𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟙𝟝

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»Eine ehrbare Hausfrau?« , lächelte Dag dümmlich und zog sich sein Shirt endlich über. »Sind wir im Spätmittelalter?«

»Du weißt, was ich meine.« , gab Katja von sich.

»Diese holde Weiblichkeit besaß ein ausschließlich eheliches Sexualleben und verkörperte damit die Idealvorstellung einer Frau. Im Grunde ist Isy schon ehrbar nur halt ohne Schein.« , sinnierte er.

»Du willst sie also nicht heiraten?«

»Pillepalle. Klar würde ich sie direkt heiraten, wenn es das ist, was sie möchte.«

»Könntet ihr zwei mal aufhören, über mich zu reden, als wäre ich nicht anwesend.« , bat Isabelle und winkte ihnen zu.

»Willst du heiraten Isy?« , fragte er sie und setzte sich auf einen Hocker.

»Also so bestimmt nicht.« Sie zeigte auf ihn. »Hört sich eher an wie, dann lass es uns einfach tun, hab ja sonst nichts vor.«

Er hob entschuldigend die Arme nach oben und lachte. »Das war kein Antrag. Nur 'ne Frage, ob du überhaupt diesen Schritt gehen willst.«

»Ich ... ich weiß nicht.«

»Nia heißt wie du. Du heißt wie du. Baby Nummer zwei wird deinen Familiennamen bekommen ... wird also Zeit, das Isabelle auch mal schriftlich gesehen dazu gehört.« , kommentierte Katja, während Vincent sich neben sie setzte.

»Lass die zwei das doch selbst entscheiden.« , meinte er.

»Lass ich doch. Aber seien wir mal ehrlich, wir haben alle damals gedacht, dass dies eines der ersten Schritte bei euch beiden sein wird.«

»Wir haben ja auch damals, als wir wieder zusam- ...« Dag stoppte kurz ab. »Wir hatten öfters mal das Thema, nicht wahr Isy?! Aber irgendwann haben wir gesagt, dass dies im Grunde ja nichts über unsere Gefühle füreinander aussagt.«

»Und weil du eine riesige Hochzeit wolltest und wir gar nicht das Geld dafür gehabt hätten.« , fügte Isabelle lachend hinzu.

»Ja, das auch.« , lachte er. »Ich wollt nun mal etwas Einzigartiges ... einen schönen Ring für dich ... ein wunderschönes Kleid ... halt das gesamte Programm.« Er machte wieder eine kleine Pause. »Ich hab oft darüber nachgedacht. Auch als Nia noch klein war, weil ich mir vorgestellt habe, wie ihr beiden mit fast identischem Kleidern zum Altar kommt, aber ... ich dachte immer ... du willst das doch nicht.«

»Irgendwie hab ich schon immer gewollt, aber weil du es auch nicht mehr angesprochen hast, dachte ich ...«

»Wie lang seid ihr jetzt zusammen? Sechzehn Jahre?« Katja schüttele ungläubig ihren Kopf. »Selbst nach all der Zeit bekommen die beiden nichts gebacken ohne uns. Hätte ich das jetzt nicht aufs Tapet gebracht, wäre das irgendwann in eine Schublade gerutscht und für immer verstaubt.«

»Oh.« Dag stand auf und rannte ins Schlafzimmer, um wenige Sekunden danach wieder ins Wohnzimmer zu sliden.

»Was machst du?« Isabelle sah ihn irritiert an, als er dann noch ihren Stuhl mit ihr darauf drehte und sich vor sie hinkniete.

»Du erwartest einen Antrag, also bekommst du auch einen.«

»Aber doch nicht so.« , lachte sie. »Ein bisschen mehr ... Romantik.«

»Ja, wie in einem Disney Film.« , warf Katja spaßeshalber in den Raum.

»Disney? Romantik?« Dag grübelte und sprang dann wieder auf die Beine. Er ging zur Couch und hob einen von Isabelles Adiletten auf, den er sich in die Seite seiner Jogginghose schob, bevor er zu Vincent ging und ihn ebenfalls auf die Beine stellte. »Geh ma' auf alle viere.« , forderte er seinen Freund auf.

»Ich soll wat?«

»Geh runter.«

»Du verwechselst da etwas Schätzelein.« , mischte Katja sich ein. »Das ist mein Lebensabschnittsgefährte und du bist noch nicht in deiner Hochzeitsnacht. Also hör auf ihm Befehle, für irgendwelche Stellungen zu geben.«

»Jetzt mach mir hier nit die Romantik kaputt.« , meinte Dag und schubste Vincent an, ehe er auf den Boden zeigte. »Komm mach.«

Er rollte mit den Augen und befand sich kurz danach auf allen vieren wieder.

