𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟡𝟟

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Nia zog ihre Hose an, während Jenaro eine Zigarette an seinem Fenster rauchte.

Seitdem sie wieder zusammen waren, hatte sie nicht oft mit ihm geschlafen, aber irgendwie empfand sie es als ihre Pflicht, um mit ihm überhaupt eine Beziehung führen zu können.

Er hatte sie bisher nicht mehr dazu gedrängt, sondern sie alleine entscheiden lassen. Worüber sie auch froh war, denn sie mochte es immer noch nicht. Sie fühlte sich unwohl dabei und schlecht danach.

So wie jetzt. Sie schämte sich, während er genüsslich seine Kippe rauchte. »Wie viel Uhr haben wir?« , fragte sie ihn.

Er zuckte mit den Schultern und sie griff nach seinem Handy, weil es für sie näher zum Erreichen lag. Wie ein Berserker riss er ihr das iPhone aus den Händen. »Hat einer gesagt, du darfst an mein Handy?!«

»Ich wollte nur auf die Uhr gucken.« Sie streckte sich ein wenig mehr und nahm ihr Eigenes. Erschrocken sprang sie auf. »Scheiße. Ich muss in fünf Minuten zu Hause sein.«

»Ey, chill doch mal.«

»Nein. Du verstehst das nicht. Mein Vater wird richtig sauer, wenn ich wieder zu spät komme.« Sie zog sich flink die Schuhe an, während er weiterhin seine Zigarette rauchte.

»Ja warte. Ich bring dich gleich.«

»Nein ich muss jetzt nach Hause.«

»Boah Nia, nerv' doch nicht immer so. Du bist eh zu spät. Wen juckt's dann, wann du genau nach Hause kommst.«

»Meinen Vater wird es jucken.«

»Haste mir nich' gesagt, die kümmern sich eh nicht mehr um dich.«

»Doch. Klar kümmern die sich um mich, aber ... nachdem ... sie haben auch ihre eigenen Probleme.«

»Ja dann chill mal ey. Sag, die Bahn hatte Verspätung.«

»Ich kann auch alleine nach Hause gehen. Du musst mich nicht bringen.«

»Du fährst nicht alleine.« Sein Handy vibrierte und er sah drauf, ehe er mit jemandem schrieb.

»Würdest du denn bitte machen?!« , bat sie ihn.

»Weißte was, fahr doch alleine. Ich muss noch zu 'nem Kumpel was klären.«

»'kay.« Nia ließ sich von ihm zu seiner Türe bringen und verabschiedete sich mit einem Kuss.

Sie ging die Stufen hinunter und rempelte draußen ein Mädchen mit dunklen Haaren an, die ihr bis zum Po reichten, die währenddessen telefonierte. »... ja aber ich bin schon unten ... Pass doch auf.« Der letzte Teil war abwertend auf Nia gerichtet, die sie von Kopf bis Fuß im Zuge dessen betrachtete und in den Hausflur eintrat.

Nia sagte nichts. Sie runzelte nur die Stirn, über diese Aussage, schließlich war das Mädchen gegen sie gerannt, bei dem Versuch, die Türe aufzumachen.

Sie lief Richtung Bushaltestelle, als ihr Handy klingelte. Papa stand auf dem Display. Nia ließ ihn selbstverständlich nicht lange warten und nahm den Anruf fix entgegen. »Ja?« , fiepste sie.

»Hast du irgendwie den Knall nicht gehört.«

»Es tut mir leid Papa. Die ... die Bahn hat Verspätung. Ich beeile mich.«

»Erzähl kein'n Scheiß Nia. Mich kotzt das langsam an. Deine Mutter schläft und ich muss hier sitzen und auf dich warten. Ich hab morgen auch noch'n paar Termine, die ich wahrnehmen muss.«

»Ich beeil' mich doch.«

»Nein, du hättest einfach pünktlich losgehen müssen. Wo ist der Spinner? Bringt der dich?«

»Ja natürlich.« , log sie.

»Nia es ist mittlerweile dunkel. Bringt der dich?« , wiederholte er seine Frage.

Sie überlegte, was sie sagen könnte. »Er musste weg, okay?! Aber keine Sorge. Mir passiert nichts. Es sind noch genug Leute auf der Straße.« Sie stieg währenddessen in den Bus ein.

»Das war's. Deine Zeit wird geändert. Ab jetzt bist du um acht Uhr zu Hause.«

»Papa.«

»Nee keine Diskussion. Mir steht's hier Nia. Ich hab die Faxen dicke. Aber mal so komplett.«

»Ich beeil' mich doch.«

»Ey willst du, das nicht versteh'n? Du hättest schon zu Hause sein müssen und jetzt fährst du auch noch spazieren durch Berlin, während es draußen bereits dunkel ist.«

»Ich werde fünfzehn.«

»Ich werde fünfzehn.« , äffte er sie mit verstellter Stimme nach. »Und selbst wenn du achtzehn bist, hast du darauf zu hören, was ich sage.«

»Ja. Is' ja gut. Ich hab's verstanden.« Sie wollte nicht so genervt klingen, obwohl sie es wahrlich war. »Es kommt nicht mehr vor. Versprochen.«

»Das rate ich dir auch. Und jetzt mach. Bis gleich.«

Sie sah in ihre Anrufliste und rief nun Jenaro an, um ihm zu sagen, dass sie morgen nicht erst um acht bei ihm sein könnte, weil sie da schon zu Hause sein muss.

Er drückte sie weg.

Das geschah zweimal, dann ging er maulig dran. »Was?«

Die Musik im Hintergrund war laut. »Ich wollte dir nur sagen, das mein Vater sauer ist und wir uns morgen früher treffen müssen.«

»Ja schaff' ich aber nich'.«

»'kay. Dann nicht.«

»Ich muss jetzt auflegen.« , sagte er und sie vernahm eine Mädchenstimme, die nach Blättchen fragte.

»Wer war das?« , wollte sie sofort wissen.

»Wer?«

»Das Mädchen. Wer ist bei dir?«

»Keiner. Bist du doof? Das ist der Fernseher.«

»Ich hab doch genau die Stimme gehört.«

»Ey Mädchen fuck doch nicht immer so ab.«

Sie wollte nicht, dass er sauer auf sie ist, also beließ sie es dabei und verabschiedete sich mit einem stechendem Schmerz in ihrer Magengegend.

Ich bin der falsche Mann für die richtige Frau (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt