7 - Umstellung - Teil 3

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Er spürte den brennenden Blick ihrer Eltern in seinem Rücken, doch es kümmerte ihn nicht. Sein einziger Gedanke galt Emma und sie zu finden. Er lief in Richtung U-Bahn und fragte sich, wie weit sie wohl gekommen war, in der kurzen Zeit, die er gebraucht hatte, ihr nachzusetzen. Plötzlich hörte er sie. Er drehte sich in die Richtung, aus der das Geräusch kam und entdeckte sie ein paar Schritte entfernt in einer Gasse, wie sie sich an eine Wand lehnte und schluchzte. Hastig eilte er zu ihr und zog sie in seine Arme. Doch sie wehrte sich gegen die Berührung und stieß ihn weg, aber er ließ nicht locker, bis sie aufgab und den Kopf an seine Schulter sinken ließ. Er hielt sie, bis sie sich wieder gefangen hatte.

Emma lehnte sich zurück an die Mauer und fragte: „Wieso hast du das getan? Sie liegen falsch. Es ist nicht an dir, ihre Ansicht zu ändern. Das müssen sie selbst tun. Verdammt, wenn sie wollen, dass ich zu ihnen komme, müssen sie was tun..."

Sie schluchzte auf und Daniel antwortete: „Sie wissen sicher nur nicht wie. Ich wollte es ihnen leichtermachen."

„Aber MIR hast du es damit schwerer gemacht. Wenn du auf sie zugehst, wie soll ich sie dann dazu bewegen, dass sie ihre Ansichten ändern und um mich kämpfen? Ich verliere meine Eltern, weil sie nicht akzeptieren, was ich bin, was ich möchte und du reichst ihnen die Hand", schniefte sie.

Daniel schüttelte entschieden den Kopf und entgegnete: „Ich glaube nicht, dass du sie verlierst."

„Was weißt du denn schon davon? Du kennst ihre Ansichten nicht. Du kennst sie nicht. Wieso hast du das nur getan?", erkundigte sie sich und wischte sich unwirsch die Tränen vom Gesicht.

„Weil ich dich liebe", antwortete er und Emma erstarrte mitten in der Bewegung.

„Was?", fragte sie laut und er schluckte.

Aber dann fasste er sich ein Herz und gebärdete: „Weil ich dich liebe und sehe, wie unglücklich du bist. Doch ich will, dass du glücklich bist. Außerdem hatte ich Angst, dass er dir eine Ohrfeige gibt, nachdem du Esel zu ihm gesagt hast."

„Den ersten Teil bitte nochmal", sagte sie und sah ihn erwartungsvoll an.

„Spreche ich undeutlich?", fragte er irritiert.

„Nein. Ich will das nur nochmal hören", gab sie zu und ein Lächeln zupfte an ihrem Mundwinkel.

Jetzt verstand er und erkundigte sich scheinheilig: „Du meinst den Teil, in dem ich dir gestehe, dass ich dich liebe?"

„Genau den meine ich", erklärte sie und als er es abermals wiederholte, leuchtete sie förmlich vor Freude.

Sie fiel ihm um den Hals und küsste ihn, bis sie beide außer Atem waren. Als sie sich wieder von ihm löste, lehnte sie kurz die Stirn an seine.

Dann erwiderte sie: „Ich liebe dich auch."

Er strahlte sie an wie eine Hundertwatt-Birne und sie konnte offenbar nicht anders, als ihn nochmal zu küssen. Danach beschlossen sie, nach Hause zu fahren, und kaum hatte sich die Haustür hinter ihnen geschlossen, küsste Emma ihn stürmisch. Sie zog ihm noch im kleinen Flur das Shirt aus und manövrierte ihn zum Bett, ehe sie ihn darauf schubste. Sie setzte sich auf seinen Schoß und als sie sich wieder über seine Lippen hermachen wollte, stoppte er sie.

„Langsam. Hey, mach langsam. Was ist los?", fragte er verwirrt.

„Ich will dir nah sein", erklärte sie, sah aber nicht so aus, als wäre sie selbst überzeugt davon.

„Das ist nicht wahr", stellte er fest, denn er hatte sie in der U-Bahn beobachtet.

Sie hatte immer wieder die Stirn gerunzelt und ihm nicht in die Augen sehen können. Als hätte sie sich über irgendwas Gedanken gemacht und wäre zu einem Urteil gekommen, das ihr nicht gefiel. Und jetzt preschte sie plötzlich vor, als hätte sie einen Startschuss gehört.

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