Robin und Nia kamen derweil hinein. »Was macht ihr?« Robin sah derangiert zu, wie Dag sich rittlings auf seines Vaters Rücken setzte.

»Wir versprühen Romantik.« , antwortete Dag.

»Ihr versprüht eher die nächsten Therapie-Sitzungen für Nia und mich.« Beide gingen an ihnen vorbei, hin zur Couch, knieten sich drauf und sahen über die Lehne hinweg zu.

»Du wirst deiner Mutter immer ähnlicher mit deinen doofen Sprüchen, weißt du das eigentlich?!« , sagte Dag und ruckelte dann auf Vincent herum. »Komm schon Pferdchen.«

Vincent krabbelte langsam voran. »Kann mir einer ma' erklären, wieso ich den schon so viele Jahre ertrage?«

»Das frage ich mich auch gerade.« Isabelle runzelte die Stirn, als Dag Vincent in Katjas Richtung lenkte.

Er stieg ab mit einer Verbeugung. »Bleib unten.« , sagte er leise zu seinem besten Freund. Katja zog eine Augenbraue nach oben, als Dag sich ihr näherte. Er räusperte sich. »Ich bin Prinz Dag-Alexis Kopplin von ... dem grünen Kraute und ich bin hier, um bekannt zu geben, das ...« Er zog den Pantoffel von Isabelle aus seiner Seite heraus. »... jene, welcher dieser gläserne Schuh passt, soll meine Gemahlin werden.« Vor Katja ging er auf die Knie. »Sag mir bitte, dass du nicht dieselbe Schuhgröße wie Isy hast.« , flüsterte er.

Demonstrativ streckte die Blondine ihren Fuß aus. »Angst, dass ich deine Prinzessin sein könnte?«

Mit einem halb geschlossenem und einem offenen Auge, zog er ihr den Schlappen an ... der ihr zu klein war. Sichtlich erleichtert atmete Dag aus und verstellte seine Stimme. »Rucke di guh. Rucke di guh. Blut ist im Schuh. Der Schuh ist zu klein. Die wahre Braut hockt noch daheim.«

Er schwang sich zurück auf Vincents Rücken und drehte ihn so, dass er zur Couch hin trabte. Dort stieg er wieder ab und steuerte Nia an, die ein breites Grinsen im Gesicht hatte und schon präsentierend ihren Fuß hinhielt. Vorsichtig schlüpfte sie in den Schuh, doch Dag schüttelte seinen Kopf. »Rucke di goß. Rucke di goß. Der Schuh is' zu groß.« Er schwang sich auf Vincents Rücken zurück. »Brudi ich muss los. Die wahre Braut, wo ist sie bloß?«

Nun steuerte er Isabelle an, die schon ein wenig lachen musste. Dag verneigte sich. Vincent nutzte die Chance und eilte zurück zu seinem Stuhl.

»Seid ihr die holde Maid, nach der ich schon mein ganzes Leben suche?« , fragte er und kniete sich abermals vor ihr hin. Langsam schob er ihren Fuß in ihren Hausschuh. »Siehe da. Er passt.« Er grinste sie von unten an.

»Vorm Altar benutzt du aber dann keinen Schlappen, oder?« , fragte Katja.

»Ach danke. Bin ja noch gar nicht fertig.« , sagte er. »Isy. Du klaust meine Pullis, wenn dir kalt ist. Du klaust meine Pommes vom Teller, obwohl du gar nicht so viel Hunger hattest. Du raubst mir meine letzten Nerven, wenn deine Sturheit mal wieder Oberhand gewinnt und du hast mein Herz vor all den Jahren gestohlen und nie wieder hergegeben. Aber das ist egal. Ich teile alles mit dir, weil du mein Leben bist. Du bist meine beste Freundin, mein Fels in der Brandung. Ich kann mir kein Leben ohne dich ausmalen und möchte keine andere an meiner Seite haben.« Er griff in seine Hosentasche und holte eine kleine Box raus, die er nun vor Isabelle hinhielt. »Willst du den Rest deines Lebens mit mir Idioten an deiner Seite verbringen?« Langsam öffnete er die kleinformatige Schachtel.

Sie konnte nicht glauben, was sie da sah. Den Tränen nahe zog sie an ihrer Kette, an dem ihr Kaugummiautomaten-Ring aus ihrer Jugend hing. »Du hast ihn nachmachen lassen? Wieso?«

»Ich sagte doch, ich hab bereits öfters daran gedacht. Den habe ich schon etwas länger. Der ist aus echtem Gold und das Steinchen ist auch echt.« Er holte ihn aus der Verpackung und zog ihn ihr an. »Bekomme ich auch noch eine Antwort?«

Sie nickte, sah nochmal auf den Ring an ihrem Finger und küsste ihn.

Ich bin der falsche Mann für die richtige Frau (Band 2)Where stories live. Discover now