87 - Der Plan Pt. II

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Kapitel 87 – »Der Plan Pt. II«


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»I think I've seen this film before
And I didn't like the ending
You're not my homeland anymore
So what am I defendin' now?
You were my town
Now I'm in exile seein' you out
I think I've seen this film before«

exile – Taylor Swift ft. Bon Iver

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Der Raum, in den uns der Kellner gebracht hatte, war definitiv nicht das, was man als Pärchen gebrauchen konnte, wenn man ein »privates Dinner« abhalten wollte. Es gab, anders als bei dem Restaurant an Chaewons Geburtstag, keinen Terrassenzugang, sondern lediglich zwei hochliegende Fenster. Dort, wo normalerweise wohl eine lange Tafel für Feste aufgebaut gewesen wäre, stand ein runder, eingedeckter Tisch mit zwei Stühlen. Alles hier schrie nach Familienveranstaltungen und wirkte erdrückend leer. Mir gefiel es nicht. Und damit wusste ich auch, dass Noah es hassen musste.

»Was ist das denn?«, fragte er ungläubig und trat ein paar Schritte in den Raum hinein. Dabei hallte das Geräusch seiner Schuhe auf dem weiß gefliesten Boden ein wenig.

»Ist doch eigentlich ganz nett...«, versuchte ich einen kläglichen Rettungsversuch, doch Noah warf mir nur einen unverwandten Blick zu.

»Ich habe einen Tisch für zwei Personen reserviert«, begann er mit scharfer Stimme. »Nicht einen hässlichen Saal für Familienfeiern. Da draußen waren doch genug Tische frei! Der Typ kann mir doch nicht erzählen, dass an einem Montag hier schon so viele Reservierungen eingegangen sind, dass sie uns jetzt in diesen Raum hier abschieben!«

Ich zuckte hilflos mit den Achseln. »Hierzulande isst man eben gerne auswärts.«

»Das ist doch Bullshit«, schnaubte Noah, drehte sich auf dem Absatz um und marschierte zurück zur Tür. »Wir werden ganz sicher nicht hier essen. Komm mit, Moo–«

Er brachte es nicht fertig, meinen Namen zu Ende auszusprechen. Mit zitterndem Körper drehte ich mich ebenfalls um, nur um ihn da wie angewurzelt zwei Meter von der Tür entfernt stehen zu sehen. Er starrte auf niemand Geringeres als Chaewon höchstpersönlich, die dort lässig mit Sohee im Rahmen lehnte und ihm voll den Weg versperrte.

»Cooler Saal, den wir euch da ausgesucht haben, oder?«, fragte sie ihn neckisch und wohlwissend, dass er kein Wort ihres Koreanischs verstehen konnte. »Die haben das Ding so gebaut, dass nervig laute Familienfeste die Gäste im Hauptrestaurant nicht stören. Egal, wie laut irgendwelche Onkels nach ihrem zehnten Soju rumschreien.«

Wie auf Kommando traten die beiden Frauen ein. Kurz darauf folgten ihnen Yoongi, Namjoon, Jimin und Yunhee. Letztere war – und das merkte ich tatsächlich erst jetzt – absolut hin und weg von der Tatsache, dass sie nun auch den Bandleader und ihren Bias live und in Farbe sehen konnte. Allerdings schien sie diese Aufregung so gut, wie es eben ging, zu unterdrücken...denn als ihr Blick einmal auf Noah geheftet war, blieb er auch da. Und das auf eine so entschlossene Weise, die ich ihr nie zugetraut hätte.

»Was soll das hier?«, fauchte mein Exfreund und riss den Kopf zu mir herum. »Dir ist bewusst, was ich tun werde, wenn –«

»Ah ah ah! Hier wird gar nichts getan, Freundchen«, unterbrach ihn Sohee, die inzwischen die Tür des Saals geschlossen hatte, in ihrem besten Englisch. »Wir werden uns jetzt erstmal schön unterhalten.«

serendipity - ͏after all this time...Where stories live. Discover now