57 - ...bevor ich ging

101 12 4
                                    

Kapitel 57 – »...bevor ich ging«


────•~❉᯽❉~•────

»And maybe we got lost in translation
Maybe I asked for too much
But maybe this thing was a masterpiece
Till you tore it all up
Running scared, I was there
I remember it all too well
And you call me up again
Just to break me like a promise
So casually cruel in the name of being honest
I'm a crumpled up piece of paper lying here
'Cause I remember it all, all, all......too well"

All Too Well – Taylor Swift

────•~❉᯽❉~•────


Moonhee

Ich erinnerte mich noch genau an den Moment zurück, als Jimin mir gesagt hatte, er habe nicht genug bei dem Kuss gefühlt. Ich wusste noch genau, wie sehr mir das wehgetan hatte. Dennoch konnte man es nicht ansatzweise mit dem Gefühl vergleichen, das er in diesem Moment mit seinem schmerzerfüllten Gesichtsausdruck in mir auslöste. Es war, als würde es nicht nur mein mühevoll zusammengeflicktes Herz wieder zerfetzen, sondern auch meine ganze Seele. Eine Hand wusch die andere. Und eine Hand schmierte die andere mit Salzsäure ein. Letzteres traf wohl perfekt die Szene, die sich gerade wie zugeschnitten für einen Horrorfilm vor meinen Augen abspielte.

Jimin stand immer noch dort, im Türrahmen. Die Finger seiner linken Hand krallten sich inzwischen in die dunkelblaue Lackierung des Kunststoffs, die seiner rechten lagen immer noch auf dem inzwischen betätigten Lichtschalter. Die ekelhaft grelle Helligkeit zeigte uns die volle Blüte seiner Gefühle, die sich wie auf einem Präsentierteller auf seinem Gesicht widerspiegelten. Allem voran Wut und Fassungslosigkeit.

»Jimin«, durchbrach Yoongis tiefe Stimme vorsichtig die Stille und ließ mich dennoch heftig zusammenzucken. »Es ist nicht das, was du jetzt denkst...«

»Ach ja!?«, keifte Jimin, riss seine Hände vom Türrahmen und ballte sie zu Fäusten. »Also ich weiß ja nicht, Hyung, aber für mich sah das verdammt eindeutig aus!!«

»Bitte, Chim, hör mir zu, ich...«

»SCHIEB DIR DEIN VERDAMMTES CHIM SONST WO HIN, MIN YOONGI!«, brüllte er ihm ohne die zuvor noch so betonte Höflichkeitsfloskel entgegen und trat einen Schritt in den Raum. »Ich hab es dir gestern erst erzählt und jetzt...und jetzt...«

Sein Blick wanderte zu mir und durchbohrte mich nicht wie ein Messer, nein. Eher wie eine auf höchster Stufe laufende Kettensäge. Den Rest gaben mir dann die Tränen, die in seinen Augen standen und kurz davor waren, wie in Bächen seine Wangen hinabzuströmen.

»Wie konntest du nur...«, hauchte er erstickt.

Ich befand mich immer noch auf dem Bett. Mehr als mich aufzurichten, hatte ich nicht geschafft. Nun saß ich da, zu einer bebenden Eisstatue erstarrt, die jeden Moment zu zerbrechen drohte. Immer noch brannte es in meinem Schritt, was ich jedoch zu ignorieren versuchte. Doch wollte kein Wort meine zerbissenen Lippen verlassen.

Yoongi raufte sich inzwischen die Haare. Hatte ich ihn jemals so aufgelöst gesehen? So überfordert mit einer Situation? Das musste alles ein Traum sein. Min Yoongi war nie überfordert mit einer Situation. Zumindest nicht so, dass er es sich so offensichtlich anmerken ließ!

»Jimin-ah!«, entfuhr es ihm mit eindringlicher und doch zitternder Stimme. »Das hier ist wirklich nicht so, wie du denkst! Moon und ich sind nicht...Wir hatten nur was mit einander. Nichts Ernstes!«

serendipity - ͏after all this time...Where stories live. Discover now