𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟙𝟙

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»Ihr wollt echt noch was Kleines?« Katja setzte sich auf die Couch, die Isabelle in dem kleinen Studio hatte, in dem sie arbeitete.

Jeden Mittag kam sie vorbei und brachte Gebäck für ihre Freundin mit. Auch Hannah war anwesend und sie setzte sich prompt neben Katja hin, während sie schmatzend Prjaniki aß.

Isabelle rollte mit dem Drehstuhl eine Winzigkeit näher. »Ja. Erst war ich ein wenig ... geschockt, also nicht richtig geschockt, aber ... ich dachte mir ... sind wir nicht zu alt dafür?! Also wir sind nicht alt, aber ... ich war einundzwanzig, als Nia kam und jetzt ... wir sind Mitte dreißig.«

»Hey, hallo?!« , sprach Hannah, immer noch schmatzend. »Ich bin im selben Alter und bekomme jetzt mein erstes.«

»Ja deswegen ... wir sind nicht alt, also ... wieso nicht?! Ich freue mich, dass er mit dem Thema angefangen hat. Ich glaube, von alleine wäre ich nie darauf gekommen, aber ja ... ich will auch unbedingt noch ein Baby zu Hause haben.«

»Weiß Nia davon?« , fragte Katja.

Isabelle schüttelte den Kopf. »Nein. Ich will ihr doch nicht sagen, hör ma' Mama und Papa schnackseln jetzt ein wenig mehr, damit du ein Brüderchen oder Schwesterchen bekommst.«

»Traumatisiert für ein Leben lang. Ich seh' Nia schon jede Nacht wach liegen mit Kopfhörer auf den Ohren.« , lachte Katja.

»Wir werden jetzt bestimmt nicht nur aufeinanderhängen.« , kommentierte Isabelle. »Wir müssen jetzt halt mehr auf die fruchtbaren Tage zurückgreifen.«

»Oh der arme Dag. Fleischliche Beiwohnung nach Termin.« Katja lachte weiter. »Ob er das mit einberechnet hat, wage ich zu bezweifeln.«

»Ich kann dir eine gute App vorschlagen.« , sagte Hannah. »So haben Marcel und ich es auch geschafft. Du musst halt deine Temperatur messen.«

»Meine Temperatur?«

»Ja. Die Basaltemperatur.« Hannah griff nach einem weiteren Prjaniki und leckte über die Zuckerglasur. »Dadurch hast du weniger Stress, denn wenn du dich zu sehr darauf versteifst, wird das nichts.«

»Und wie messe ich die?«

»Ganz einfach. Du misst deine Aufwach-Temperatur.«

»Mit einem normalen Fieber-Thermometer?« , fragte Isabelle und griff sich jetzt auch eines der Gebäck-Stücke von Katja.

»Nein. Hol dir ein Basal-Thermometer. Das bekommst du in jeder Apotheke.«

»Und das messe ich wo?«

»Bestimmt nicht unterm Arm.« , mischte Katja sich ein und sah dann aber fragend zu Hannah rüber. »Oder etwa doch?«

»Nein. Aber ich empfehle dir, immer dieselbe Stelle zu nehmen. Oral, rektal oder vaginal.« , antwortete sie und zeigte abwechselnd auf ihren Mund und ihre untere Region. »Am besten holst du dir die App dazu, da kannst du deine Temperatur dann eintragen und anhand der Kurve siehst du eher deine fruchtbaren Tage.«

»Dann kannst du Dag per Powerpoint-Präsentation zeigen, wann er dich bespringen darf.« Katja klatschte theaterreif mit extrabreitem Grinsen. »Wird immer besser. Dürfen wir dabei sein, wenn du ihm erklärst, dass ein Baby machen mit mehr Arbeit verbunden ist, als er denkt?«

Isabelle lachte ein wenig. »So viel Arbeit wird es auch nicht sein und Dag ist nicht blöd. Er kann sich denken, das es was anderes ist darauf hinzuarbeiten, als das es einfach geschieht.«

»Boah, du bist aber dann bitte nicht wieder so knatschig und kotzt nur.« , merkte Katja an.

