14 - Kreative Lügen und bekannte Gesichter

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Kapitel 14 – »Kreative Lügen und bekannte Gesichter«


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»When I open my eyes and see the lines that live on the life I left behind
I feel disconnected from the place that I call home
When I try rewind I can't design, a way to go back to that place and time
I remember that moment that changed everything I know
Everything I know«

Lifelines – I Prevail

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Mo., 15. Januar 2018

Moonhee

Mit großen Augen starrte ich auf die in der polierten Glasscheibe ausgehängte Speisekarte des edel aussehenden Bamboo House Restaurants, zu dem Chaewon mich bestellt hatte. Beim Anblick der Preise wusste ich nicht, ob ich mich wundern, oder es doch an ihren anspruchsvollen Geschmacksnerven abtun sollte, dass sie sich für ihren Geburtstag tatsächlich so einen Edelschuppen ausgesucht hatte.

Etwas unsicher betrat ich den Laden, in dem mir sofort die Gerüche von brutzelndem Fleisch, Gewürzen und Soju entgegenschlugen. Die warme Beleuchtung und die dunkelbraune Inneneinrichtung ließen nur noch einmal mehr darauf deuten, wie hochkarätig dieses Restaurant eigentlich war.

Ein im schwarzen Anzug gekleideter Kellner empfing mich und führte mich zu meiner großen Überraschung zu einer weiteren Tür, als ich ihm mitteilte, zu wessen Reservierung ich gehörte. Unser Weg führte uns auf einen modernen Flur und kurz darauf in einen Extraraum mit einem runden Tisch und einem separaten Blick auf die Terrasse zum Innenhof. Sofort starrten mir ein paar fremde Gesichter entgegen, bei denen es sich wohl um Chaewons engste Arbeitskollegen handeln musste.

Mein erster Blick galt dennoch Chaewon, die mich von der linken Seite des Tisches freudig anstarrte und mir zuwinkte. Doch noch ehe ich ihr »Hallo« sagen oder auch nur ansatzweise über ein »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag« nachdenken konnte, wurde meine Aufmerksamkeit von zwei weiteren Köpfen eingenommen. Die Personen, zu denen sie gehörten, saßen mit dem Rücken zu mir und drehten sich in eben diesem Moment fast zeitgleich um. Und als ich in die zwei mir bekannten Paar Augen starrte, hätte ich mich am liebsten am Kellner neben mir festgekrallt, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

Chaewon sprang sofort von ihrem Stuhl auf, als sie meinen Blick bemerkte und hastete mit einem entschuldigenden Lächeln in die Runde zum Türrahmen, wo ich immer noch wie angewurzelt verharrte. Ohne Umschweife zog sie mich um die Ecke, scheuchte den verdutzen Kellner weg und schloss die Tür zu ihrem kleinen privaten »Partyraum«.

»Es tut mir so leid, Moon«, jammerte sie los. »Aber wenn ich es dir gesagt hätte, wärst du nicht gekommen.«

Ich atmete tief durch, um mich endlich aus meiner Schockstarre zu befreien. Das war jetzt nicht wirklich ihr Ernst. Sie hatte mich nicht wirklich für den Abend dazu verdonnert mit...nein! Das konnte gerade wirklich alles nicht wahr sein.

»Deine engsten Freunde sagtest du!«, presste ich mit gedämpfter, und doch viel zu hoher Stimme hervor. »Du hast mich angelogen! Warum hast du mich angelogen, Chaewon?!«

»Moon, bitte«, flehte sie mich an. »Lass mich das erklären.«

»Da bin ich aber mal gespannt, wie du mir erklärst, was Kim Seokjin und Kim Taehyung da drin zu suchen haben!«

Es auszusprechen, machte die Tatsache, dass die beiden BTS-Members im Raum neben uns saßen, nur noch erschreckend realer. Das letzte, was ich je gewollt hatte, war auch nur einem von ihnen zu begegnen. Und das Traurigste daran: Ihnen ging es wahrscheinlich genauso.

serendipity - ͏after all this time...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt