𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟟𝟟

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»Wohin gehen wir?« , fragte Nia, als sie zwei Wochen später Hand in Hand mit Jenaro durch die Straßen lief.

»Du hast doch gesagt, du willst mal etwas anderes machen, statt nur auf der Bank zu hängen.«

»Ja, aber wohin geht's?«

»Zu mir.« , sagte er und steuerte mit ihr ein Hochhaus an.

Nia sah nach oben und zählte eilig die Stockwerke. »... Zwölf, dreizehn, vierzehn ... Welche Etage wohnst du?«

»Die Zweite.«

»Ist deine Mutter zu Hause?« Irgendwie fühlte sie sich unbehaglich und hatte sofort ein schlechtes Gewissen, weil sie Jenaro ihren Eltern vorgestellt hatte. Zusätzlich war ihr Vater, in ihren Augen, nicht gerade nett zu ihm gewesen, weswegen sie auch heut noch sauer auf ihn war und nur das Nötigste mit ihm sprach.

Er hatte sie sogar darum gebeten mit Jenaro Schluss zu machen, weil er angeblich nicht gut für sie wäre. Aber was wusste er denn schon?! Nia war richtig verärgert, dass er überhaupt sowas zu ihr gesagt hatte.

Sie vermisste ihren alten Vater. Der ihr alles erlaubt hatte. Doch jetzt ... er hatte von Mal zu Mal etwas auszusetzen.

Insbesondere was Jenaro anging.

»Ja. Aber keine Sorge, wir sind ja in mein'm Zimmer.« , sagte er und kickte gegen die Eingangstüre, die sich dann öffnete.

»Oh.« Nia sah zurück, als sie in den schallenden Hausflur trat. »Hast du keinen Schlüssel?«

»Nö.«

Er ließ seine Freundin vor ihm die Stufen hinaufgehen, dabei wusste sie nicht mal, wo sie abbiegen musste, als sie die zweite Etage erreicht hatten. »Wieso sind wir nicht mit dem Aufzug gefahren?« , fragte sie, als er sie nach rechts lenkte, an dem Lift vorbei.

»Der ist oft kaputt.«

Das genügte ihr als Antwort. Jenaro blieb an einer Haustüre stehen und klopfte und klingelte zugleich.

Eine junge Frau öffnete die Türe. Nia schätzte sie jünger als ihre Mutter ein. Sie trug ihre dunklen Haare zu einem Messy Bun und hatte einen Rock an, der bis zum Boden ging. Freundlich lächelte sie Nia an. »Du musst Jenaros Freundin sein.« , sagte sie mit einem Akzent, den sie nicht so richtig zuordnen konnte.

Nia reichte ihr wohlmeinend die Hand.

Seine Mutter drehte sich zu Jenaro. »So tu adi paloplane keres

»Wir bleiben hier. Heut Abend bringe ich Nia nach Hause.« , antwortete er, ohne weiter auf ihre Frage einzugehen, was er später noch machen würde.

Er nahm seine Freundin an der Hand und ging mit ihr in sein Zimmer. Die Türe dazu war mit lauter Dellen versehen, die sie argwöhnisch betrachtete.

Seine Räumlichkeit war kahl, wenn man es beschreiben musste. Er hatte ein Bett links stehen. Davor einen Fernseher an der Wand befestigt. Rechts sah man einen Zweitürigen-Schrank und auf dem Boden eine fette Musikanlage. Mehr nicht.

»Setz dich ruhig.« , sagte er und zeigte auf sein Bett, während er seinen Fernseher einschaltete und von dort die Musik aufdrehte.

Nia saß ein wenig unbeholfen und verklemmt auf der Bettkante. Sein Zimmer roch gut. Es roch nach seinem Parfüm, das er stets trug.

Jenaro begann mal wieder zu rappen. Tief in ihrem Innern wusste sie, das er kein Talent besaß, und dennoch hörte sie ihm gerne zu, weil er immer öfters ihren Namen in Textpassagen einbaute.

Nia fühlte sich dann irgendwie besonders.

Er zog plötzlich und unerwartet sein Shirt aus. Sie sah sofort auf seinen Bauch, der ein minimales Sixpack andeutete. Rot wie ein Krebs sah sie zum Fernseher.

Als er das bemerkte, trat er näher an sie heran, beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie. Das war nichts Neues für sie. Er küsste sie oft. Mittlerweile war es schon Routine für sie mit Zunge zu küssen, doch dieses Mal war es auf einem Bett.

Er drängte sie ein wenig zurück, bis er schließlich auf ihr lag.

Sie hatte ein totales Kribbelgefühl im Bauch, als er jedoch unter ihr lockeres Shirt greifen wollte, stoppte sie im Affekt seine Hand ab. »Ich will das nicht.« , sagte sie.

Er rollte sich von ihr runter. »Du bist echt noch Jungfrau?!«

»Natürlich.« Sie setzte sich nun wieder auf.

Ein wenig verklemmt verschränkte sie die Arme vor ihrem Körper.

»Ich hatte noch nie eine Jungfrau.« , sagte er schließlich.

»Noch nie?« Sie drehte sich zu ihm um.

Jenaro schüttelte den Kopf. »Nein, du bist die Erste.« Er setzte sich mit dem Rücken an die Wand und zündete sich eine Kippe an. »Hast du auch noch nie ... so richtig rumgemacht?«

Sie zuckte mit den Schultern, weil sie mit der Definition „so richtig rummachen" nicht viel anfangen konnte.

Klar war sie mit ihrer Mutter vor Kurzem beim Arzt gewesen, auch wenn ihr Vater nicht begeistert davon schien und natürlich hatte dieser sie des Weiteren in Sachen richtiger Verhütung wegen Krankheiten und einer Schwangerschaft aufgeklärt. Und dennoch fühlte sie sich noch weit entfernt von allem.

Ihre Mutter hatte zusätzlich versucht, ihr ebenso eine Winzigkeit darüber zu berichten. Natürlich war ihr bereits vorher klar, was Sex war und musste nicht komplett aufgeklärt werden, jedoch ängstigte sie dieser Part trotzdem.

Sie wusste, dass es schmerzhaft sein konnte beim ersten Mal und auch das man blutete, aber allein der Gedanke, ein Junge könnte sie nackt sehen, ähnelte einem schlimmen Traum.

Sie wollte jedoch auch nicht als kleines Kind dastehen, also sah sie ihn fragend an. »Was genau meinst du, mit richtig rummachen?«

»Ja anfassen und so weiter.«

»Anfassen?«

Er nickte. »Du bist echt komplett Jungfrau, oder was?!«

Sie schämte sich, obwohl sie das eigentlich gar nicht bräuchte. Ihre Mutter hatte ihr sogar mehrmals erzählt, wie gerne sie die Zeit zurückdrehen würde, und lieber gewartet hätte bis sie achtzehn war, so das ihr Vater der Erste gewesen wäre, weil nur bei ihm hatte es sich richtig angefühlt.

Es war ein ekliges Gespräch in ihren Augen, schließlich möchte man diesbezüglich nichts davon wissen, wenn es die eigenen Eltern betrifft, aber irgendwie machte ihr das momentan Mut und sie sah Jenaro stirnrunzelnd an. »Wenn ich mich noch nicht bereit dazu fühle, dann ist das halt so.«

Er lachte kurz auf. »Was hast du denn jetzt für'n Problem? Hab' ich irgendwas gesagt? Ich gebe dir doch Zeit.« Er zog erneut an seiner Kippe. »Ey Nia, ich weiß wie alt du bist, und trotzdem habe ich mich für dich entschieden, also bleib ma' locker ... is' halt nur komisch, weil ich noch nie eine hatte, die so unerfahren is' wie du.«

»Dann lach' nich' die ganze Zeit.«

Er lachte weiter. »Du bist echt süß, wenn du dich aufregst.« Jenaro schaltete die Musik aus und machte einen Film an. »Lass uns irgendwas gucken.«

Nia setzte sich gerade neben ihm hin, doch er zog sie an sich, so das sie ein wenig in seinem Arm lag. Das war so weit ganz okay für sie. Mehr musste und wollte sie zu diesem Zeitpunkt auch nicht haben.

Ich bin der falsche Mann für die richtige Frau (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt