16 - Ein ganz gutes Trampeltier mit Herzrasen

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Kapitel 16 – »Ein ganz gutes Trampeltier mit Herzrasen«


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»I wonder if you know
I'm tryin' so hard not to get caught up now
But you're just so cool
Run your hands through your hair
Absent mindedly makin' me want you«

Fearless – Taylor Swift

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Fr., 5. Oktober 2012

Moonhee


So sehr mich Jimin auch an jenem Mittwoch die Angst vor meiner Projekt-Vorstellung vergessen lassen hatte, umso unbarmherziger schlug sie mir am Freitagmorgen nach dem Aufstehen um die Ohren. Ich war bisher, wenn es hochkam, mit gerade mal der Hälfte der Namen meiner Klassenkameraden vertraut, hatte vielleicht mit einem Viertel von ihnen bisher ein paar Worte gewechselt und nun sollte ich mich heute vor ihnen mit einem Tanz zum Affen machen. Toll, oder?

Ich fragte mich auf dem Weg zur Schule immer und immer wieder, an welchem Punkt ich je hatte glauben können, dass eine Choreografie eine gute Idee für das Projekt sei. Wie gerne hätte ich Jimin an meiner Seite... Auch, wenn er mich mit seinem eleganten Tanzstil noch mehr wie ein Trampeltier aussehen lassen würde, so müsste ich es doch nicht alleine durchstehen. Ich wusste genau, dass sein Enthusiasmus und sein eigenes beschämtes Giggeln am Ende alles wieder wett gemacht hätte.

Die ersten Unterrichtsstunden vergingen viel zu schnell und mit jeder Minute, die die Präsentation näher rückte, wurden meine Hände schwitziger und ein unangenehmes Kribbeln breitete sich in meiner Magengegend aus. In der Mittagspause bekam ich fast keinen Bissen herunter und dass Jimin und Taehyung wieder in der Kantine fehlten, machte es auch nicht gerade besser.

Mit der ersten Stunde des Nachmittagsunterrichts war es dann soweit: Die Projekt-Vorstellungen des Kunst-Departments begannen. Dafür hatten wir uns sogar in einen der vielen Tanzsäle in den unteren Geschossen begeben – leider nicht in den, in dem ich immer mit Jimin trainiert hatte. Meine Klasse und ich setzten uns entlang der nicht verspiegelten Wand, während sich unsere Lehrer an der Seite auf ein paar Stühlen niederließen. Wir wurden nach alphabetischer Reihenfolge in Hinsicht auf unsere Nachnamen aufgerufen und so kam es, dass ich erst ziemlich spät präsentieren musste.

Ich beobachtete meine Mitschüler, die auswendig gelernte Monologe, Gedichte und Schauspieleinlagen vorbereitet hatten. Chaewon war durch die Hilfe von Taehyung tatsächlich stabiler in ihrem Gesang geworden, so dass es sich echt annehmbar anhörte – wenn sie auch mit ihrer Stimme niemals eine Chance im Musikbusiness haben würde. Aber dessen war sie sich wohl auch selbst bewusst.

Es waren auch von zwei meiner Klassenkameradinnen Choreografien dabei, was mich allerdings nicht beruhigte, sondern nur noch missmutiger stimmte. Die beiden waren gut. Dagegen würde ich nur noch mehr wie ein verdammter Hampelmann aussehen.

Als der letzte Schüler vor mir, Yeon Sangchul, endlich mit seinem Vortrag aus Shakespeares Hamlet fertig war (für das er sogar einen verdammten Plastik-Schädel mitgebracht hatte), erhob ich mich mit wackeligen Knien vom Boden, um nach vorne vor die Spiegelwand zu gehen.

Chaewon war so nett und legte meine CD in die Stereoanlage ein und gab mir einen Daumen, dass sie bereit war, auf Play zu drücken, sobald ich ihr das Zeichen gab. Mit rasendem Herzen stellte ich mich vor der Klasse auf, ehe ich meiner besten Freundin zunickte und kurz darauf der Saal von den ersten Synthesizer-Klängen von Somebody To Love durchschallt wurde. Sofort erschien ein wissendes Grinsen auf ein paar Gesichtern meiner Mitschülerinnen.

serendipity - ͏after all this time...Where stories live. Discover now