Kapitel 17 - I wanted to know you some more

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Mein Schädel brummte auch noch am Montag und ich versuchte krampfhaft die Geräuschkulisse hunderter Mitschüler auszublenden, doch am nervigsten war wohl Gretas Erzählung über Frau Fischers Auftreten im Matheunterricht. „...und sie hat eine Bluse getragen, meine Herren! Da konnte man alles sehen", hörte ich sie sagen und ich verdrehte die Augen über Gretas Einfältigkeit. „Ernsthaft Greta?", sagte ich nur und schüttelte den Kopf. „Was denn?", giftete sie mich an, „Sie sah wirklich heiß aus!" „Du reduzierst unsere Lehrerin gerade auf ihr Aussehen beziehungsweise auf ihre Kleidung", merkte ich an und blätterte in dem Buch, was für uns für den Deutschunterricht kaufen sollten. „Da muss ich Charlotte tatsächlich Recht geben, ist irgendwie uncool", pflichtete Daria mir bei und ich nickte ihr dankbar zu, „Sie ist mehr als nur das, was du im Unterricht zu sehen bekommst." „Seit wann seid ihr denn so scheinheilig vernünftig?", fragte sie lachend, aber mit einem bedrohlichen Unterton in der Stimme. „Sind wir nicht, aber du klingst wie ein Kerl", konterte Daria und schubste sie leicht gegen die Schulter, „Du solltest dich etwas zusammenreißen, Frau Fischer ist nicht die Welt. Sie ist nur irgendeine Lehrerin, lass mich hinzufügen, eine verheiratete Lehrerin." „Meine Güte, man könnte ja glauben, am Wochenende hättet ihr eine Gehirnwäsche bekommen", grollte Greta und ich erkannte sie kaum wieder. Ich schlug das Buch geräuschvoll zu, warf meiner besten Freundin einen bösen Blick zu und erwiderte: „Das hat nichts mit einer Gehirnwäsche zu tun, sondern mit Respekt! Ich gehe schon mal zum Klassenraum!" Ich ertrug ihre Anwesenheit keine weiteren 5 Minuten, natürlich schürte ich mit dieser Aktion die merkwürdige Stimmung zwischen uns, aber ausgerechnet heute war ich nicht bereit für ein klärendes Gespräch. Eilig packte ich meine Sachen zusammen und hoffte darauf nicht nur Greta entgehen zu können, sondern auch auf Sophie zu treffen. Ich wusste nicht wie unser erstes Aufeinandertreffen nach dem Samstag laufen würde, aber die Hoffnung sie könnte zumindest nett zu mir sein, keimte in mir auf. Ich machte mir nichts vor und hatte den Sonntag mit der Abwägung von möglichen Szenarien verbracht. In keinem dieser Szenarien kam ich gut bei weg, aber zumindest wurde ich mit Respekt behandelt. Vielleicht hatte ich auch deshalb so auf Gretas Art reagiert, jemanden zu mögen war eine Sache, aber die Person nur auf eine Sache, und zwar ihr Aussehen zu reduzieren, schien mir nicht Respektvoll.

Ich klemmte mir meine Jacke unter dem Arm, griff nach meinem Buch und verabschiedete mich von meinen Freunden. Timo würde gleich nachkommen und was Greta tat, war mir für diesen einen Moment vollkommen egal. Schüler sprangen vor mir her, unterhielten sich, schubsten einander herum – ich wusste schon, warum ich meine Pause nicht in diesem Teil des Foyers verbrachte. Hier trafen sich meist die jüngeren Jahrgänge, dementsprechend laut und turbulent ging es hier zu. Genervt stopfte ich mir meine Kopfhörer in die Ohren, um wenigstens so ein wenig entspannen zu können. Mein Plan wurde jedoch nach wenigen Metern zunichte gemacht, denn eine Hand schob sich zwischen meinem Arm und Körper und hakte sich bei mir ein. Irritiert blickte ich zur Seite und blickte in Gretas amüsiertes Gesicht. „Du wolltest ernsthaft ohne mich zum Deutschraum gehen?", fragte sie pikiert und ich riss die Kopfhörer aus meinen Ohren. „Du warst mit Annalena in ein Gespräch verwickelt, da wollte ich euch nicht stören", erklärte ich und biss mir auf das Innere meiner Wange, um nicht genervt aufzuseufzen. „Das unterbreche ich doch gerne, wenn wir dafür eher im Klassenraum sind, in dem Frau Fischer unterrichtet. Du weißt doch, bin gerne in ihrer Nähe", erwiderte sie und zwinkerte mir zu. „Hm", antwortete ich brummend und unterdrückte den Würgereiz, der sich in mir bildete, „Solange du sie dann nicht wie eine Wildgewordene anstarrst, okay." „Ist ja gut, ich habe verstanden... die Hormone drehen wohl einfach etwas mit mir durch. Es gab noch nie jemanden, den ich so toll fand wie sie... Ich kann es nicht erklären, ich...", stammelte sie und mein Unwohlsein wurde nur noch größer. Um nicht noch mehr von ihr zu hören, würgte ich sie ungalant ab: „Ich habe schon verstanden. Dann komm jetzt." Schweigend gingen wir die Gänge entlang, vorbei an Mitschülern, Lehrern und streitenden Pärchen. Wir hielten vor unserem Klassenraum, dessen Tür bereits offenstand, es waren noch gut 5 Minuten Pause, ob Sophie schon da war?

Summer Breeze - Like the feeling of a thousand butterflies (girl x girl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt