Kapitel 14 - Where are those happy days, they seem so hard to find

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Ich wollte nicht aufstehen und erst recht wollte ich nicht zur Schule gehen. Doch meine Mutter klopfte bereits zum wiederholten Male an meiner Tür und ermahnte mich aufzustehen, da ich sonst zu spät kommen würde. „Ich komme sonst gleich rein", warnte sie und ich schlug die Bettdecke zurück. „Ich stehe schon auf", maulte ich und schwang die Beine über die Bettkante. Meine Füße berührten das kalte Laminat und das Frösteln durchzog direkt meinen ganzen Körper, es hatte mich seit dem gestrigen Abend gar nicht erst wieder verlassen. Mit wackligen Beinen stand ich auf, schlurfte über den Flur zum Bad und putzte mir die Zähne. Ich sah das erste Mal in den Spiegel und erschrak mich selbst, meine Augen waren knallrot, leicht eingefallene Wangen und dunkle Augenringe zierten mein Gesicht. Meine Haare hingen wirr zu allen Seiten, was ich zum Glück mit der Dusche beseitigen würde, aber was den Rest betraf, würde auch kein Make-up helfen, zumindest nicht bei den roten Augen. Seufzend machte ich mich weiter fertig und trug nach der Dusche eine ordentliche Schicht Make-up auf. Die Augenringe schimmerten noch immer leicht durch, mein ganzes Gesicht wirkte trocken und ausgesaugt, als hätten alle Tränen die Feuchtigkeit aus mir herausgezogen. Ich fügte eine weitere Schicht hinzu und warf einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel – ich sah grausam aus. Zurück in meinem Zimmer zog ich mir eine blaue Jeans an, kombinierte sie mit einem leichten, grauen Pulli und band meine Haare zusammen. Als ich daraufhin erneut in den Spiegel sah, entschied ich mich gegen zusammengebundene Haare. Sie betonten meine Augenringe und die eingefallenen Wangen zu sehr. Ich strich die Haare zurück ins Gesicht, schnappte meinen Rucksack und ging ohne ein weiteres Wort aus dem Haus. Ich frühstückte nicht, nahm mir nichts zu Essen mit und radelte Richtung Schule.

Meine Lust auf Greta zu treffen hielt sich in Grenzen, aber wenn ich meinen Freunden heute aus dem Weg gehen würde, wussten sie, dass etwas nicht stimmte. Ich hatte ihnen gestern auf keine einzige Nachricht geantwortet und mich heute Morgen nur kurz und knapp dafür entschuldigt. Sie warteten bereits auf mich, weshalb ich mich beeilte abzuschließen und schloss schnell zu ihnen auf, da sie sich langsam in Bewegung gesetzt hatten. „Scheiße siehst du aus", sagte Daria und schlug mir auf den Rücken, „Was los, Zuckerpuppe?" „Nichts", antwortete ich wenig überzeugend, „Hab nur schlecht geschlafen." „Und jetzt in Wirklichkeit?", hakte sie nach und wurde etwas einfühlsamer. Auch Greta und Annalena drehten sich zu mir um, Timo war bereits zu weit weg, um etwas von unserem Gespräch mitzubekommen. „Ich musste nur an das Mädchen aus dem Urlaub denken und konnte nicht schlafen", gab ich achselzuckend zu, somit log ich nicht einmal wirklich. „Oh", sagten alle drei wie aus einem Munde und Greta gesellte sich auf meine andere Seite. „Wir finden schon noch eine tolle Lady für dich", säuselte sie und ich biss mir schmerzhaft fest auf die Lippe, „Dann wirst du Sophie schon vergessen!" „Na wenn du das sagst", scherzte ich und bereute es, ihr damals den richtigen Namen verraten zu haben, so unwissend wie ich war. „Von Lauren was neues?", setzte Annalena die Worte von Greta fort und ich schüttelte den Kopf. „Nein, bisher nicht und ich hoffe auch, dass es so bleibt!", erklärte ich und sah mich kurz um, „Dafür habe ich vielleicht bald einen neuen Nebenjob in dem Eiscafé, in dem ich mich mit ihr getroffen hatte." „Die Arme, wird sie ab dann bestimmt meiden", scherzte Daria und ich boxte sie spielerisch in die Seite, „Ist doch nur die Wahrheit." Sie verteidigte sich kurz, dann betraten wir auch schon das Schulgebäude. „Lass uns am Wochenende ausgehen", schlug Greta vor und das war das erste Vernünftige, was ich von ihr seit langem gehört hatte. „Eine schöne Idee! Wollen wir ins Planet?", schlug ich vor und sah in freudige Gesichter. „Oh ja, da waren wir zuletzt vor den Ferien! Sie sollen alles etwas renoviert und eine kleine Area haben, in der getanzt werden kann." „Das klingt super. Samstag 20 Uhr?", fragte Annalena und wir alle nickten. Vielleicht würde mir ein wenig Ablenkung guttun.

„Leute, will von euch jemand für mich zu Mathe gehen?", fragte Greta schmollend und alle schüttelten vehement den Kopf. „Ich glaube freiwillig würde niemand mit dir tauschen, Frau Schnittker ist die Hölle!", stichelte Daria und auch ich nickte zustimmend. „Ich hatte sie mal in Vertretung, sie hat fast alle einzeln an die Tafel zitiert und wollte eine unmögliche Formel gelöst haben. Mit der ist nicht zu spaßen!", erzählte ich und Greta warf mir einen vernichtenden Blick zu. „Was du nicht sagst. Das habe ich fast in jeder Stunde mit ihr!", beschwerte sie sich und nahm uns alle kurz in den Arm, „Dann bis gleich, falls ich aus der Hölle zurückkehren sollte. Ich hoffe sie hatte gute Ferien, dann ist sie immer etwas erträglicher." Mich verschlug es zu Spanisch, hier saß ich gemeinsam mit Daria, was mir immer unheimlich Spaß machte. Sie war gut in dieser Sprache und hat mir schon einige Male beim Lernen aushelfen können. „Und du willst also ab demnächst in einer Eisdiele arbeiten?", hakte Daria nach und überprüfte ihre frisch lackierten Fingernägel auf erste Gebrauchsspuren. „Es war eine spontane Entscheidung, eine Mitarbeiterin hat gekündigt, während ich mir ein Eis bestellen wollte. Wenn ich jetzt wieder mehr unternehmen möchte, kommt mir das Geld sehr gelegen", sagte ich und holte meine Sachen aus dem Rucksack. „Das stimmt, ich arbeite ab nächstem Monat auch wieder bei meinen Eltern im Restaurant. Auf den Supermarkt hattest du keine Lust mehr?", setzte sie unser Gespräch fort und ich schüttelte den Kopf. „Sie haben uns behandelt wie Dreck, klar sind wir Schüler austauschbar, aber sie haben es einen zu sehr spüren lassen. Ich habe es dort nur ausgehalten, weil ich mein Ziel vor Augen hatte. Aber dann denke ich an Lucia zurück, die weinend die Schicht verlassen hat, weil Frau Grabowski sie unbegründet zur Sau gemacht hat, vor versammelter Mannschaft. Nein danke, darauf kann ich verzichten. Vanessa schien mir sehr nett und das Eiscafé sagt mir zu, mal schauen was sich aus dem Gespräch ergibt", erklärte ich und dachte dabei ungern an Lucias verweintes Gesicht zurück. Sie war eine Stufe unter mir, ab und an unterhielten wir uns noch, aber vermutlich war ihr die Erinnerung daran, woher wir uns kannten, unangenehm. „Dann drücke ich dir die Daumen", Daria verlieh ihrer Aussage Nachdruck, indem sie die Daumen drückte und blickte dann zur Tür, „Frau Heimann ist aber spät dran." „Sie kommt bestimmt gleich", erwiderte ich und keine zwei Minuten später, stiefelte besagte Person zur Tür hinein. Ihre schwarzen Haare waren über die Ferien gute 20 Zentimeter kürzer geworden, sie gingen ihr nur noch bis zum Kinn, aber die Frisur stand ihr ungemein. Sie war Mitte 30, verheiratet und brachte vor zwei Jahren ihr erstes Kind zur Welt – sie war ein Goldstück unter den Lehrern.

Summer Breeze - Like the feeling of a thousand butterflies (girl x girl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt