Kapitel 8 - And my destination makes it worth the while

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Ihr aus dem Weg zu gehen erwies sich als schwierige Angelegenheit, es kam mir fast schon so vor, als habe sie sich vorgenommen, noch präsenter unterwegs zu sein als sonst. Wir waren beim Abendessen und ich spürte den Blick meines Vaters auf mir ruhen. Ich kaute lustlos auf meinem Salat herum, was auch ihm nicht entgangen war. „Was ist denn los, Charlotte? Alles in Ordnung?", hakte er nach und auch Mama sah besorgt aus. „Natürlich, warum fragst du?", erwiderte ich und schaffte es erneut nicht, den fiesen Unterton zu verbannen. „Du bist seit gestern Abend wirklich merkwürdig drauf. Hast du Streit mit Lauren?", fragte er und runzelte die Stirn. Lauren. Schuldbewusst zog sich mein Magen zusammen und ich schüttelte eilig den Kopf, Lauren hatte ich seit gestern Morgen auf keine Nachricht mehr geantwortet. Um präzise zu sein, sie bekam keine Antwort mehr seit dem Sonnenbad am Pool. „Nein, wir haben keinen Streit. Ich habe einfach schlechte Laune, darf ich die nicht haben?", maulte ich und raufte mir die Haare. Besorgt tätschelte meine Mutter meine Schulter und sagte: „Natürlich darfst du das, wir sind nur verwundert über das Warum." Ich seufzte theatralisch und stocherte weiter in meinem Essen herum: „Ihr braucht euch keine Sorgen machen, versprochen." „Okay, wenn du das sagst. Ansonsten weißt du ja, wir sind immer für dich da, falls du reden möchtest", erklärte meine Mutter und mir wurde ganz warm durch die Fürsorge meiner Eltern. „Danke, ich weiß das wirklich zu schätzen", antwortete ich und beendete die Fragerunde, indem ich aufstand, um mir Nudeln zu holen.

Das heutige Programm bei der Animation weckte mein Interesse, doch die Angst davor Sophie über den Weg zu laufen überwog. In meinem Kopf ging ich immer und immer wieder unser Gespräch durch, fragte mich, warum ich mich so kindisch verhalten musste. Meine Reaktion hätte anders sein können: warum habe ich mich nicht einfach entschuldigt, anstatt es abzustreiten? Mein Kopf schmerzte von all den Gedanken und ich entschloss mich, nicht an der Animation teilzunehmen. Meine Eltern beließen es bei einem fragenden Blick, worüber ich sehr dankbar war. Ich ging zurück auf unser Zimmer, holte meine Kamera aus dem Safe und steckte meine Kopfhörer ein. Heute würde ich mich ganz der Fotografie widmen, einer Ausflucht, die mir immer dabei half, klare Gedanken zu fassen. Ich wusste nicht, wohin ich gehen sollte, weshalb ich an der erstbesten Kreuzung den Zufall entscheiden ließ, welche Richtung ich einschlagen sollte. Nach gut 10 Minuten kam ich vor einer alten Fabrikhalle zum Stehen, die das perfekte Objekt für meine Fotos war. Sie schien schon lange nicht mehr genutzt worden zu sein, viele Graffitis zierten die Wände, viele waren leider mehr Schmutz als Kunst und die meisten Fenster schienen zerborsten. Bei jedem meiner Schritte knirschte es unter meinen Füßen, dennoch ging ich weiter auf das Gebäude zu, um es von innen zu erkunden. Musik schallte durch meine Kopfhörer und meine Kamera fing die nächsten Bilder ein. Schon nach einer Weile bemerkte ich, wie mein Kopf klarer wurde und meine Gedanken nicht mehr um diese eine Person kreisten. Ich verbrachte eine weitere Stunde mit Fotos, erst ein erneuter Blick auf die Uhr ließ mich zurück zum Hotel aufbrechen. Anstatt meine Eltern aufzusuchen holte ich mir ein Getränk und machte es mir in einer ruhigen Ecke gemütlich. Ich begann ein Buch zu lesen und hörte dabei Musik, dies tat sich solange, bis die Hotelanlage die Außenlichter ausschaltete, erst dann begab ich mich zurück aufs Zimmer, in dem meine Eltern sich gerade Bettfertig machten. „Auch wieder da? Hast du ein paar gute Bilder machen können?", fragte meine Mutter, die gerade ihr Gesicht von ihrem Makeup befreite. „Ich habe wirklich ein paar gute Bilder machen können. Ich war bei einer alten Fabrik, diese scheint schon seit längerer Zeit nicht mehr genutzt worden zu sein", erzählte ich und sah wie meine Mutter die Stirn runzelte. „Eine alte Fabrik, Charlotte? In solchen Gebäuden ist es meist nicht sicher!", sagte meine Mutter empört und ich konnte sie verstehen, da diese Gebäude oft einsturzgefährdet sind. „Mach dir nicht immer so viele Sorgen, Mam", versuchte ich sie zu beschwichtigen und legte meine Kamera zurück in den Safe, „Ich kann schon auf mich aufpassen." „Das haben auch schon viele Leute vor dir gesagt und sind dann in alten Gebäuden schwer verletzt worden. Die Dächer können einstürzen, oder auch Wände – diese sind einfach marode und nicht mehr intakt", erklärte sie mir und verpasste mir unbewusst eine Standpauke. Ich seufzte genervt auf und begann alles abzulegen, was mich beim Schlafen stören würde. „Bist du jetzt fertig?", fragte ich etwas gereizt und meine Mutter zog die Augen ein Stück weiter auf, „Mir geht es doch gut, oder? Ich gehe nicht noch einmal dorthin, versprochen!" „Das will ich hoffen", schaltete sich nun auch mein Vater ein, der bisher lieber geschwiegen hatte, „Deine Mutter meint es nur gut, du solltest nicht gleich so schnippisch reagieren." „Tut mir leid", nuschelte ich, da ich keine Lust auf Diskussionen hatte. Danach sprachen wir nicht mehr miteinander und eilten in unsere Betten, mein Kopf brummte und so sehr ich diesen Urlaub genoss, konnte ich es kaum erwarten, wieder zu Hause zu sein.

Summer Breeze - Like the feeling of a thousand butterflies (girl x girl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt