Kapitel 31 - I was meant to be your girl

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Der Geruch des Meeres verfing sich leichtfüßig in meinen Haaren, umspielte mein Gesicht und tanzte mit dem pfeifenden, kühlen Wind davon. Wir kamen dem Meer immer näher und die Aufregung in mir wuchs. Ich spürte Sophies warme Hand in meiner, die überraschenderweise keine zwei Meter später, nachdem wir aus dem Hotel gestolpert waren, nach ihr gegriffen hatte. Es war ein ungewohntes, aber dennoch wunderschönes Gefühl ihre Hand zu halten. Wir waren nicht hinter einer Tür, einer Wand, oder in einem Auto, wo niemand sehen konnte was wir taten – wir schlenderten händchenhaltend durch den Ort und das Gefühl war überwältigend. „Alles okay?", Sophie drückte sanft meine Hand, zog mich mit einer galanten Bewegung an sich und schmiegte somit ihren Körper an meinen. „Und wie", erwiderte ich grinsend, „Ich könnte mir gerade nichts Schöneres vorstellen." „Dann warte, bis du das Meer gesehen hast", sagt sie und schob mich lachend weiter Richtung Meer. Je näher wir dem Meer kamen, umso stärker wurde der typische Geruch und auch wenn die Kälte das komplette Gegenteil von Gran Canaria widerspiegelte, erinnerte mich alles an den Urlaub, in dem ich Sophie kennengelernt hatte. Die Erinnerungen wogen schwer, doch die Schritte waren leicht – wir traten auf die Strandpromenade und der Wind pfiff eisig kalt durch meine Jacke, die Hose und sogar meine Unterwäsche. „Uff", kam es von Sophie und ich blickte grinsend nach rechts. Ihre Haare flogen wild in alle Richtungen umher, umrahmten ihr wunderschönes Gesicht, hoben ihre markanten Züge hervor und ließen ihr keine Möglichkeit, ungehindert das Meer zu betrachten. Ich trat kichernd an sie heran und fuhr mit meinen Fingerspitzen sanft über ihr Gesicht. Ich entwirrte die blonden, langen Haare und schob sie hinter ihre kalten Ohren. Als ich ihr endlich wieder ins Gesicht schauen konnte, spiegelte sich ein liebevoller Ausdruck in ihren Augen wider, kleine Fältchen poppten um ihre Augen herum auf und verliehen ihrem Gesicht eine Attraktivität, die mir regelrecht den Atem raubte. „Du hast keine Ahnung wie schön du bist, oder?", wisperte ich und ging noch ein Stück auf sie zu. Ich konnte ihren Atem auf meiner Haut spüren, was eine unwiderrufliche Gänsehaut mit sich brachte, eine, die so tiefgreifend war, dass ich sie niemals vergessen würde. Sophie schaffte es Dinge in mir hervorzurufen, von denen andere noch im Alter träumten, aber nie erfahren hatten. Dankbar für diese Tatsache, diese Liebe, diese Möglichkeit, legte ich meine Lippen vorsichtig auf ihre. Der Gedanken sie in der Öffentlichkeit zu küssen fühlte sich unglaublich an, dieser Kuss schmeckte ganz anders, als die, die wir bisher geteilt hatten. Wir lösten uns langsam voneinander, die Sekunden verstrichen langsamer als gewöhnlich und doch war jede davon so kostbar, dass ich sie am liebsten noch weiter ausreizen würde. Ich studierte ihr Gesicht, nachdem wir uns voneinander lösten und das Grinsen, das sich auf Sophies Gesicht ausbreitete, glich fast dem einer Diebin, die sich darüber freute, dass sie mit einer Straftat davongekommen war. „Warum grinst du denn so?", fragte ich atemlos und zog sie ruckartig an mich. Ein leises Quietschen entfuhr ihr und fast wäre mir ihre Antwort entgangen, da mein eigenes Herz so laut klopfte, dass das Tosen meines Herzschlags in den Ohren alles übertrumpfte. Falten legten sich auf ihre Stirn, während sie sich mit ihrer Antwort Zeit ließ, doch es gab mir den Moment, um sie genauer zu studieren, denn ich konnte nie genug von ihr bekommen. Am meisten faszinierten mich ihre Augen und die vielen kleinen und manchmal fast unsichtbaren Sommersprossen. „Ich bin einfach so glücklich", riss Sophie mich mit ihrer Offenbarung aus meinen Gedanken, „Ich hätte einfach nicht gedacht, dass sich Glück so anfühlen kann. Es ist so rein, ergreifend und wundervoll." Nun schlang sie ihre Arme um meinen Körper, vergrub dabei ihre Nase an meinem Hals und atmete tief ein: „Du machst mich wirklich glücklich, Charlotte."

Nach einem gemütlichen Essen in einem kleinen, familiären Restaurant schlenderten wir an der Promenade entlang, um die letzten Sonnenstrahlen zu genießen. Die Sonne war bereits dabei hinter dem Meer zu verschwinden und tauchte den Sand, die Menschen und Strandkörbe in ein sanftes Orange. Sophies Haare schimmerten Gulden und die Sonne umrahmte ihre Silhouette, was ein seichtes Prickeln in mir auslöste. Kinder jauchzten, während sie von ihren Eltern über den Sand gejagt wurden, da sie längst schon übermüdet waren, ältere Paare knipsten aufgeregt Fotos vom Sonnenuntergang und ein paar aufgeweckte Möwen kreischten bei ihrem Rundflug über dem Meer. Ich wusste, wir würden reden müssen, doch ich konnte den Mut nicht aufbringen, da mir der Moment zu perfekt erschien. Sophie schien jedoch zu ahnen, was mich so stark beschäftigte, sie hob meine Hand, hauchte einen federzarten Kuss auf meinen Handrücken und verharrte für eine Sekunde in dieser Position. Sie deutete auf eine Bank, die keine zehn Meter vor uns stand und nahm still darauf Platz. Ich folgte ihr mit pochendem Herzen und schluckte schwer, wollte ich hören was sie mir zu sagen hatte? Aber wären wir dann hier, wenn sie es nicht ernst mit mir meinen würden? Bevor ich in Gedanken eine Antwort finden konnte, schwirrte dieses eine kleine Wort von meinem Herzen hinaus los und brachte mir die Antwort, die ich so sehnlichst brauchte. Nein, diesen Aufwand würde sie dann nicht betreiben. „Wir sollten reden", seufzte Sophie und sie ergriff wieder meine Hand, sobald ich neben ihr saß, „Ich möchte, dass du weißt, wie leid es mir tut. Ich habe überreagiert, das weiß ich nun auch. Ich will auch wie gesagt, keine Ausreden finden, es war falsch... Ich möchte allerdings, dass du verstehst, wie schwer diese Situation auch für mich ist. Du bist für mich keine zweite Wahl, oder weniger wichtig. Ich will immer wissen wie es dir geht, ich will, dass es dir gut geht. Ich habe allerdings auch Kinder, zwei wundervolle Mädchen, die ich über alles liebe und deren Familie auseinanderbrechen wird, wenn Arne und ich getrennte Wege gehen werden. Es ist nicht so einfach eine Beziehung zu beenden, in der nicht nur ein Haushalt, mehrere Jahre und ein Haus miteinander geteilt wurden, da sind auch zwei kleine Menschen, für die wir die Verantwortung tragen... Ich habe immer Leute verurteilt, die ihren Partner betrügen und nun bin ich nichts besser, aber ich spüre, dass es richtig ist. Es ist richtig diese Ehe zu beenden, aber das geht nicht von heute auf morgen, Charlotte. Kannst du das in irgendeiner Art und Weise nachvollziehen?" Ihre Worte sickerten in meine Gedanken, zogen von rechts nach links und landeten schwer in meinem Herzen – doch ich verstand sie. Ich konnte meine Reaktion nicht abschätzen, wenn meine Eltern sich nach Jahren der Ehe plötzlich trennen und im schlimmsten Fall auch noch rauskommen würde, dass einer von ihnen den anderen betrog. Vermutlich wäre ich am Boden zerstört und es schmerzte mir, dass ich bisher keinen Gedanken an Luisa und Lena verschwendet hatte. „Ja, ich kann das nachvollziehen", begann ich zögernd und sah Sophie dabei in die Augen, „Es war nicht ganz fair von mir, ich habe mich in dem Moment einfach nur so allein gefühlt. Ich wollte, so wie jeder andere auch, dich einfach anrufen können, dir mein Herz ausschütten. Es war ein beschissener Tag und ich habe dich gebraucht." „Ich weiß doch", wisperte Sophie und ihr Daumen strich sanft über meine Hand, „und es tut mir leid, dass ich nicht für dich da sein konnte. Aber ich verspreche dir, in der Zukunft bin ich immer für dich da. Momentan vielleicht mehr eingeschränkt als dir recht ist, aber ich werde immer versuchen alles zu geben. Ich will dir die Welt zu Füßen legen, in guten wie auch schlechten Zeiten an deiner Seite sein – aber bitte gib mir noch die Möglichkeit diese Ehe vernünftig zu beenden. Luisa und Lena zuliebe." „Natürlich", schoss es mir über die Lippen und dabei ergriff mich eine Erkenntnis, die meine Hände zittern ließ, „Ich weiß, wir haben nie darüber gesprochen", setzte ich an, „Aber wenn das für dich in Ordnung ist, möchte ich auch für die beiden jemand sein, an den sie sich zu jeder Zeit wenden können. Ich möchte niemand ersetzen, das kann ich auch gar nicht, ich will nur dass du weißt, dass die beiden für mich genauso dazugehören wie deine Vergangenheit. Ich will nur deine, eure Zukunft sein. Wenn du das willst. Und die beiden..."

Summer Breeze - Like the feeling of a thousand butterflies (girl x girl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt