Kapitel 24 - Kisses of fire

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Der Samstag kam schleichend, nicht so schnell wie erwartet und ich sehnte mir an jedem Tag das Ende der Woche herbei. Als es endlich soweit war und ich am Freitag nach dem Unterricht mit Sophie eine Uhrzeit ausgemacht hatte, brachte mich die Aufregung fast um. Erst war da die Angst, sie könnte es sich anders überlegen und dann kam die Realisation, als sie fest zusagte. Nun stand ich seit einer geschlagenen Stunde vor dem Kleiderschrank und kramte Teil für Teil heraus, nur um es kurz darauf aufs Bett zu schmeißen. „Das gibt es doch nicht", meckerte ich vor mich hin und ließ mich deprimiert aufs Bett fallen, „Der Kleiderschrank ist voll und nichts davon gefällt mir." Ohne die Ankunft eines Gasts bemerkt zu haben, klopfte es an meiner Tür und ich hatte kaum „Herein" gesagt, da polterte Daria durch meine Tür. „Ri? Was machst du denn hier?", fragte ich sie ungläubig und schielte verstohlen auf die Uhr. Solch ein Überraschungsbesuch war nicht selten, aber ausgerechnet heute konnte ich das gar nicht gebrauchen. Was wenn sie länger bleiben wollte, oder... „Entspann dich, Romeo", kicherte Daria und blickte auf meinen Kleiderhaufen, in dem ich saß, „Ich bin anscheinend gerade rechtzeitig gekommen." Ich kniff die Augen zusammen und blickte sie fragend an, sie lachte wieder nur und begann die ersten Teile aufzuheben. „Du magst es zwar nicht ausgesprochen haben, aber deine Nervosität war die ganze Woche kaum auszuhalten und als du dann auch noch für heute Abend abgesagt hast, war es mir klar...", erklärte sie und ich spürte das Blut in meinen Kopf steigen. Wenn ich mich so auffällig verhielt, wer hatte dann noch davon Wind bekommen? Greta vielleicht? „Was war dir klar?", versuchte ich möglichst cool zu sagen und machte mich auf meinem Bett breit. „Dass du ein Date hast", sagte Daria und zwinkerte mir zu, „Und ich denke, es ist weder mit Lauren noch mit Nikky oder sonst wem." Ich lachte, um ihr keinerlei Hinweis zu geben, ob sie richtig oder falsch lag, aber Daria war niemand der einfach aufgab. „Deshalb glaube ich", fuhr sie fort und hielt mir ein graues, schlichtes Hemd entgegen, „Dass du ein Date mit Frau Fischer hast. Ihr habt beide die ganze Woche ein komisches Verhalten an den Tag gelegt. Uuuuund..." Nun machte sie eine dramaturgische Pause und ich riss ihr das Hemd aus der Hand, da sie sonst weitere fünf Minuten damit vor meinem Gesicht herumwedeln würde: „Ihr habt euch kurz vor Schulschluss unterhalten, sie hat dich einfach so auf dem Schulflur abgefangen, obwohl wir auf dem Weg ins Wochenende waren... und es hat dich nicht gestört. Ich meine, ich weiß, dass du sie magst, aber du verstehst hoffentlich was ich meine. Also sag mir, wie gut bin ich?" Lachend verdrehte ich die Augen und erwiderte: „Du bist zu gut, Ri. Du solltest vielleicht Detektivin werden, oder zur Polizei gehen. Dein Ermittlungssinn ist einfach grandios." „Verarschen kann ich mich allein", gab sie patzig zurück und warf mir eine löchrige, schwarze Jeans entgegen, „Aber danke, vielleicht ziehe ich es in Erwägung." Sie wanderte hinüber zu meinem Schrank, in dem mein ganzer Schmuck verstaut war, öffnete die Schublade und begann darin zu kramen, sprach dabei jedoch weiter: „Und jetzt sag mir... wie zur Hölle ist es dazu gekommen? Sie ist doch..." „Verheiratet! Ja ist ja gut! Es reicht schon, dass sie es selbst 100 Mal erwähnt, wenn wir miteinander reden, da brauche ich das nicht auch von dir!", murmelte ich erzürnt und Daria hob beschwichtigend die Hände. „Aber Zuckerpuppe, dir muss klar sein, dass das sowohl von mir kommt als auch von ihr. Es ist nicht nur die Wahrheit, sondern auch ein großer, wichtiger Punkt zwischen euch beiden. Du kannst ganz schön auf die Klappe fallen, wenn sie sich für ihre Ehe entscheidet. Sie geht fremd! Wie würdest du es finden, wenn dein Papa sich nebenher mit wem anders treffen, oder auch nur Küsse austauschen würde?!", nun redete Daria sich regelrecht in Rage. Es war nicht so, dass ich es nicht verstand, aber die ganze Situation war ein verrücktes Konstrukt, das mit keinen Worten der Welt beschrieben werden konnte. Ich kannte die Fakten, die Risiken, das Falsche was wir taten – und dennoch wollte ich nur sie. Meine Gefühle brannten für meine Lehrerin und ich wusste, dass es ihr zumindest ansatzweise genauso ging. Es war mir egal, dass ich vielleicht das Nachsehen haben würde, wenn sie sich für Arne entschied, denn dann hatte ich es wenigstens versucht. Wenn ich es nicht versucht hätte, würde ich mir das niemals verzeihen. „Ich würde es meinem Vater wohl niemals verzeihen", fing ich an und sah wie sich sofort ein Stirnrunzeln auf der Stirn meiner guten Freundin bildete, „Und trotzdem bin ich so egoistisch und will es probieren. Selbst die Konsequenzen sind mir egal, auch wenn ich nachher allein dastehe." Daria blieb für eine Weile stumm, beobachtete wie ich meine Ringe auf die Finger steckte und dann noch nach einer Halskette griff. Die grobgliedrige silberne Kette baumelte lose um meinen Hals und rundete mein Outfit ab, zufrieden betrachtete ich mich im Spiegel und drehte mich einmal um 360 Grad, sodass Daria ihr Werk begutachten konnte. „Mich beeindruckt dein Willen, aber ich mache mir Sorgen um deinen mentalen Zustand. Was wenn Frau Fischer sich gegen dich entscheiden sollte? Wo soll ich dich dann wegholen? Vom Badezimmerboden? Aus deinem Bett? Ich habe dich noch nie mit gebrochenem Herzen erlebt und ich möchte ehrlich sein, ich will es auch gar nicht. Kannst du mir einfach den Gefallen tun und vorsichtig sein? Geh nicht zu blauäugig an all das ran, okay?", murmelte Daria, die plötzlich richtig ernst dreinblickte und dabei eine Haarsträhne zwischen ihren Fingern zwirbelte, „Mit diesem Outfit kann ich dich jedenfalls guten Gewissens losgehen lassen." „Dank dir", erwiderte ich und zog Daria in eine kurze, aber sanfte Umarmung, „Danke für deine Worte und ich weiß auch die Sorge, um mich zu schätzen – glaub mir, ich habe selbst genug Ängste. Ich bin zu keinem Zeitpunkt naiv an all das rangegangen, aber heute möchte ich den Tag einfach genießen. Ich habe diese Chance bekommen und ich werde sie nutzen – eben, weil es vielleicht die Letzte ist." „Okay", antwortete sie, stand auf und warf einen letzten prüfenden Blick auf mein Outfit, „Weißt du, wohin es geht, oder hat sie es dir nicht verraten?" „Oh, ganz im Gegenteil", sagte ich und grinste breit, „Ich habe den Ort ausgesucht und alles geplant."

Summer Breeze - Like the feeling of a thousand butterflies (girl x girl)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora