𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟙𝟙𝟛

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»Der wird komplett einschlagen. Wie 'ne Bombe.« , meinte Dag, als er später mit Vincent noch das Wetter ausnutzte und spazieren ging.

Der Song war bisherig lange nicht fertig, aber er besaß Potenzial, das hatte er direkt gespürt, als Vincent ihm ein paar Textzeilen und ein wenig der Melodie präsentierte.

»Ja und er würde passen, wenn mal endlich alles wieder normal laufen wird. Weißte?! ... doch wir sind wieder hier.« , lachte Vincent in seinem weißen Lakers Oberteil und sang den letzten Satz so, wie sie es vorhin geübt hatten.

»Richtig warm heute. Find'ste nicht'?«

»Ja. Dafür das der Sommer noch gar nicht richtig angekommen ist.« Er sah sich um. »Haste Bock auf'n Eis?«

Dag zuckte mit den Schultern. »Joa warum nicht.«

Sie steuerten die nächste Ecke an und gingen geradewegs zu dem gut besuchten Eiscafé. »Hier ist alles voll.« , stellte Vincent fest und sah sich trotzdem nochmal um.

»Ja ist doch nicht schlimm. Holen wir uns etwas, für auf die Hand.«

»Nee warte da.« Sein Freund zeigte auf einen draußenstehenden Tisch, von der gerade ein älteres Ehepaar aufgestanden war. »Setz' dich schonmal hin. Ich hol' uns etwas.«

»Dir ist schon klar, das die einen bedienen?!«

»Sicher? Ich war letztens mit Robin in einem und da musste man eigenständig an die Bar, wegen Corona.«

Dag zeigte auf zwei Bedienungen, die Tische bedienten. »Da bitte Herr Stein.«

»Okay.« Fix nahmen sie die Plätze ein, damit kein anderer auf die Idee kam.

Beide bestellten sich einen fetten Eisbecher.

»Ich war letztens übrigens bei Isabelle und Çan gewesen. Hatten sie dir das erzählt?« , gab Vincent nach einiger Zeit preis.

»Nö. Was hast du denn da gemacht?«

»Ups. 'tschuldigung.« , ertönte eine weibliche Stimme, die einer jungen Frau gehörte, die den sitzenden Dag leicht anrempelte, als sie mit einer Freundin zu einem freien Tisch lief.

»Schon okay.« , sagte er und sah sie an. Sie hatte dunkle Augen mit dichten Wimpern. Ihre langen dunklen Haare trug sie offen und diese waren unten leicht wellig. Mit ihrem natürlichen Schmollmund lächelte sie, wodurch je ein auffälliges Grübchen auf ihren Wangen sichtbar wurde.

»Kommst du Carla?« , fragte ihre Freundin, die sich schon an ihr vorbeigemogelt hatte und den Tisch in Beschlag genommen hatte.

»Ja.« Sie lächelte nochmal, ehe sie zu ihr ging und einen Platz einnahm, ohne Dag den Rücken zuzukehren.

»Ehm ... was hast du gesagt?« , fragte Dag, der der Meinung war, Vincent hätte gesprochen. Er blinzelte und wendete dann seinen Blick ab von dem Mädchen, die ihn abermals kurz ansah und darauffolgend ihre Bestellung aufgab.

Vincent drehte sich um. »Hübsch 'ne?!«

»Was?« , fragte er erst, doch er wusste, dass sein Freund ihn genau gesehen hatte. »Ich hab' nur geguckt.« , rechtfertigte er sich.

»Ey. Ich hab' selbst geguckt. Gucken darf man. Gegessen wird zu Hause.« Er verstellte wieder mal seine Stimme. »Sonst jibbet 'n paar hinter die Löffel.«

Dag hatte ihm mit Absicht verschwiegen, dass er weiterhin auf Null-Diät von Isabelle gesetzt wurde, weil er das Thema einfach nicht zusätzlich breitfächern wollte, um nicht noch mehr daran erinnert zu werden. Zudem hatte sie es verboten. Beim Therapeuten sowie bei Freunden sollte ein normales Ehe-Leben vorgegaukelt werden.

Er lachte und löffelte an seinem Eis, ehe er nochmal kurz zu dem jungen Ding rüber blickte. Sie hatte ein wunderschönes Gesicht, das konnte er nicht abstreiten, doch auch der Rest von ihr, war mehr als ansehnlich. Sie hatte eine kurvige weibliche Figur mir einer schmalen Taille. Das war ihm als erstes aufgefallen wie sie weiterging und er auf ihren runden Hintern gesehen hatte, der irgendwie die perfekte Form hatte, falls es das für Ärsche je geben würde.

»... ja und dann hab' ich'n bisschen geholfen.« , sagte Vincent und sah Dag an, der an ihm vorbeischaute. Er folgte seinem Blick auf das Mädchen, die ohne jeden Zweifel Dag ansah. Er räusperte sich. »Und dann hab ich mich in eine Biene verwandelt und flog fröhlich von Blume zu Blume, um diese zu bestäuben.«

»Was?« Sein Freund sah ihn nach dem Räuspern erst erschrocken erwischt, anschließend irritiert an, nachdem Vincent seinen letzten Satz formulierte.

»Du hörst mir gar nicht zu.«

»Doch du bist 'ne Biene.«

Vincent äffte ein geschauspielertes Lachen nach. »Könntest du jetzt deine Augen abwenden und mir zuhören, oder sollen wir Plätze tauschen.«

»Nee. Nee. Schon okay. Sie hat mich angesehen und ... dann schaut man automatisch hin.« , verteidigte er sich und sah dabei ohne zu Blinzeln seinen besten Freund an.

Dag musste sich regelrecht anstrengen im weiteren Gespräch nicht zu dem anderen Tisch rüber zusehen. Irgendwas zog ihn magisch an und er versuchte deshalb, sich nur auf die Stimme seines Gegenübers zu konzentrieren, während sein Eis allmählich schmolz.

Als Vincents Handy ging und dieser den Anruf annahm, sah er reflexartig doch rüber und der Blick des Mädchens traf ihn sofort. Er sah weg ... und dann ohne Überlegung wieder hin.

Sie hatte ein Eis in der Waffel. Vanille schätzte er anhand der Farbe. Er achtete auf ihre Zunge, wie diese die Kugel umrundete, während sie ihm dabei tief in die Augen sah.

Ein wenig Eiscreme blieb an ihrer Unterlippe und sie wischte dies mit ihrem Daumen weg, ehe sie diesen kurz ablutschte.

Dag biss sich unabsichtlich auf die eigene Unterlippe, ehe er registrierte, was er da tat, und was für ein pornografisches Bild gerade in seinem Hirn wiedergegeben wurde.

Er sah auf sein matschiges Eis und fragte sich, ob sie das soeben wirklich getan hatte oder ob sein Kopf ihm nur einen Streich gespielt hatte, weil er einfach Druck hatte.

Aus dem Augenwinkel heraus, bemerkte er, wie die Mädchen zahlten, und er war froh darüber, da er dann nicht mehr in Versuchung käme, hinzuschauen.

Vincent legte zwischenzeitlich auf. »Ich geh' pinkeln. Lass uns danach los. Ich muss nochmal weg für Katja paar Besorgungen machen. Ich setz' dich vorher zu Hause ab.« Er stand auf.

Dag fummelte in seiner Hosentasche herum. »Ja mach das. Ich bezahl' schon mal.« Er drehte sich um, als die Bedienung an ihm vorbei lief. »Einmal zahlen, ja?!«

»Natürlich sofort.«

Der junge Mann hielt bei ihm an. »Das macht dann sieben Euro fünfzig.«

»Nein. Nein. Zusammen.« , sagte er und zeigte auf beide Eisbecher.

»Ihrer wurde bereits beglichen. Es muss also nur noch einer abgerechnet werden.«

»Ehm ... okay?!« Verwirrt übergab er ihm die genannte Summe mit ein wenig Trinkgeld.

Der Mann bedankte sich und legte einen Zettel vor ihm hin. »Das soll ich ihnen noch überreichen.« Er räumte den Tisch ab. »Einen schönen Tag noch.«

»Ja. Danke. Auch so.« Dag faltete das Papierchen auseinander. Dort stand eine Handynummer mitsamt dem Namen Carla dabei. Er sah wieder rüber, doch das dunkelhaarige Mädchen war nicht mehr da.

»Können wir?« , fragte Vincent, der zurückkam.

»Ehm. Ja. Klar.« Auf dem schnellsten Weg steckte er den Zettel in seine Hosentasche und stand auf, denn Dag hatte nicht vor, seinem Freund etwas davon zu erzählen.

Ich bin der falsche Mann für die richtige Frau (Band 2)Where stories live. Discover now