Isabelle verzog ihr Gesicht. »Ehm. Ich hoffe nicht.«

»Du warst echt schlimm. Ich hatte bei Robin gar nichts. Keine Stimmungsschwankung. Keine Übelkeit. Nichts.«

»Klar hattest du Stimmungsschwankungen.« , bemerkten Isabelle und Hannah im Chor, bevor Isabelle alleine weitersprach. »Soll ich ma' Vincent anrufen? Der hatte manchmal ja schon Panik dich anzusprechen, weil du wie so ein Orkan über ihn her gefegt bist.«

»Quatsch. Das ist unsere normale Art miteinander umzugehen.« Katja spitzte den Mund. »Wir benötigen das.«

»Und ihr wollt echt keins mehr?« , fragte Isabelle.

Katja schüttelte sofort den Kopf. »Nein. Nein. Mir reicht mein einziges Baby das ich von Kopf bis Fuß verwöhne. Wir müssen nicht nochmal nachlegen. Das überlasse ich euch.«

»Ich freu mich schon voll. So kleine Stinkefüße und ...« Isabelle schwärmte.

»... vollgekackte Windeln.« , fügte Katja hinzu. »Nee nee. Ihr könnt mich mit nichts locken.«

»Also ich freu mich aufs erste Mal. Ich hab lange genug gebraucht, um schwanger zu werden.« , sagte Hannah. »Man hat halt meistens einen Plan. Wir wollten erst heiraten und dann das Baby, und es hat ja geklappt. Vor zwei Jahren haben wir geheiratet und jetzt kommt unser kleiner Sonnenschein.«

»Ich hatte alles in einem. Bereu' es auch nicht.« , sagte Katja und öffnete eine Redbull-Dose, die sie danach ansetzte. »Außer, dass ich auf meiner eigenen Hochzeit nichts bechern konnte.«

»Jetzt fehlst nur noch du und Dag.« Hannah nickte Isabelle zu.

»Womit?«

»Heiraten. Ich dachte immer, du bist die Erste von uns die heiratet, aber irgendwie ...«

»Wir haben mal drüber gesprochen, aber dann gesagt, wir benötigen keinen ... Wisch.«

»Nia heißt Kopplin. Euer Nächstes bestimmt auch. Willst du nicht, dass ihr alle denselben Nachnamen habt?« Hannah hielt ihr die Tüte mit den Prjanikis hin.

Isabelle zuckte mit den Schultern. Sie hatte sich nie Gedanken darüber gemacht. Es war für sie von vornerein klar gewesen, dass Nia seinen Familiennamen bekommt, denn mit ihrem verband sie nichts Gutes.

Sie sah auf die Uhr. »So Kinders. Ihr solltet jetzt gehen. Ich muss gleich weiterarbeiten.« Sie scheuchte beide mit ihren Händen weg.

»Du willst nur das Thema umgehen. Ich kenn' dich doch.« Hannah stand trotzdem als Erstes auf.

»Nein, aber ich finde ... wenn wir jetzt heiraten würden, würde es eher nach alle-tun-es-lass-es-uns-auch-tun Gemache aussehen.«

»Quatsch.« , sagte Katja und warf ihre leere Dose weg. »Er nennt dich doch eh deine Frau, da könnt ihr es auch amtlich machen.«

»Jetzt konzentrieren wir uns erst mal auf Baby Nummer zwei.«

»Ja vergiss dein Thermometer nicht. Und merk dir, wo du als Letztes gemessen hast, bevor du es dir in dein Mündchen schiebst.« Katja zog eine Grimasse, ehe sie mit Hannah den Raum verließ.

Ich bin der falsche Mann für die richtige Frau (Band 2)Where stories live. Discover now