Kapitel 39 - Every feeling you're showing is a boomerang you're throwing

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„Charlotte? Charlotte?! Komm schon, du bist spät dran!", ein Poltern gegen meine Tür ließ mich hochfahren, doch ein Arm drückte mich schwerfällig wieder nach unten. „Charlotte?", ertönte erneut die Stimme meiner Mutter und ich blinzelte den Schlaf aus meinen Augen, nur um kurz darauf Sophie in meinen Armen zu entdecken. Panik ergriff mich und ich rüttelte stark an Sophies Schulter, diese ließ sich davon jedoch kaum beirren, sondern zog einfach die Decke ein Stück höher. „Wie oft soll ich noch rufen?", nun wurde die Stimme meiner Mutter dringlicher und ich versuchte erneut Sophie zu wecken, deren Augenlider endlich flatterten. „Ich bin wach, Mom", presste ich hervor, warf dabei einen kurzen Blick auf Sophie, die nun ebenfalls panisch dreinschaute und ein Stück von mir abrückte. Anscheinend war meine Antwort nicht schnell genug, denn im selben Moment ging die Tür auf und meine Mutter blickte verwirrt von mir zu Sophie, die noch immer auf dem Bauch lag und sich keinen Millimeter bewegte. „Ehm", stammelte sie und ihr Kopf nahm eine gefährlich rote Färbung an, „Ich wusste nicht, dass du Besuch hast." Ihr Blick huschte unendliche Male von mir zur Sophie, während ihr Kopf dabei langsam eine tiefrote Färbung annahm und sie die Tür vorsichtig wieder zuzog. Durch die geschlossene Tür hörte ich sie mit sich selbst reden, dann schien sie sich gesammelt zu haben, denn sie sagte: „Entschuldigt, ich... ich habe einfach nicht damit gerechnet. Ich... ihr solltet aufstehen, sonst kommt ihr zu spät zur Schule." „Okay, danke", antwortete ich, während Sophie sich die Hand vor den Mund hielt, um ihr Lachen zu unterdrücken, „Wir stehen gleich auf." Als die Schritte sich entfernten, zog ich Sophie neckisch die Decke vom Körper und vergrub mein Gesicht an ihrem Hals. „Das war knapp", nuschelte ich gegen ihre erhitzte Haut und sie zog mich mit einem leisen Knurren auf sich. „Knapp? Wir wurden erwischt, Charlie. Was verstehst du unter knapp?", fragte sie mich lachend und ich genoss die Wärme ihres Körpers. „Nun ja, immerhin haben wir nur geschlafen, also...", fing ich an, doch Sophie brachte mich mit einer Kitzelattacke zum Schweigen. Schwer atmend ließ ich mich wieder neben ihr nieder und betrachtete sie im schwachen Licht meines Zimmers. Es war verrückt sie hier zu sehen, in meinem Bett neben ihr zu liegen. Nie hätte ich geglaubt, es würde jemals so weit kommen, doch nun wo sie es tat, konnte ich mir nichts schöneres mehr vorstellen. So wollte ich jeden Tag aufwachen. Neben Sophie, in ihren Armen, mit der Möglichkeit den Schlaf in ihren Augen vergehen zu sehen, ihr verschwuscheltes Haar mit meinen Fingern zu entwirren, ihren eigenen Duft einzuatmen. So stellte ich mir einen perfekten Morgen vor. Für einige Zeit sagten wir kein Wort, aber als ich meine Mutter weiter laut rumoren hörte, was sie vermutlich extra tat, zog ich Sophie ein letztes Mal an mich, warf einen Blick auf die Uhr und sagte: „Ich habe nur noch gut 40 Minuten, um mich für die Schule fertigzumachen, ich muss wirklich aufstehen. Auch wenn ich lieber weiterhin mit dir hier liegen würde." Sophie hauchte mir einen Kuss auf die Wange und schüttelte den Kopf: „Ich bin eine pflichtbewusste Lehrerin, deshalb solltest du nun aufstehen. Ich möchte ganz sicher nicht schuld sein, wenn du zu spät kommst." Auf ihren Lippen lag ein schelmisches Grinsen, welches ich versuchte in meinen Gedanken zu speichern, da ich jede Facette ihres Gesichts für immer bewahren wollte. Für immer verewigt im Katalog der Facetten und Emotionen der Sophie Fischer. Grinsend stand ich auf und suchte mir etwas zum Anziehen raus, doch bevor ich Richtung Bad marschierte, hielt ich inne und stellte die Frage, die mir seit gestern unter den Nägeln brannte: „Wohin gehst du, wenn ich gleich zur Schule gehe? Nach Hause?" Es schmerzte die Frage zu stellen, denn kaum hatte sie meine Lippen verlassen, verzog sich Sophies bis eben noch entspanntes Gesicht zu einer Grimasse, die mir mehr als deutlich signalisierte, dass sie dieses Thema meiden wollte. Jedoch musste ich wissen, dass es ihr gut geht, dass sie sicher ist, dort wo sie unterkommt. „Arne hat mir heute morgen geschrieben, dass er ein Apartment von der Arbeit hat, dort ist er hin verschwunden. Somit kann ich zurück ins Haus", erklärte sie und runzelte dabei die Stirn, „Ist es nicht verrückt, dass er einfach so erzählt, dass er ein Apartment von der Arbeit hat? Ich wusste davon nie etwas, aber das ergibt jetzt natürlich Sinn... Vermutlich lebt er dort mit seiner Affäre oder keine Ahnung..." Seufzend setzte ich mich neben sie, schlang einen Arm um ihre zierlichen Schultern und drückte sie an mich. Dabei spielte ich mit einer ihrer Haarsträhne und prägte mir das seidige Gefühl zwischen meinen Fingern ein, ich würde sie vermissen, sobald wir das Haus in getrennten Wegen verließen. „Wie gerne würde ich etwas sagen, was dich beruhigt, dich vom Gegenteil überzeigt, aber vermutlich hast du Recht", sagte ich wispernd und Sophies Schultern sackten ein Stück nach unten, „Aber denk daran, du hast es schon lange geahnt und der Schlussstrich ist gezogen, es wird eine neue Zukunft geben. Eine in der es dir besser gehen wird und du nicht mit solchen Gedanken herumlaufen musst." Sophie lehnte sich etwas fester gegen mich, ergriff meine Hand und küsste meinen Handrücken: „Mit dir in meiner Zukunft kann es nur besser werden."

Summer Breeze - Like the feeling of a thousand butterflies (girl x girl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt