𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟙𝟛𝟜

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Die Tage bei Carla waren nicht so toll, wie Dag es sich vorgestellt hatte.

Natürlich gab es auch Momente, wo er abschalten konnte, doch die meiste Zeit dachte er nur darüber nach, ob er die Sache mit Isabelle wieder hinbekommen würde. Es lag nicht nur an ihn, das war ihm klar. Aber gab es überhaupt noch eine Chance?

Die Angst, dass er sie komplett verlieren könnte, brachte ihn fast um den Verstand.

Carla hingegen war die Tage über anhänglicher, verschmuster und so vieles mehr. Sie war anders, als sonst. Er wusste, dass es ihr gefallen hatte, das er Tag und Nacht bei ihr verbracht hatte, jedoch befürchtete er, dass sie sich zu sehr daran gewöhnen wollte.

Sie hatte es nicht gut aufgenommen, als er ihr mitteilte, dass sie ein wenig auf Abstand gehen müssten, weil sie gesehen wurden.

Doch selbstverständlich ging es Dag nicht nur darum. Er wollte die Sache mit Isabelle fixen. Er wusste nicht, wie, oder was er generell anstellen könnte, aber ihm war nun klar, dass er sie schmerzlich vermisste.

Es klingelte an der Türe und er ging hin, um sie zu öffnen. Doch statt seiner Frau standen Vincent und Katja davor.

»Was macht ihr denn hier?«

Die Blondine präsentierte einen Korb. »Ich denke, Isabelle wird nach der langen Fahrt fix und fertig sein. Also hab ich etwas Leckeres mitgebracht. Denn ich glaube nicht, dass du eventuell die Zeit finden würdest, in der Küche zu stehen Mister-Allzu-beschäftigt.« Sie sah ihn von oben bis unten an. »Wundert mich ja, dass du überhaupt hier bist.« Ohne das er Platz gemacht hätte, flanierte sie an ihm vorbei in seine Wohnung.

Vincent, dem das ein wenig unangenehm war, lächelte und kratzte sich am Hinterkopf, ehe er ebenso eintrat.

»Wie dir die Einkäufe in der Küche zeigen, hatte ich vor für sie zu kochen.« , meinte Dag.

Katja grunzte auf und stellte ihren Korb ab. »Lass mich das machen. Geh' du doch solang mit Vincent nach draußen. Unterhaltet euch.«

Dag konnte sich denken, worum es ging. Katja hatte ihn mit Sicherheit dazu beauftragt, herauszufinden, was sie nun genau gesehen hatte.

Er rollte mit den Augen und dackelte voran. Ihm war klar, dass er dieses Gespräch früher oder später eh führen musste.

Er setzte sich auf einen Stuhl und grinste Vincent an. »Also? Wozu hat deine liebe Frau dich genötigt?«

»Sie macht sich nur Sorgen.« , meinte er.

»Muss sie nicht.«

»Sicher?«

Dag nickte.

Vincent nahm nun auch Platz. »Du weißt, das sie das nicht böse meint. Sie hat dich halt in einer seltsam für sie aussehenden Situation gesehen und ... hast du dich mit dieser Frau getroffen?«

»Nein.« , log er seinen besten Freund an.

Vincent betrachtete ihn genau. »Du hast an ihrem Eis geleckt?!«

»Ich hab' Spaß gemacht. Wollte so tun, als ob ich dran lecke, und in dem Moment hat sie auch das Eis näher gehalten.« , log er ein zweites Mal.

»Sie war nur ein Fan?«

»Nur ein Fan.« Das dritte Mal kam lockerer raus, dennoch wollte er das Gespräch ein wenig umlenken. »Isy will wieder zur Therapie.«

»Oh. Das ist doch gut, oder?«

Dag nickte. »Ich hoffe, ...«

... es klappt.

... wir bekommen das hin.

... es ist noch nicht zu spät.

Es gab einige Wörter, die er hätte hinzufügen wollen, aber er beließ es bei diesen zwei.

»Katja hat mir gesagt, dass es zwischen euch nicht so ... toll läuft, aber Dag ihr bekommt das hin.«

»Hat Isy ihr das erzählt?«

Vincent nickte. »Ja. Du hättest mir das aber auch erzählen können.« , sagte er ein wenig pikiert. »Ich bin dein Freund. Ich hätte dir auch Ratschläge geben können, oder so.«

»Ich kann mit dir auch nicht über alles reden.« , meinte Dag und bezog sich damit eher auf Carla. »Manche Dinge muss ich auch alleine auf die Reihe bekommen.«

»Natürlich, aber wir sind Freunde. Beste Freunde. Wir helfen dem anderen.«

Dag war ein wenig angesäuert, da Isabelle mit Katja darüber gesprochen hatte und somit ihr klar sein musste, dass die Ehe zwischen ihnen nicht toll verlief. Es war nicht, weil sie sich jemanden zum Reden gesucht hatte, sondern weil es ihr bewusst war, das sie große Probleme hatten und sie dennoch diesen Trip gemacht hatte, statt bei ihm zu bleiben und sofort daran zu arbeiten.

Vielleicht war ihre Aussage, dass sie sich erneut Hilfe suchen würde, auch nur so daher gesagt?!

Nun machte er sich wieder Gedanken, ob er eventuell der Einzige war, der noch daran festhielt.

Das Klingeln an der Türe holte ihn aus seinem Gedanken-Karussell heraus.

»Das wird sie sein.« , meinte Vincent und stand auf.

Dag trat nach ihm erst ins Wohnzimmer und er vernahm Isabelles und Katjas Stimmen an der Türe.

Die Blondine hielt ihre Freundin fest in den Armen. Während Vincent hinging, verharrte Dag am Ende des Flures. Seine Frau löste sich von Katja und begrüßte seinen besten Freund, den sie ebenso umarmte. »Wo ist dein Koffer?«, fragte er.

»Ach, noch im Auto. Ich wollte erst Unterstützung holen, weil ich noch einiges an Gepäck jetzt habe. Ich hab' zu viel geshoppt und da Çan sich den Arm gebrochen hat und ich Ramona das nicht zumuten möchte, wollte ...«

»Katja und ich gehen.« , meinte er und zog seine Frau schon mit nach draußen.

Isabelle drehte sich nun in Dags Richtung, der inzwischen lässig gelehnt an der Wand stand. »Hey.« , sagte sie.

»Hey.«

Sie näherte sich ihm und lächelte. »Wie war's?«

»Gut. Und bei dir?«

»Ja. Auch gut. War schön. Wo ist Nia?« , fragte Isabelle, als sie sich umsah.

»Noch nicht zu Hause.« , antwortete er.

Sie lächelte weiter, jedoch sehr unbeholfen. Auf Zehenspitzen kam sie ihm entgegen und küsste ihn vage auf den Mund.

Es war für ihn wie ein Schlag in die Magengrube. Sie konnte jeden herzlich umarmen, nur ihn nicht.

Die Erkenntnis, dass er eventuell Recht behalten würde, dass er der Einzige war, der gegebenenfalls noch an dem Strick festhielt, der beide vor dem Sturz bewahrte, traf ihn hart.

Lohnte es sich dann noch, zu kämpfen, wenn sie gar nicht bereit war, ihren Arm zu heben, um sich ebenso festzuhalten?

Ich bin der falsche Mann für die richtige Frau (Band 2)Where stories live. Discover now