94 - Daphne Blue & Midnight Blue

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Kapitel 94 – »Daphne Blue & Midnight Blue«


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»You've got me off track
Got me thinkin' abstract
Baby, look at what you've done
Still you've got me wantin' some
Body on body contact
I love it, but I hate that
Black jeans and Daphne blue
Still make me think of you«

Daphne Blue – The Band CAMINO

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Es war das erste Mal, dass Yoongi mein neues Zuhause alias Sohees Apartment betrat. Er brachte eine ganz andere Aura in die Wohnung als Jimin es bei den Malen getan hatte, wenn er mich hier besucht hatte. Nun füllten sich die Räume mit einer melancholischen Ruhe. Einem Frieden, den ich so noch nie hier wahrgenommen hatte.

Ich kam nicht drum herum, uns beide für einen kurzen Augenblick im Spiegel des Eingangsbereichs zu mustern. Ein wenig erinnerte mich die Szene schon an den Tag, an dem Jimin klatschnass vor meiner Tür aufgetaucht war, als ich noch bei meinen Eltern gewohnt hatte. Nun waren es aber Yoongi und ich, die vom Regen eingeweicht worden waren. Wobei es mich zugegebenermaßen eindeutig schlimmer erwischt hatte.

Als ich den Rapper, nachdem wir die nassen Schuhe ausgezogen hatten, gerade in mein Zimmer führen wollte, um ihm ein paar Klamotten rauszusuchen, winkte er schnell ab.

»Ich föhn sie im Badezimmer trocken«, sagte er schlicht und zog dabei den linken Mundwinkel unmerklich ein wenig nach oben.

»Bist du dir sicher?«, fragte ich ihn, wobei ich ihm eigentlich insgeheim dankbar war. Das letzte, was ich nun wollte, war, dass sich alles eins zu eins wie mit Jimin abspielte. Er letztendlich in meinen Klamotten bei mir saß. Nein...eigentlich wollte ich das wirklich nicht.

»Das passt schon«, erwiderte Yoongi achselzuckend. »Ich bin nicht so nass geworden.«

Aber du bist trotzdem mit hier hochgekommen, zischte ihm eine Stimme in meinem Kopf zu, ehe ich schnell nickte und mit dem Finger schräg hinter ihn zeigte.

»Die Tür da...«

So kam es also, dass ich mich in meinem Zimmer in neue, trockene Klamotten warf, während aus dem Bad die Geräusche des Föhns drangen. Ich war früher fertig als Yoongi und ging ein wenig unschlüssig in den Wohnbereich. Letztendlich konnte ich mich mit einer trotzigen Entschlossenheit dazu aufraffen, uns beiden Tee zu kochen. Ich wollte nicht, dass er gleich wieder verschwand. Ich konnte es einfach nicht zulassen.

Yoongi fand den Weg ins Wohnzimmer direkt, was nicht verwunderlich war bei der relativ kleinen Fläche der Wohnung. Er warf zuerst einen Blick aus der Fensterfront, die Hände dabei tief in den Hosentaschen vergraben. Letztendlich blieb er dicht vor der Glasscheibe stehen und starre auf das Regenwetter, dass sich draußen abspielte, während ich auf der nahegelegenen Couch sitzen blieb.

»Du wolltest von mir wissen, was Daphneblau eigentlich ist«, sagte er nach einer Weile des Schweigens, immer noch unbeweglich vor der von Tropfen benetzten Scheibe.

»Ja«, murmelte ich unsicher. »Das wollte ich.«

»Und willst du es immer noch?«

»Natürlich.«

Yoongis Kopf drehte sich wie in Zeitlupe zu mir um. »Es ist das Blau, das der Lack hatte, den man früher für E-Gitarren verwendet hat. Vintage-Blau, wenn man so will. Ein mattes Türkis, nicht zu grell...«

serendipity - ͏after all this time...Where stories live. Discover now