𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟟𝟙

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Drei Wochen traf Nia sich schon heimlich mit Jenaro. Und jede Nacht telefonierte sie mit ihm bis fast in die frühen Morgenstunden hinein. Natürlich war es ihr eine Lehre und sie versuchte, dies nur noch im Flüstermodus zu absolvieren, damit ihr Vater es nicht mitbekam.

Sie sah auf ihr Handy, aber keiner hatte sich gemeldet. Jenaro schlief fast immer bis zum frühen Nachmittag, denn er musste ja nirgends hin und Robin hatte kaum noch Zeit für sie, seit er mit Selina fest zusammen war.

Sie wusste nicht, dass Robin ihr an dem Tag, als sie Eis essen gegangen waren, gesagt hatte, das er sich nichts mit ihr vorstellen konnte. Und sie war sich auch nicht im Klaren darüber, dass er, nachdem sie ihm unwissentlich sein Herz gebrochen hatte, sich bei Selina entschuldigt hatte und sie gebeten hatte, doch ihr Freund sein zu wollen.

Gelangweilt schlenderte sie in die Küche, wo ihre Mutter gerade dabei war zu kochen. »Kann ich dir helfen?« , fragte sie und setzte sich auf einen Hocker.

»Klar.« Sie überreichte ihr eine Paprika und ein Schneidebrett, ehe sie die Schublade öffnete, und ein Messer herausholte, um dann weiter das Fleisch zu marinieren. »Und?« , fragte sie ihre Tochter.

»Was, und?«

»Wann redest du mit deinem Vater?«

»Über?« Irritiert blickte sie ihre Mutter an.

»Nia, ich war auch mal jung. Ich bin nicht blöd. Ich weiß genau, dass du dich die ganze Zeit mit diesem Jenaro triffst.«

»Oh.«

»Seit wann bist du mit ihm zusammen?«

Nia holt ihr Handy raus und präsentierte ihrer Mutter eine App, auf der angezeigt wurde

IHR SEID ZUSAMMEN SEIT

3 Wochen und 2 Tagen

»Oh okay.« , sagte sie. »Wie alt ist er nochmal?«

»Wie alt ist wer nochmal?« , fragte Dag, der nur in Boxershorts bekleidet in die Küche trat und zum Kühlschrank schlurfte.

Nia wusste, das ihr Vater gestern noch sehr sehr lang im Studio mit Vincent gearbeitet hatte, weshalb er heute auch länger geschlafen hatte.

»Niemand.« , antwortete sie rasch.

»Niaaaaa.« , gab ihre Mutter von sich.

Sie verdrehte die Augen. »Er ist gerade sechzehn geworden.«

»Er? Sechzehn? Wer?« , fragte Dag.

»Sechzehn?« , wiederholte auch Isabelle. »Es ist dir also ernst mit ihm?«

Nia nickte, während Dag unverwandt beide anblickte. »Ja ist es.«

»Gut ... ehm ... ich finde, wir sollten einen Termin beim Arzt machen, damit du die Pille bekommst.«

»Was?« Dag fiel die Flasche zu Boden, die er sich gerade erst aus dem Kühlschrank geholt hatte. »Spinnst du?«

Nia war dieses Gespräch äußerst peinlich. Besonders, weil ihr Vater ein Teil davon war. Mit ihm wollte sie am wenigsten darüber reden. Zudem hatte sie sich über diese Tatsache noch gar keine Gedanken gemacht. Sie fühlte sich null bereit dafür. »Mamaaaaaaa. Ich brauche keine Pille, weil ich noch gar nicht ...« Sie blickte zu ihrem Vater. »... ich will das noch nicht.«

»Siehst du. Sie will das nicht.« , stimmte er dem zu.

»Hier geht's nicht ums Wollen. Vorsicht ist besser als Nachsicht.« , sagte Isabelle.

