03 - Der obligatorische peinliche erste Schultag

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Kapitel 3 – »Der obligatorische peinliche erste Schultag«


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»'Cause I feel my life's been so tongue tied
I'm trapped outside inside my mind
If you feel like that you're tongue tied
Then we're tongue tied together
Can you even hear me now?«

Tongue Tied – YUNGBLUD ft. blackbear ft. Marshmellow

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Mo., 27. August 2012

Moonhee


»...und deshalb denken meine Frau und ich, dass es besser wäre, wenn unsere Moonhee Nachhilfe bekommen würde. Zumindest in Mathematik. Sie hatte schon in Daegu oft Probleme, mit dem Stoff mitzukommen und wir würden dem hier gerne rechtzeitig entgegenwirken.«

Die Stimme meines Vaters drang nur halb zu mir durch, während ich völlig abwesend aus dem Fenster des Büros des Schulleiters starrte. Seoul sah genauso grau aus wie Daegu. Nur hatte mir die Nuance meiner Geburtsstadt eindeutig besser gefallen.

»Hmm, die Noten scheinen ja noch im Rahmen zu liegen«, hörte ich Gong Sungmin-nim sagen. »Aber wir führen an dieser Schule ein gutes System, wenn es um Nachhilfe geht. Ich werde sehen, was ich für ihre Tochter in die Wege leiten kann.«

Meine übereifrigen Eltern und der Direktor tauschten noch ein paar überhöfliche Worte aus, die ich allesamt ignorierte und weiter meinen Blick durch die Fenster schweifen ließ. Die Gegend um diese Schule war so hässlich wie eh und je. Man könnte fast meinen, man wäre in einem der weniger betuchten Viertel von Seoul gelandet, dabei war es nur der Seongdong-gu. Auch das Schulgebäude, das im Erdgeschoss zur Straßenseite hin noch von einem Ramsch-Laden beherbergt wurde, sah von außen nicht gerade einladend aus. Auf dem sogenannten »Schulhof«, der viel mehr ein winziger Parkplatz für die Lehrkräfte darstellte, gelangte man durch einen Bogen, auf den in blauen Lettern der Name der Schule stand: Korean Arts High School. Wie konnte man so einer Schule nur so eine äußerliche Hülle zumuten?

Zugegeben: Wenn man das Gebäude betrat, war es, als würde man in eine andere Welt eintauchen. Nichts ließ mehr auf das hässliche Erscheinungsbild hin schließen. Weder die mit kunstvollen Wandverkleidungen und Böden ausgestatteten Flure, noch die aufwendige Beleuchtung der Kantine oder die modern eingerichteten Klassenzimmer und Studios. Schwarz und Orange dominierten im kompletten Schulgebäude als Hauptfarben und verliehen dem ganzen Komplex noch einmal eine stylischere Note. Eine Stätte für »Künstler« eben.

Trotzdem konnte ich mich über keins dieser Dinge freuen. Ich wollte zurück nach Daegu, an meine alte Schule, wenn sie auch hässlich von innen, sowie von außen gewesen war. Ich wollte zurück zu meinen alten Freunden, die mich doch tatsächlich noch darum beneidet hatten, in eine Stadt wie Seoul zu ziehen. Aber ich wollte nicht hier sein. Nicht hier in dieser Stadt, die noch geschäftiger zu sein schien, als Daegu. Und schon gar nicht hier an dieser Kunst-Schule, an der ich mir vorkam wie ein Alien. Sohee gehörte hier her, aber nicht ich. Sohee, die gerade wie ein Honigkuchenpferd den Direktor anstrahlte und sich wieder einmal von ihrer besten Seite zeigte.

»Und Sie, Yeong Sohee-ssi, werden hier sicher auch alle nötige Unterstützung erhalten, die Sie als Trainee bei JYP Entertainment brauchen«, sagte der Direktor genau in diesem Moment mit einem Lächeln an meine Schwester gewandt. »Wie schon vorher besprochen, bieten wir hier auch ein tolles Homeschooling-Programm und Distance Learning an, wenn die Zeit durch das Training zu knapp für die Schule wird.«

serendipity - ͏after all this time...Where stories live. Discover now