10 - Nachhall - Teil 2

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„Mach ich auch nicht oft. Ich bin eher da, um die Atmosphäre aufzunehmen und mir den Bauch vollzuschlagen. Na ja, zumindest Zuckerwatte steht drin", erklärte sie grinsend.

Daniel zog sie zu sich und küsste sie, ehe er gebärdete: „Dann freu ich mich darauf, dass ich dir dieses Jahr die Zuckerwatte kaufe."

„Kommt nicht infrage. Apropos kaufen: Wieso hast du gestern die Rechnung bezahlt?"

„Willst du wirklich jetzt darüber reden?", fragte er und sie nickte.

Sie sah, dass er seufzte und sich einen Ruck gab und feststellte: „Max hat schon vorher Andeutungen gemacht, dass er dich nicht von der Bettkante stoßen würde, schließlich bräuchte es für Sex ja keine Worte. Ich wollte nicht, dass er euch nochmal zu nahe kommt. Aber ich dachte, er würde nur blöd daherlabern. Ich hätte niemals gedacht, dass er zudringlich wird."

„Das hätte wohl niemand", erklärte sie kurzangebunden und wollte das Thema damit beenden.

Allerdings fragte er: „Was ist gestern genau passiert, Emma?"

„Ich will nicht darüber reden, denn im Grunde ist nichts passiert", beschloss sie, doch Daniel schüttelte den Kopf.

„Bitte, Emma. Du weißt, dass das nicht stimmt", widersprach er sanft.

Jetzt war es an ihr zu seufzen. Stockend erzählte sie ihm, was genau geschehen war und was Max ihr an den Kopf geworfen hatte.

„Ich habe ihm gesagt, dass er das lassen soll. Ich habe wohl zu leise gesprochen. Wobei er selbst das hätte hören müssen, so nah wie er mir war. Ich hab nach Hilfe gerufen, aber das war offenbar auch zu leise. Ich weiß nicht", gebärdete sie und sah ihn entschuldigend an.

Daniel bemühte sich sichtlich, die Fäuste zu öffnen, die er instinktiv geballt hatte und meinte: „Dich trifft keine Schuld, ok? Er hätte dich nicht anfassen dürfen. Es tut mir leid, dass du das durchmachen musstest."

Sie zuckte mit den Schultern und erwiderte: „Schon gut, du hast mich ja gerettet, bevor es hässlicher kommen konnte."

Sie griff nach seiner Hand und strich über seine aufgeplatzten Fingerknöchel, ehe sie die ihre hob und zärtlich den blauen Fleck an seiner Wange nachzeichnete. Bedauernd strich sie mit den Fingerspitzen über seine Unterlippe und registrierte, wie er die Luft einzog. Sofort zog sie Hand zurück.

„Hab ich dir wehgetan?", fragte sie erschrocken.

„Nein, du hast mir nicht wehgetan", erwiderte Daniel.

„Aber?", erkundigte sie sich.

„Du hast in mir den Wunsch geweckt, das zu tun...", erklärte er, zog sie zu sich und küsste sie zärtlich.

Sie verstand. Sie schlang die Arme um seinen Nacken und als er den Kuss vertiefte, hieß sie ihn mit einem wohligen Seufzen willkommen.

Die nächsten Tage vergingen wieder wie im Flug. Sie hatte jeden Tag mit ihren Eltern geschrieben und gemerkt, dass sie ungeduldig wurden. Sie hatte beschlossen, dass es Zeit wurde, dass Daniel und sie ihr Versprechen einlösten und sie besuchten. Er war einverstanden gewesen und sie hatten sich auf Samstag geeinigt. Sie würden gegen Mittag hinfahren und ihre Mutter hatte sie gelöchert, was sie zum Mittagessen machen sollte. Genauer gesagt, hatte sie gefragt, was Daniel essen wollte, denn sie wollte sich mit dem Essen bei ihm entschuldigen.

Als sie ihm das vergnügt erzählt hatte, hatte er abgewunken und gesagt, dass er nicht wählerisch war, er wäre mit allem zufrieden. Doch das sah sie nicht ein. Ihre Mutter durfte sich ruhig ins Zeug legen. Das hatte sich Daniel verdient. Sie ließ das Thema erstmal auf sich beruhen und fragte ihn im Laufe des Tages, was seine Lieblingsspeise war. Als er sie daraufhin verständnislos angesehen hatte, hatte sie ihn gefragt, bei welchem Essen er an seine Kindheit dachte. Er hatte sichtbar geschluckt. Es fiel ihm weiterhin schwer, über diese Dinge nachzudenken, doch da sie ihn so bittend ansah, gab er schließlich zu, dass er gerne Gulasch aß.

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