Kapitel 33 - Couldn't escape if I wanted to

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Vermutlich hätte ich alles von Sophie verlangen können und sie wäre drauf eingegangen, aber mit meiner Macht wollte ich alles bis aufs kleinste Detail genießen und auskosten. Für das große Mehr war ich noch nicht bereit. Allerdings verbrachten wir fast den ganzen Abend in unserem Hotelzimmer, mit wenig Kleidung und viel Körperkontakt. All die Reaktionen von meinem Körper war ich nicht gewohnt, sie überforderten mich fast, da eines intensiver war als das andere. Es ging von einem Hoch ins nächste und am Ende des Tages schliefen wir eingekuschelt unter der warmen Bettdecke, mit nur noch einer Unterhose bekleidet, ein. Die Zeit verflog schneller als mir lieb war und bereits am nächsten Morgen, packten wir unsere Klamotten zusammen und brachten sie zum Auto. Gegen Mittag machten wir uns auf den Rückweg, kurz zuvor telefonierte Sophie noch mit ihren Kindern, die unbedingt nach Hause wollten. Es war still im Auto, die Stimmung war ausgelassen und angespannt zugleich. Ich wollte nicht hier weg, ich wollte an unserer trauten Zweisamkeit festhalten – es war einfach zu schön, zu wundervoll. „Ich würde so gerne hierbleiben", murmelte ich und seufzte schwer. „Geht mir genauso", erwiderte Sophie, die das Lenkrad noch ein wenig fester umfasste, „Es war wie ein Vorgeschmack auf das, was wir haben können, wenn ich dann endlich den Mut im Arsch habe." Sie lachte leise, aber ich spürte wie verunsichert, ängstlich und zugleich überfordert sie war. Ich wollte nicht in ihrer Haut stecken und doch verlangte ich unterschwellig von ihr, dass sie ihre Ehe am besten jetzt gleich beendete. Ich realisierte, wie engstirnig ich an die Tatsache ihrer Ehe herangegangen war, was ich da eigentlich von ihr verlangte und legte vorsichtig die Hand auf ihren Oberschenkel: „Überstürze jetzt nicht, weil wir noch liebestoll vom Wochenende sind – und weil ich dich vermutlich zu sehr bedrängt habe. Mach es in deinem Tempo, Sophie." Sie sah leicht zur Seite, um mich genau zu mustern, dann konzentrierte sie sich wieder auf die Fahrbahn vor sich: „Ich würde niemals etwas überstürzt entscheiden, Charlotte. Ich will dich. Und in der Ehe mit Arne schmerzt es einfach nur noch. Es tut jeden Tag weh, weil es nicht mehr das ist, was ich will." Es entstand eine zehrende Stille, eine die mich von innen heraus auffraß und zum Nachdenken anregte – was taten wir hier nur? Was tat ich hier? Wieso wollte ich, dass Sophie vor einem Scheideweg stehen musste, einem Weg, der so viel von ihr abverlangte? Weil du sie liebst. Das Wort Liebe war an diesem Wochenende so oft in meinen Gedanken aufgetaucht, dass es mir nicht mehr vor Angst die Kehle zuschnürte, aber trotzdem saß es wie ein Stein in meinem Magen und bereitete mir ein unwohles Gefühl. Ich entdeckte ein Schild am Fahrbahnrand und eine Idee formte sich in meinen Gedanken. „Meinst du wir haben 15 Minuten Zeit, um noch wo anzuhalten?", fragte ich sie und sie zuckte mit den Schultern. „Das können wir einrichten, natürlich", erwiderte sie, „Wo willst du hin?" „Fahr bei der nächsten Abfahrt bitte ab", erklärte ich und ein nervöses Kribbeln erfasste meinen Körper.

