10 - Nachhall - Teil 3

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„Das klingt definitiv nach einem Plan für die Zukunft. Du scheinst aber Zweifel zu haben. Wieso?", erkundigte sich ihre Mutter.

„Es liegt am Finanziellen", gab Daniel schulterzuckend zu, fügte dann aber an: „Doch bis dorthin werde ich mir was überlegt haben. Im Grunde hab ich mich schon entschieden."

„Müsstest du wegziehen?", fragte sie und wusste, dass sie ihn ziehenlassen würde, obwohl es ihr wehtun würde.

„Nein, nicht wirklich. Es gibt an der Hochschule Landshut einen Bachelorstudiengang, das wäre mit den Öffentlichen erreichbar", stellte er fest und sie fing automatisch an zu strahlen.

„Das klingt doch gut", entschied ihr Papa.

„Das wäre zumindest der Plan für die Zukunft", gab Daniel zu und sie drückte seine Hand.

„Apropos Zukunftsplan. Em, hast du schon einen Termin für die Tests, wegen deines CI?", erkundigte sich ihre Mutter und sie nickte.

Sie nannte ihren Eltern das Datum und zu ihrer Überraschung erklärte ihr Vater: „Wir würden dich gerne begleiten. Wir wollen das mit dir zusammen machen."

Sie starrte ihn gerührt an, bemerkte im Augenwinkel, dass Daniel strahlte, und konnte selbst nur nicken.

„Das wäre schön", erwiderte sie leise und offenbar merkten ihre Eltern, dass sie gleich zu heulen anfangen würde, denn sie stimmten nur zu.

Danach tauschten sie nur noch allgemeine Neuigkeiten aus und nachdem alle satt waren, scheuchte ihre Mutter sie aus der Küche, mit der Ansage, ihre Eltern würden aufräumen und es würde bald Kaffee geben. Sie zog ihren Freund in ihr Zimmer. Kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen, fiel sie ihm um den Hals und küsste ihn zärtlich. Sie war so glücklich. Gerade könnte sie Bäume ausreißen. Als sie sich von ihm löste, grinste er.

„Du hast meine Eltern mit deinen Plänen beeindruckt, das hab ich gemerkt. Obwohl ich schon ein bisschen beleidigt bin, dass ich nichts davon wusste", erklärte sie und Daniel zuckte mit den Schultern.

„Es ist noch nichts in trockenen Tüchern. Ich erfülle die Anforderungen noch nicht einmal. Daran muss ich erst arbeiten und dann muss ich erst angenommen werden. Dann sind die Kosten noch zu klären, denn ich möchte kein Bafög beantragen. Ich möchte keine Schulden machen", erklärte er.

„Das verstehe ich, würde ich auch nicht wollen. Welche Anforderungen hast du denn?", fragte sie und setzte sich auf ihr Bett.

Sie klopfte einladend neben sich und er nahm neben ihr Platz, ehe er antwortete: „Ich brauche einen Nachweis über meine DGS-Kenntnisse, die ich durch festgelegte Kurse nachweisen muss. Ich sollte einen DGS-Wortschatz haben und anwenden können, außerdem muss ich einen Test zur Selbsteinschätzung machen. Ich denke, die letzten beiden Dinge werden kaum ein Problem, da ich mit dir mittlerweile fast ausschließlich in DGS kommuniziere, doch die Kurse sind kostenintensiv. Aber auch da mache ich mir noch keine Gedanken drüber, denn ich habe noch ein Jahr Zeit."

„Wir kriegen das schon hin", stellte sie fest, lächelte und strich ihm über die Wange.

„Wie geht es dir sonst? Es ist das erste Familienessen dieser Art seit eurem Unfall", erklärte sie und er zuckte mit den Schultern.

„Es geht mir gut. Erstaunlicherweise. Ich habe damit gerechnet, dass es mir dreckig geht, aber es ist nicht so", gab er zu und sie nickte.

Sie seufzte und stellte fest: „Das ist gut. Ich will nicht, dass es dir schlechtgeht. Ich bin froh, dass meine Eltern sich solche Mühe geben und offenbar scheinen sie sich zu öffnen. Damit habe ich nicht gerechnet, deswegen war ich auch so nervös. Ich dachte, ich hätte einen Fehler gemacht, indem ich meiner Mutter gesagt habe, du magst Gulasch. Du hast ausgesehen, als würdest du einen Geist sehen, aber das haben wir geklärt. Da fällt mir ein: Du nennst mich jetzt ‚Kleines'?"

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