54 - Das Feuerzeug

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Kapitel 54 – »Das Feuerzeug«


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»Stay patient
All I have to do is stay patient
Life's changing
So I might have to make some rearrangements
I roll the dices and I feel so alive and then I'm lifeless
And I don't like it
But honestly, the irony is priceless 'cause

I'm caught on the fence
I'm either happy or I wish I was dead
My life is a mess
I kinda like it even though I'm depressed«

EVEN THOUGHT I'M DEPRESSED – Chase Atlantic

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Fr., 22. Juni 2013

Yoongi


»Du hast gesagt, du hörst auf zu rauchen, für was also brauchst du noch ein verdammtes Feuerzeug?«

Jimins Stimme ließ Yoongi aufhorchen. Er hatte die ganze Zeit mit dem blauen Anzünder in seiner Hand herumgespielt, ohne wirklich zu registrieren, dass er es überhaupt aus seiner Hosentasche gezogen hatte. Das passierte ihm ständig. Und es war nicht gut, denn als frisch gebackenes Idol sollte man nicht mit irgendwas in der Hand erwischt werden, das hauptsächlich zum Anzünden von Zigaretten diente. Gut, dass sie sich gerade nur im Dorm befanden. Yoongi musste sich dringend abgewöhnen, das Teil überall mit hin zu schleppen. Erst heute war es ihm bei ihrem Besuch beim Radiosender Simsim Tapa aus der Tasche gefallen, was aber ein Glück niemand bemerkt hatte.

»Ich sehe keinen Grund, es wegzuschmeißen«, antwortete er Jimin, der sich zu ihm auf den Boden vor dem Zataku fallen lassen hatte und ihn mit hochgezogenen Augenbrauen musterte. Er hatte erstaunlich gute Laune in den letzten Tagen. Komischerweise aber erst seit dem Abend ihres Debüts bei M Countdown.

»Ach komm«, grinste der Jüngere verstohlen. »Ich kann den Tabak bis hier riechen. Du hast immer noch nicht aufgehört. Wir alle wissen es. Nur ist bisher keiner so mutig gewesen, dich darauf anzusprechen.«

Yoongi rümpfte die Nase und wich Jimins Blick aus. Natürlich hatte er recht. Es war ihm bisher nicht gelungen, die schlechte Angewohnheit abzulegen. Allerdings glaubte er nicht, dass es daran lag, dass er es einfach nicht konnte...sondern daran, dass er einfach noch nicht den nötigen Abschlussmoment dafür gefunden hatte. Eigentlich war es Bullshit, sich sowas zu sagen. Wenn man aufhören wollte, dann tat man es einfach, ohne Wenn und Aber. Und doch gab es da diese Szene in seinem Kopf, die er in die Realität umsetzen wollte. Seine letzte Zigarette wollte er mit Moon rauchen. So, wie sie es geplant hatten.

»Also hab ich recht«, frohlockte Jimin auf Yoongis Schweigen und fuhr sich triumphierend durch die Haare.

»Scheint wohl so«, brummte der Rapper und legte das Feuerzeug etwas zu unbedacht vor sich auf den Tisch. Jimin nutzte die Gelegenheit und nahm es an sich, nur um dann seinerseits damit herumzuspielen.

»Ich denke, wenn du es wirklich willst, dann schaffst du das auch«, plapperte er vor sich hin und musterte träumerisch die flackernde Flamme in seinen Händen. »Du tust dir damit nur Gu–...Hä, was hast du da denn draufgeschrieben?«

Jimin hatte das blaue Feuerzeug in seiner Hand gedreht und ihm waren die in schwarzem Lackstift aufgemalten Buchstaben aufgefallen. Es waren englische Wörter, in arabischen Lettern. Am Lesen scheiterte es nicht. Dafür aber anscheinend gehörig am Übersetzen.

»No One Does It Better?«, las er laut vor und kicherte. »Ist das nicht Englisch? Was soll das heißen?«

Yoongi presste die Lippen aufeinander und zögerte nicht dabei, ihm das Feuerzeug in einer flinken und gezielten Bewegung wieder abzunehmen. Die Buchstaben, die auf der blauen Plastikoberfläche geschrieben standen, waren teilweise schon ein wenig angekratzt, aber immer noch einwandfrei lesbar. Er hatte vor kurzem etwas Klarlack draufgetan, um sie haltbarer zu machen. Vielleicht hoben sie sich auch nur deswegen noch so gut gegen das matt-türkisene Blau ab, das Yoongi für immer mit Moon und ihrem frechen Grinsen verbinden würde, nachdem sie an jenem Abend aus dem Auto gesprungen war und ihm das Ding zugeworfen hatte.

serendipity - ͏after all this time...Where stories live. Discover now