hin zu unserem letzten Atemzug.

Wer jedoch die Liebe gefunden hat, hat sich entschieden, dass dies der Begleiter fürs Leben sein sollte. Unabhängig davon, ob das am Ende funktioniert oder nicht. Ein solcher Partner möchte nicht nur irgendjemand für einen sein.

»Ich bin nicht Sascha. Ich würde selbst von Kanada aus noch Kontakt zu euch halten.« , sagte Hannah.

Isabelle war klar, dass dies keine Anspielung auf Sascha sein sollte, sondern auf Katja, die sich bei keinem gemeldet hatte, nachdem sie ging.

»Meine Sache war eine vollkommen andere.« , sagte die Blondine, während sich mehr und mehr Falten auf ihrer Stirn bemerkbar machten. »Ich musste weg.«

»Quatsch. Du warst nicht verheiratet oder hattest sonst eine Verpflichtung Pierre gegenüber. Ihr habt im Grunde nicht mal ein gemeinsames Leben geführt.«

»Stimmt. Gebe ich dir vollkommen Recht. Das mit mir und Pierre war mehr als Bullshit und doch hatte all das einen tieferen Sinn.«

»Auch, dass du dich bei keinem von uns gemeldet hast?«

»Ja.« , sagte Katja wie aus der Pistole geschossen.

»Ach?!« Hannah sah sie aus dem Konzept gekommen an. »Dann erkläre mal deinen Sinn.«

»Weil ich mich verliebt hatte.«

»In?«

»In wen wohl. Meinen Ehemann.«

»Du hast damals schon gemerkt, das du mehr für Vincent empfunden hast und bist deswegen abgehauen? Und hast zusätzlich den Kontakt zu uns allen abgebrochen?« Katja nickte. »Das macht null Sinn, meine Liebe. Null.«

»Doch. Für mich war es berechtigt. Ich wollte das nicht. Ich hatte Spaß mit ihm und Ende. Ich wusste, wenn ich mich auf ihn einlasse, wird es was Großes und dafür war ich nicht bereit. Zumindest nicht zu diesem Zeitpunkt.« , erklärte Katja. »Pierre, mit seiner egoistischen Arschloch-Art, sollte mir im Grunde nur dabei helfen, nicht auf Wolke sieben zu flattern.«

»Deswegen hast du mit uns allen den Kontakt abgebrochen?« Jetzt sah Isabelle sie fragend an.

»Ja. Ich wollte eine Vincent-freie Zone. Ich dachte, dass ich so alles vergessen könnte. Das Gefühl, das er in mir geweckt hatte und wie gern ich in seinen Armen lag ... und heute noch liege.« , sagte sie. »Es hat mir Angst gemacht.« Die drei schwiegen einige Sekunden, bis Katja das Wort eröffnete. »Versprich, dass du niemals den Kontakt zu uns abbrechen wirst.«

»Ich verspreche es.« Hannah stand auf und umarmte ihre beiden Freundinnen.

Ich bin der falsche Mann für die richtige Frau (Band 2)Where stories live. Discover now