11 - Zukunftsangst - Teil 2

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„Sie auffangen natürlich. Ansonsten ändert sich doch nichts", erklärte er und Uta lächelte.

„Wir hoffen, das unsere Entscheidung von damals nicht das Aus für ihren Traum bedeutet", gab sie zu, ernst geworden.

Daniel nickte, denn er hoffte es auch, denn er wusste nicht, wie Emma ansonsten damit umgehen würde. Er befürchtete, dass sie ihren Eltern ansonsten Vorwürfe machen würde. Als Emma wieder aus dem Raum kam, bemerkte er, dass ihre Eltern wohl den gleichen Gedanken hatten, da sie so aufgewühlt wirkte.

„Ich soll hier warten, dann holen sie mich ab und machen die Hörtests", gab sie an und ließ sich auf einen Stuhl fallen, dann drehte sie sich zu Julia um.

„Vielen Dank, dass du so gut für mich übersetzt", erklärte sie und diese lächelte.

„Schon gut. Erstens ist es mein Job und zweitens finde ich es selbst spannend, zuzusehen, wie du vielleicht ein neues Leben bekommst", erklärte die Dolmetscherin und Emma nickte.

Er sah ihr an, dass sie Angst hatte, ihr Traum könnte sich nicht erfüllen, weswegen er vor ihr in die Knie ging und sie beruhigte: „Es wird alles gut, Kleines."

Sie nickte stirnrunzelnd. Dann wurde sie abgeholt für die Hörtests. Julia folgte ihr, um weiter zu übersetzen, und Dieter beschloss, dass sie in die Cafeteria gehen sollten. Der Test würde ca. 60 Minuten dauern und es brachte nichts, wenn sie sich hier verrückt machten. Uta und er nickten und folgten ihm. Nach 50 Minuten waren sie wieder an Ort und Stelle und warteten, bis Emma und Julia zu ihnen stießen.

'Sie sieht so müde aus', dachte er und fragte: "Anstrengend?"

"Ja. Ich musste ganz stillliegen. Das war anstrengend", erklärte Emma und seufzte tief.

Da er sie kannte, erwiderte er: „Das glaube ich dir."

"Wie lange wird es dauern, bis du eine Einschätzung bekommst, Äffchen?", fragte ihr Vater und er sah, wie Emma mit den Schultern zuckte.

"Keine Ahnung. Sie haben gesagt es dauert nicht lang", erwiderte sie und Dieter nickte.

Wie aufs Stichwort stand Prof. Dr. Wagner im Raum und bat Emma und ihre Entourage, ihm zu folgen. Er bemerkte, wie seine Freundin versuchte, etwas von dessen Miene abzulesen, doch der Arzt zeigte keinerlei Emotionen, abgesehen von professioneller Freundlichkeit. War das jetzt ein gutes Zeichen? Oder doch ein mieses? Sie folgten ihm wieder in sein Büro, wo er sie bat, Platz zu nehmen. Dann wandte er sich Emma zu, die die Luft anhielt.

„Frau Starck, mir liegen die Ergebnisse Ihrer Untersuchungen vor und ich muss sagen, ich bin überrascht. Ihr Hörnerv ist noch ausreichend ausgebildet. Es liegen keine Verknöcherungen der Cochlea vor und deshalb kommen Sie wahrhaftig für ein CI infrage. Auch ein Hybrid kommt für Sie in Betracht, da Ihr Restgehör die Tiefen im annehmbaren Umfang wiedergibt. Um ehrlich zu sein, habe ich das nicht in diesem Ausmaß erwartet, denn Sie sind anatomisch fast ausgereift. Wenn wir implantieren, müssen Sie sich jedoch auf eine längere Zeitspanne einstellen, bei der Sie das Hören und die Regulation Ihrer Stimme erlernen. Es wird mühseliger als bei Patienten, die schon einmal gehört haben, oder Kleinstkindern, die vor dem Spracherwerb transplantiert werden. Doch rein anatomisch kann ich Ihnen ein Go geben", erklärte der Mediziner, und ein Lächeln zupfte an seinen Lippen, als Emma zu weinen begann.

„Dann machen wir das, oder? Ich werde hören und richtig sprechen lernen, oder?", erkundigte sie sich unter Tränen.

„Wenn ihre Krankenkasse das Ja gibt, machen wir das", erwiderte der Arzt und Emma nickte, ehe der Arzt zugab: "Die Kasse muss dem Eingriff aber - wie gesagt - erst zustimmen, da Sie nicht zwingend zu den Transplantationsgruppen gehören. Ich bin jedoch vorsichtig zuversichtlich, da Ihre Ergebnisse mehr als akzeptabel sind. Dazu sollten wir nun die Anträge ausfüllen."

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