47 - Aufklärungsgespräche

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Kapitel 47 – »Aufklärungsgespräche«


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»All the flags that were red I told myself they were tinted
Then I noticed that you couldn't stand the sight of your own shadow
Like the devil on your shoulder couldn't stand to wait much longer
Did I get too close?
Didn't mean to have your true colors exposed«

True Colors – Slaves

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Namjoon

Die Nachtluft war angenehm warm und wie immer eingenommen von dem städtischen Geruch Seouls, den man als Bewohner irgendwann gar nicht mehr wahrnahm. Doch Namjoon bemerkte ihn immer noch. Gerade in Momenten wie diesen, wenn der Gangnam-gu so verhältnismäßig ruhig vor ihm lag.

Er hatte sich mit einem Buch an den Treppenabsatz ihres neuen Wohnhauses gesetzt. Quasi direkt an die Straße. Das Haus lag an einem kleinen Hang und Parkplätze gab es nur um die Ecke. Er würde Yoongi wahrscheinlich erst dann sehen, wenn er letztendlich direkt vor die Tür geschlurft kam.

Namjoon seufzte und klappte sein Buch zu. Das Licht der Straßenlaternen reichte nicht wirklich zum Lesen und er hatte auch keine Lust, ständig mit den Armen zu wedeln, dass der Bewegungsmelder die Lampe der Eingangstür einschaltete. Eigentlich sollte das Buch ja auch nur dazu dienen, die Zeit totzuschlagen, bis ein gewisser Jemand es endlich für nötig hielt, wieder nach Hause zu kommen.

Ein wenig kam der Bandleader sich schon dumm dabei vor. Yoongi war älter als er selbst. Auch, wenn es nur eineinhalb Jahre waren, so hatte Namjoon doch einen Heidenrespekt vor seinem Hyung. Dennoch war ihm auch sehr bewusst, was für eine Vorgeschichte der Junge aus Daegu mit sich trug. Er wusste von den Besuchen beim Psychologen. Und natürlich wusste er auch von den Mitteln, die er leider immer noch nutzte, um sich irgendwie den Kopf frei zu machen. Aber es konnte nicht so weitergehen. Seit Tagen verschwand er immer wieder mit dem Wagen und kehrte erst spät wieder zurück. Auch heute war es wieder passiert. Als einzige Erklärung für seinen plötzlichen Abgang hatte Namjoon ein »Muss nochmal zu BigHit« bekommen. Doch heute war ihm das nicht ausreichend genug gewesen...auch, wenn er dies Yoongi nicht mitgeteilt hatte.

Ein einziger Anruf auf der Arbeit hatte genügt, um herauszufinden, dass der Rapper dort nie aufgetaucht war. Namjoon fühlte sich schlecht, es getan zu haben. Er fühlte sich wie ein Stalker. Als würde er seinen Freunden hinterherspionieren. Aber was sollte er sonst tun, wenn Yoongi ihn seinem Gefühl nach am laufenden Band anlog? Er machte sich verdammt nochmal Sorgen. Und heute Abend wollte er ihn fern von den neugierigen Ohren der anderen zur Rede stellen. Das war der Grund, weshalb er mit einem Buch hier unten saß und nicht im Wohnzimmer des Dorms. Zwar sollten um diese Zeit schon alle tief und fest schlafen, doch die Wände und Türen waren zu hellhörig, als dass er etwas riskieren wollte. Er kannte Yoongi inzwischen gut genug, um zu wissen, dass ihn zu viel Aufmerksamkeit auf sich selbst nur noch mehr dicht machen ließ. Aber er musste nun endlich herausfinden, was mit dem Älteren nicht stimmte. Wo er die ganze Zeit hin verschwand und was er ihnen allen verheimlichte.

Es war 00:12 Uhr, als sich endlich auf dem Gehweg eine spärlich beleuchtete Gestalt in ihrem typischen, leicht o-beinigen Gang auf Namjoon zubewegte. Als er sich sicher war, dass es sich dabei um Yoongi handelte, legte er sein Buch neben sich auf die Stufe, bettete seine Arme locker auf seinen Knien ab und beobachtete ihn geduldig, bis er direkt vor ihm stand. Yoongi realisierte erst im letzten Moment, dass der Leader dort auf ihn wartete. Er schien einen kleinen Gegenstand in seiner eigenen Hand zu betrachteten. Als er Namjoons Anwesenheit bemerkte, blieb er abrupt zwei Meter vor ihm stehen und steckte das Etwas schnell in seine Hosentasche.

serendipity - ͏after all this time...Where stories live. Discover now