15 - Gespräch unter sechs Augen

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Kapitel 15 – »Gespräch unter sechs Augen«


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»Tell me, what kind of man am I supposed to be?
When the lines the razor blade made are faded
Is there really any hope for me?
If a simple conversation's complicated

I know everything I've ever done wrong
That kind of memory won't let me move on
Though there's bound to be some things that you ain't told me
I could never be ashamed of you homie«

Talk To A Friend – Slaves

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Widerwillig und unter den verwirrten Blicken der restlichen Sitzenden zog er mich zur Terrassentür, die in einen ziemlich weitläufigen Innenhof führte. Keine Menschenseele war zwischen den Sträuchern, Bäumchen und angelegten kleinen Grünflächen zu sehen, durch die sich kleine Wege zogen. Moderne Strahlerlampen am Rande der Fußwege erleuchteten die Pflanzen und gaben dem Ort sogar etwas Magisches. Diese Tatsache konnte ich in diesem Moment leider keineswegs genießen.

»Moon-ssi«, begann Taehyung in einem gespielt tadelnden Ton. »Sag mir bitte nicht, wir machen dich nervös!«

Ich starrte ihn an und er starrte mit in die Seiten gestemmten Armen zurück. Gut, dass wir uns aus dem Sichtfeld des Partyraums entfernt hatten. Das hier musste gerade wirklich sehr seltsam aussehen.

»Wir sind immer noch dieselben«, fuhr er fort. »Ich weiß, es sind seitdem vier Jahre vergangen und es ist viel passiert, aber –«

»Das ist es nicht«, fiel ich ihm ins Wort, und es überraschte mich, wie gefasst meine Stimme plötzlich klang. Vielleicht half die frische Luft doch irgendwie...oder der viertel Liter Wein, den ich mir gerade runtergekippt hatte und der in meinem leeren Magen brannte.

Taehyung musterte mich überrascht, doch nach einigen Sekunden legte sich langsam aber sicher die Erkenntnis in seine Augen und er ließ seine Hände sinken.

»Oh...«, entfuhr es ihm, woraufhin er sich verlegen am Kopf kratzte. »Die Sache.«

Ich atmete tief durch, um zu verhindern, dass mir schon wieder die Röte in den Kopf stieg. Inzwischen sollte es mir doch eigentlich möglich sein, erwachsen mit diesem Thema umzugehen und dabei nicht direkt zu einer Tomate zu mutieren. Vielleicht fiel es mir auch nur so schwer, weil das da verdammt nochmal Taehyung mir gegenüber war.

»Man, das ist doch alles so lange her«, jammerte er los, als ich für eine Weile keine Anstalten machte, etwas zu sagen. »Ich weiß, das war schon ein riesen Ding und so...aber die haben das alles geklärt, soweit ich weiß.«

»Hat Jimin dir das gesagt?«, fragte ich ihn mit einem bitteren Unterton.

Tae schwieg und starrte mich lange an, während sich eine gewisse Traurigkeit in seinen Blick legte. Plötzlich wirkte er so viel erwachsener und reifer. Und doch immer noch wie ein griechischer Gott in seiner vollen überwältigenden Anmutung.

»Er redet nicht gerne darüber«, sagte er schließlich. »Mit niemandem.«

Diese Aussage bewahrheitete einen Teil meiner Befürchtungen. So viel zu »die Zeit heilt alle Wunden«. Für mich war es ja nicht anders – die Sache hing mir immer noch nach, obwohl ich alles Erdenkliche dafür getan hatte, darüber hinweg zu kommen. Ich war ans andere Ende der Welt geflogen, um mein Leben dort weiterzuleben. Und doch kam ich nach Seoul zurück und die Erinnerungen und der Schmerz lagen vor mir wie auf dem Präsentierteller. Als hätten sie nur darauf gewartet, dass ich wieder einen Fuß in dieses Land setze.

serendipity - ͏after all this time...Where stories live. Discover now