2 - Nachwirkungen - Teil 1

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Fasziniert beobachtete er, wie ihr gesamter Körper sprach. Ihre Hände formten Gebärden, ihr Gesicht die passende Mimik dazu und ihre Lippen bewegten sich auch. Wow. Er bemerkte die befremdeten Blicke der Menschen am Nebentisch und fragte sich, warum sie das seltsam fanden. Er fand es einfach nur interessant. Offenbar ein etwas hitzigeres Gespräch, dachte er, denn Emmas Bewegungen waren zackig und fix ausgeführt. Er sah auf seine Hände, die ruhig auf seinen Oberschenkeln ruhten. Im Gegensatz zu ihren waren seine unnütz, was Sprache anbelangte.

Als sie das Telefonat beendete, seufzte sie und wurde rot, als sie seinen Blick auffing, wie er bemerkte, und sie sagte: „Tut mir leid. Habe vergessen ich, zu sagen meinen Eltern, dass ich später komme. Jetzt sind sauer sie. Ich muss gehen. Leider."

Daniel nickte und registrierte, dass er bedauerte, dass ihr Treffen vorbei war. Aber natürlich verstand er, dass Emma nicht noch mehr Ärger haben wollte. Er winkte die Kellnerin heran und bat um die Rechnung. Als diese kam, wollte er bezahlen, doch sie war schneller.

Sie bezahlte die gesamte Zeche, ohne auf sein Kopfschütteln einzugehen, und meinte schüchtern: „Für Retten und schönen Nachmittag, ok? War wirklich schön. Danke, gestellt du dich der Herausforderung. Aber jetzt gehen muss ich. Oh je. Wieder Fehler."

Er sah, wie sie ihre Sachen zusammenpackte und tippte fix in sein Telefon: „Ich hoffe, du bekommst nicht zu viel Ärger. Schade, dass unsere Unterhaltung jetzt so abrupt endet. Ich habe den Nachmittag sehr genossen. Gibst du mir deine Nummer? Ich würde dich gerne wiedersehen, Emma."

Er gab ihr sein Telefon und sie las den Text. Er sah, wie sich ihre Mundwinkel leicht nach oben zogen, ehe sie in sein Mobiltelefon tippte. Mit einem schüchternen Lächeln reichte sie ihm das Handy und als er einen Blick darauf warf, lächelte er. Denn sie hatte ihre Handynummer eingegeben. Als er sie eingespeichert hatte, sah er hoch und bemerkte, dass sie nicht wusste, wie sie sich verabschieden sollte.

„Ich muss auch zur U-Bahn. Wir gehen das Stück noch zusammen, oder?", fragte er und sie nickte mit leichtem Lächeln.

Gemeinsam machten sie sich wieder auf den Rückweg zur Bahnstation. Er hatte nur durch Zufall mitbekommen, dass sich eine Rangelei entwickelt hatte. Dann hatte einer der Kerle den Anderen gegen Emma geschubst, die zu nahe am Gleisbett gestanden hatte. Er hatte gedacht, sein Herz bliebe stehen. Er hatte sie gerade noch erwischt. Immer noch fing sein Puls zu rasen an, wenn er daran dachte, wie eng es gewesen war. Er hatte schon die Scheinwerfer des Zuges gesehen. Was für ein glücklicher Zufall. Denn normalerweise wäre er um die Zeit nicht am Bahnhof gewesen. Er hätte Nachmittagsunterricht gehabt, wenn der Lehrer nicht arbeitsunfähig gewesen wäre. Sie lief schweigend neben ihm her und wirkte so, als würde sie sich Gedanken darum machen, was sie wohl für Ärger erwarten würde. Er tippte sie leicht an und sofort flog ihr Gesicht zu ihm.

„Bekommst du viele Probleme?", fragte er und sie zuckte mit den Schultern.

„Hoffe nicht. Vermutlich Hausarrest. Machen sie Sorgen sich. Oh, falsch. Sie machen sich Sorgen. Könnte von bösen Wolf gestohlen worden sein", scherzte sie achselzuckend und er musste grinsen.

Sie waren mittlerweile am Bahnhof angekommen und er fragte: „Welche Richtung fährst du?"

„Leuchtenbergring, S1. Du?", erkundigte sie sich und er blieb stehen.

„Feldmoching, S1. Aber ich wollte wissen, wo du wohnst", erklärte er und sie nickte, ehe sie ihm verriet, dass sie in Allach wohnte.

Das hieß, dass sie genau in entgegengesetzte Richtungen fuhren. Schade, dachte er und sah, dass ihre Bahn einfuhr. Er sah nochmal in die schönen grünen Augen und merkte, dass er es aufrichtig bedauerte, dass ihr Nachmittag zu Ende war. Sie schien nervös zu sein. Sie kaute an der Innenseite ihrer Wange herum. Das hatte er heute öfter beobachtet.

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