71 - Das Dinner Pt. II

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Kapitel 71 – »Das Dinner Pt. II«


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»'Cause I got soul and I won't quit
And your dad don't like it when I talk my shit
'Cause I'm all about it baby
I'm all about it baby«

All About It – Hoodie Allen ft. Ed Sheeran

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Mein Blick wollte nicht einmal von Yoongi ablassen, wie er da in seinem Dolce-&-Gabbana-Hemd neben mir saß. Ich beobachtete ihn nicht direkt, vielmehr über die verspiegelte Wand uns gegenüber, die das geschmackvolle Speisezimmer von Lee Wonmin-nim und seiner Frau nur noch größer als ohnehin schon erscheinen ließ. Seine Haare waren immer noch weißblond, doch inzwischen war ein deutlicher Ansatz sichtbar geworden. Dieser schien auch meinem Vater ins Auge gefallen zu sein, der es laut seinem Gesichtsausdruck wohl nicht fassen konnte, wie einem Idol erlaubt war, so herumzulaufen.

Er mochte Yoongi nicht, das war mir nach den ersten fünf Sekunden, in denen die beiden sich angesehen hatten, schon bewusst gewesen. Das lag wohl nicht nur an seiner Frisur, sondern auch an Yoongis Zuspätkommen und seiner im Vergleich zu Jimin deutlich weniger überschwänglichen Art, sich vorzustellen. Keine Frage, er war überragend freundlich gewesen und hatte jegliche Etikette eingehalten. Hatte sich zu einem dieser Fake-Lachen gezwungen, die ich bei ihm sofort als solche durchschaute. Doch all das und mehr würde wohl nie genug sein, wenn mein Vater einmal ein Vorurteil gegenüber jemandem aufgebaut hatte. Wie schlimm es wirklich war, sollte ich aber erst später an diesem Abend erfahren.

Bisher jedenfalls beschäftigten mich noch andere Gedanken, während ich gleichzeitig versuchte, bei allen Gesprächen am Tisch mitzuhalten. Wie war es dazu gekommen, dass Namjoon Yoongi die Erlaubnis gegeben hatte, mich auf dieses Essen zu begleiten? In diesem Sinne sollte es mir eigentlich recht sein...immerhin waren er und ich um einiges vertrauter als der Leader und ich...Trotzdem war da dieses unterschwellige ungute Gefühl, mit meinen Eltern und jemandem zusammen am Tisch zu sitzen, der einen schon auf alle möglichen Weisen außerhalb einer Beziehung durchgevögelt hatte.

Manchmal bildete ich mir ein, man könnte zwei Menschen wirklich ansehen, dass sie, egal wann, einmal miteinander geschlafen hatten. Chaewon hatte mir diesen Gedanken in den Kopf gesetzt, nachdem sie Yoongi und mich damals quasi im Wald ertappt hatte. Ich stellte mir vor, dass ein gewisses Leuchten zwischen Personen entstand, wenn sie es miteinander getan hatten. Und wenn Menschen genau hinsahen, konnten sie dieses Leuchten sehen. Meine Eltern zählte ich definitiv unter die, denen ich es zutrauen würde. Ganz vielleicht war das mitunter auch ein Grund, weshalb mein Vater Yoongi vom ersten Moment an gehasst hatte.

Ich schob den unliebsamen Gedanken wieder weg, während ich auf die Frage von Lee Wonmin-nim's Frau, ob das Essen denn schmeckte, freundlich nickte. Wie automatisch sprang mein Kopf aber wieder zur Ursprungsfrage zurück: Warum zur Hölle hatte Namjoon Yoongi erlaubt, mit mir auf dieses Essen zu gehen!?

Tatsache, er hatte gewusst, was das hier werden würde. Er hatte gewusst, dass die Person, die mich begleitete, meinen Freund spielen musste. Er hatte, genau wie Yoongi, mit eigenen Augen gesehen, was an Hoseoks Geburtstag zwischen Jimin und mir passiert war! Und ich wusste von ihm, dass er in mir eine potentielle Bedrohung vermutete, indem ich das Drama von damals wiederholen könnte. Wieso zur Hölle schickte er mir also Yoongi, statt selbst zu kommen?! Es war absurd, machte keinen Sinn... Besonders nicht nach dem Kuss mit Jimin. Und ich konnte mir nicht vorstellen, dass der Bandleader mir inzwischen vertraute. Warum auch? Man vertraute jemandem, der so eine Scheiße abgezogen hatte, nicht einfach so wieder. Nicht als Leader einer Gruppe, die mit einem kleinen Fehltritt so viel verlieren konnte. Eins war jedenfalls sicher: Ich musste später mit Yoongi unter vier Augen reden. Ich musste herausfinden, was es mit seinem Auftauchen auf sich hatte. Und ob Jimin davon wusste.

serendipity - ͏after all this time...Where stories live. Discover now