Die Fahrt dauerte etwas länger als geplant, aber als wir endlich auf dem Parkplatz zum Stehen kamen, breitete sich ein Grinsen auf ihrem Gesicht aus. „Ich hatte gar nicht auf dem Schirm, dass wir hier vorbeifahren", sagte sie und der Kies knirschte unter ihren Schuhen, während sie sich kurz im Kreis drehte. „Habe ich mir gedacht", murmelte ich und ergriff ihre Hand, „Komm. Den besten Teil haben wir uns damals gar nicht angesehen." Sophie legte ihre weiche Hand in meine und ließ sich von mir leiten, dass wir ausgerechnet hier waren, wo ich sie das erste Mal hin gelotst hatte, schien sie zu freuen. Wir gingen vorbei am großen Hauptgebäude, vorbei an einer Umzäunung und ich machte auch nach weiteren fünf Minuten keine Anstalten, in die Nähe des Gebäudes zu kommen. „Brauchen wir kein Ticket?", fragte sie mich und ich schüttelte den Kopf. „Nicht für den Teil, den ich dir zeigen will", erklärte ich, „Hoffen wir mal, dass noch alles so ist wie früher." Sie runzelte ihre Stirn, stellte aber keine weiteren Fragen, dieser Zustand hielt an, bis wir an einem kleinen Teich ankamen, an dem es nur so von Schmetterlingen wimmelte. Staunend ließ Sophie meine Hand los, um sich umzuschauen: „Wie? Aber..." Langsam folgte ich ihr und das Grinsen, welches mein Gesicht zierte, wurde immer breiter: „Vor mehr als 5 Jahren gab es hier einen Ausbruch von Schmetterlingen, wenn man bei solchen Tieren überhaupt davon sprechen kann. Kinder haben mit Steinen auf die Glaskuppel geschmissen, viele Tiere entkamen und nisteten sich in der Umgebung ein. Die exotischen Schmetterlinge haben sich leider nicht gut an die Wetterverhältnisse anpassen können, aber es gab genug, den dieses raue Klima nichts ausmacht und somit haben sie sich hier angesiedelt. Selbst eine Stadt weiter wurde ein Anstieg der Schmetterlingspopulation bemerkt, aber diese ginge nach einem Sommer wieder stark zurück – nur hier nicht." „Woher kennst du diesen Ort?", hakte Sophie nach, die nun wieder unsere Hände miteinander verschränkte und langsam um den Teich herumging. „Mein Großvater kam hier immer gut mit dem Leiter zurecht, bei jedem unserer Besuche bekamen wir eine Extrawurst und irgendwann erzählte er ihm auch von diesem Teich, vermutlich damit er seine Enkeltochter beeindrucken konnte, die eigentlich gar nicht mehr so gerne mitwollte", antwortete ich kichernd und verdrängte die schmerzende Erinnerung an meinen Großvater. Langsam umrundeten wir den kleinen Teich und setzten uns auf einen umgestürzten Baumstamm, der bereits vom Farn überwuchert wurde. „Hier ist es wirklich schön", murmelte Sophie und ein Schmetterling setzte sich auf ihre Jeans, „Huch." Lachend drückte ich ihre Hand und erwiderte: „Es erinnert mich auch ein wenig an dem Ort im Wald, den du mir gezeigt hast. Ich dachte, es wäre ein schöner Abschluss hier." „Der krönende Abschluss", wisperte sie und drehte sich zu mir, um mir einen Kuss auf die Wange zu hauchen, „Ich wünschte, dieses Wochenende wäre nicht so schnell vergangen. Ich vermisse dich schon jetzt." „Geht mir genauso. Mir wird dein blumiger Duft fehlen, er lässt mich ruhig werden, gibt mir das Gefühl angekommen zu sein", gab ich zu und eine leichte Röte kroch in meine Wangen. „Mein blumiger Duft also?", erwiderte sie lachend und piekte mir in die Seite. „Hey", quietschte ich und versuchte mich aus ihrem plötzlichen stahlharten Griff zu winden, „Das ist nicht fair." „Ich zeige dir gleich, was nicht fair ist", knurrte sie und drückte mich an den Schultern nach hinten, sodass ich auf dem moosigen Baumstamm lag. Sie saß auf meinen Beinen, ihre Hände drückte mich runter und sie kam mir mit ihrem Gesicht immer näher: „Du wirst also nur meinen blumigen Duft vermissen, ja? Ich kann dir mein Parfüm mitgeben." „So habe ich das nicht gemeint", versuchte ich mich lachend zu erklären, „Das Parfüm wird dich nicht ersetzen." „Das hoffe ich doch", Sophies Lippen waren nur noch wenige Zentimeter von meinen entfernt und ein aufgeregtes Zucken durchzog meinen ganzen Körper, „Wäre sonst ein ganz schön trauriges Schicksal – Sophie, ersetzt von einem Parfüm." „Was bist du denn so melodramatisch?", fragte ich neckend und wappnete mich innerlich auf die nächste Attacke. „Bitte was?", Sophies Mund vergrub sich an meinem Hals und sie biss sanft hinein, während ihre Hände zurück zu meinem Bauch glitten und voller Ungnade drauf los kitzelten. „Aufhören, bitte", prustete ich nach einer Weile und versuchte mich zu befreien, „Ich kann nicht mehr." „Dann musst du sagen, dass du mich vermissen wirst und nicht meinen Duft", antwortete sie gespielt beleidigt und verschränkte die Arme vor ihrer Brust. Sie saß noch immer auf mir und die Sonne brach genau in diesem Moment durch die Baumkronen und tauchte Sophie in ein goldenes Licht. Die Sonnenstrahlen verfingen sich in ihren blonden Haaren, warfen tausende von Lichtreflexen von sich und verliehen ihr eine Anmut, die mir die Luft zum Atmen nahm. Es war der richtige Zeitpunkt. „Sag es schon", sagte sie wieder und lachte leise. „Ich liebe dich", purzelte es mir über die Lippen und mein Herzschlag verdreifachte sich, als ich die Worte ausgesprochen hatte. Das Blut in meinen Ohren rauschte, während ich Sophies Reaktion beobachtete. Die spielerische Fassungslosigkeit wich und eine komplizierte Art der Überraschung zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. Ihre Augen funkelten, ihre Lippen standen offen und zu guter Letzt schlich sich nun auch bei ihr ein rosiger Teint auf die Wangen. Ihr Brustkorb hob und senkte sich genauso schnell, wie mein Herz schlug, doch noch immer hatte sie nichts gesagt. Doch bevor sich die Angst in mir breitmachen konnte, beugte sie sich hinab, sodass sie mir in die Augen sehen konnte. Sie schien etwas zu suchen, als wollte sie tief in meine Seele blicken und das, obwohl ich mich gerade so gut wie nackt vor ihr präsentiert hatte. „Ich liebe dich auch, Charlotte", raunte sie gegen meine Lippen und schloss die Lücke zwischen uns.

Summer Breeze - Like the feeling of a thousand butterflies (girl x girl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt