11 - Zukunftsangst - Teil 3

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Bisher hatte ihm noch keiner einen Kosenamen angedeihen lassen. Abgesehen von seinen Eltern. Seine Mutter hatte ihn immer Faultierchen genannt, weil er damals die Angewohnheit gehabt hatte, fürchterlich zu trödeln. Krümel war nun sein Name, wenn Emma und er alleine waren. Als er sie darauf angesprochen hatte, wieso sie ihn so nannte, hatte sie geantwortet, das wäre einfach. Denn er hätte bei ihrem ersten Treffen in seiner Wohnung das Bett absichtlich vollgekrümelt, nur damit sie keine Hemmungen gehabt hatte, ebenfalls Knabberzeugs zu essen. Also war er nun Krümel. Das gefiel ihm, wie er zugeben musste.

„Dann sollten wir heute feiern gehen, oder?", fragte er und sie schüttelte erneut den Kopf.

„Nein, Krümel. Ja, also im Prinzip schon. Aber ich möchte lieber mit dir alleine sein. Hier mit dir. Meine Eltern haben schon Melina und Ben für Sonntag eingeladen. Zum Grillen. Wir sollen auch kommen. Das ist dann feiern genug", entschied sie und er runzelte die Stirn.

Er sah ihr forschend ins Gesicht und fragte: „Ok, wie du willst. Aber ich dachte, dass du das gebührend feiern möchtest. Hat es einen bestimmten Grund, warum du lieber mit mir alleinbleiben und in der Wohnung versauern willst?"

„Um ehrlich zu sein, hatte ich für heute schon etwas anderes geplant", gab sie zu und wurde rot.

Was ihr nur noch selten passierte. Also musste es sich um eine intime Angelegenheit handeln, dachte er und er wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Er konnte sich denken, worauf sie anspielte. Denn sie hatten bisher noch nicht miteinander geschlafen. Sie war nicht so weit gewesen und er kam damit klar. Doch er hatte schon registriert, dass sie immer mehr ihre Hemmungen ihm gegenüber verloren hatte. Er war kein Heiliger, natürlich hatte er darüber nachgedacht. Aber letztlich war es ihre Entscheidung, da es ihr erstes Mal sein würde. Das unvergleichlich sein sollte und nicht aus einem fehlgeleiteten Impuls heraus stattfinden sollte.

Da er weiterhin Emmas peinlich berührten Blick auf sich fühlte, sagte er schlicht: „Ach ja?"

„Hm, ja. Aber ich weiß nicht, wie man das anfängt", gab sie zu und schaute ihn schüchtern an.

Er überlegte, ob er sich dummstellen sollte, denn bisher hatte sie ihr Anliegen nicht direkt geäußert. Wenn er das fehlinterpretierte, dann setzte er sie vielleicht unnötig unter Druck. Was er auf keinen Fall wollte, doch anlügen wollte er sie ebenso wenig.

Also fragte er sie direkt: „Auf die Gefahr hin, dass ich falschliege, aber äh, meinst du Sex?"

Sofort lief sie feuerrot an und stammelte: „Hm, ja, das hab ich gemeint. Ich hab, also, ich möchte, hm, ich glaube, ich bin bereit dafür. Und ich will dich nicht länger warten lassen. Du warst sehr geduldig und so. Also dachte ich ... jetzt wird es Zeit und so. Aber ... ich weiß nicht, wie man das anfängt."

Er nickte langsam und fragte zärtlich: „Willst du es wegen dir oder wegen mir? Es klingt nicht so, als wärst du dir sicher, Kleines."

„Doch, also ich bin schon sicher. Ich möchte es wegen uns beiden. Denk ich. Ich wusste nicht, dass das so schwer ist, gleich am Anfang...", gab sie zu und sah ihn hilfesuchend an.

Er strich ihr zart über die Wange und meinte: „Ich bin nicht wirklich überzeugt, dass es das ist, was du möchtest, Kleines. Davon abgesehen, ergibt sich das ohnehin von alleine, ok? Da musst du nicht irgendeinen Anfang machen. Und unter Druck setzen musst du dich auch nicht. Oder hast du plötzlich keinen Spaß mehr, wenn wir uns streicheln?"

„Doch. Sehr viel. Aber na ja. Alle haben es schon getan. Also das sagen sie zumindest immer und ich bin irgendwie spät dran und so. Du warst der erste Junge, der mich geküsst hat und darum... Außerdem sind wir ja auch schon eine Zeit zusammen, deswegen...", erklärte sie und sah weiterhin verunsichert aus, sodass er seufzte.

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