»Mama, ich meine das im Ernst. Ich bin nicht bereit dafür.«

»Finde ich auch gut. Aber dein Freund ist sechzehn. Und irgendwann wird aus Küssen ein wenig mehr. Dann wird gekuschelt ... ja und dann ... mir wäre es lieber, wenn du vorher schon die wichtigsten Dinge was Verhütung angeht, in dein Leben integrierst.«

»Stopp. Warte. Freund? Was habe ich verpasst? Wie lange habe ich gepennt?«

»Nia ist mit diesem Jungen ... Jenaro fest zusammen.«

»Seit wann?« Dag unterbrach seine Frau.

»Drei Wochen.«

»Und jetzt gibst du ihr den Freifahrtschein für ... du weißt schon was?!«

»Nein. Ich möchte, dass sie mehr aufgeklärt wird, falls es dazu kommt.«

»Nein, nein.« Er schüttelte mehrmals den Kopf. »Du gehst mit ihr zum Arzt, und damit bekommt sie den Blankoscheck es tun zu können.«

»Nein Dag. Sie benötigt das nicht, um dies zu tun. Überleg' doch mal.«

»Das mache ich gerade die ganze Zeit, aber ich denke, du hast 'nen kleinen Hirnaussetzer.«

Sie riss die Augenbrauen hinauf. »Wie war das?«

»Ja du spinnst doch. Wenn sie die Pille bekommt, wird sie es direkt tun wollen.«

Isabelle schüttelte argwöhnisch den Kopf. »Gut lassen wir's.« , sprach sie eingeschnappt.

»Drei Wochen sind die zusammen. Das heißt doch nichts. Das kann morgen schon wieder vorbei sein.«

»Is' doch gut.« Isabelle schien immer noch pikiert zu sein.

»Könntet ihr bitte aufhören.« , meinte nun Nia dazu. »Ich habe noch lange nicht vor das zu tun, was ihr da denkt.«

»Das finde ich auch gut. Man sollte es eh erst machen, wenn man dazu bereit ist und nicht, weil dich dazu jemand überredet.« , sagte ihre Mutter.

»Ich weiß.«

»Trotzdem kann so etwas schnell geschehen und ich glaube nicht das dein werter Herr Papa, Vater und Opa zugleich werden möchte.« Demonstrativ grinste sie in Dags Richtung.

»Ich will das wirklich noch nicht machen.« Nia sah ihren Vater dabei an.

»Gut.« , sagte Isabelle. »Ich hab's nur gut gemeint. Sollte es aber so sein, will ich, dass du vorher mit uns über diese Angelegenheit redest. Nicht weil wir es genauestens wissen wollen, sondern um dir zu helfen, wie man sich vor Sachen schützt.« Nia nickte. »Und du solltest ihn jetzt die Tage mal hierherbringen, damit wir ihn kennenlernen können.«

Nia nickte abermals. »Können wir auch mal darüber reden, dass ich länger draußen bleiben kann? Jenaro bringt mich auch wirklich immer bis zur Türe.«

»Wenn wir ihn besser kennen.« , sprach Dag.

»Er kann doch morgen vorbeikommen?! Heute kommen ja schon Katja und Vincent zum grillen.« , schlug Isabelle vor.

»Ja ich bin eh gleich weg, wenn er ausgeschlafen hat.«

Dag sah auf die Uhr. »Wie lange schläft er denn?«

»Du bist doch auch gerade eben erst aufgestanden.«

»Ich war arbeiten.« , sagte er. »Was macht er denn?«

Nia überlegte. »Er arbeitet auch.«

»Oh okay. Was denn?«

»Irgendwas mit Autos.« , log sie.

»Frag ihn wegen morgen.« , sagte Isabelle und nahm die Paprika und alles andere wieder an sich, um selber weiter zu schnibbeln.

Nia stand auf und schrieb Jenaro, mit der Hoffnung, er würde jetzt wach sein. Auf dem Weg in ihr Zimmer bekam sie mit, wie ihre Eltern wiederholt eine kurze Diskussion über die Pille führten und ihr Vater daraufhin wutschnaubend ins Badezimmer verschwand und die Türe dabei knallte.

Ich bin der falsche Mann für die richtige Frau (Band 2)Où les histoires vivent. Découvrez maintenant