Kapitel 34 - It would be a new kind of loneliness

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A/N: Es ist lange her, ich weiß... aber nun geht es endlich weiter und ich hoffe ihr habt trotzdem Spaß beim Lesen.
Außerdem möchte ich euch schon mal darauf vorbereiten, dass sich diese Geschichte langsam ihrem Ende nähert.

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Gretas Augen verfolgten jeden meiner Schritte, ob ich wollte oder nicht, ich konnte nach dem Unterricht nicht auf Sophie warten. Zu gerne wäre ich geblieben, hätte mit ihr geredet und gelacht, doch die Gefahr aufzufliegen, war zu groß. Kaum hatte ich den Klassenraum verlassen, trat die geheimnisvolle Freundin von Greta mir in den Weg, nur um mich kurz darauf unsanft wegzuschubsen. Strauchelnd fing ich mich wieder und bemerkte gerade noch wie Greta die Tür hinter sich schloss und sagte: „Frau Fischer, was ich Ihnen schon immer mal sagen wollte..." Gretas neue beste Freundin beäugte mich grinsend und knurrte: „Verzieh dich Kleine, oder willst du Ärger?" „Ärger?", fragte ich argwöhnisch, „Warum sollte ich Ärger wollen und noch viel wichtiger wäre doch die Frage, warum du mich einfach so schubst?" Schwungvoll warf sie ihre Haare nach hinten und baute sich vor mir auf: „So etwas würde ich nie tun. Du glaubst wohl wirklich, dass die ganze Welt sich nur um dich dreht, was? Greta ist besser ohne dich dran." Wut kochte in mir hoch, doch der Schauer, der mich durchfuhr, bescherte mir direkt wieder eine Abkühlung, die jede Faser in mir wieder zur Vernunft brachte. Etwas an der Art und Weise wie sie sprach signalisierte mir, Vorsicht walten zu lassen, denn sonst wäre mein Körper nicht auf Alarmbereitschaft gegangen. „Wie du meinst", sagte ich mit schnalzender Zunge, „Ich muss zur nächsten Stunde. Man sieht sich." Bevor sie auch nur etwas erwidern konnte, machte ich mich eilig aus dem Staub. Meine Beine fühlten sich wie Wackelpudding an, doch ich hielt erst im Erdgeschoss an, wo ich einen tiefen Atemzug nahm. Was eine komische Begegnung. Mich beschlich ein eigenartiges Gefühl, es legte sich unsanft, wie ein Schraubstock um meinen Hals und drückte leicht zu. Die aufwallende Panik versuchte ich zu verdrängen und spielte die Szene immer wieder in meinem Geiste durch: irgendwas war im Busch. Irgendwas würde bald passieren. Was auch immer es war, es würde nichts Gutes sein.

„Schneller du Lahmarsch!", rief Daria mir zu, die stehend in die Pedale trat und in einem Affenzahn den Berg hochfuhr. „Du hattest Vorsprung!", rief ich ihr lachend zu, „Das ist unfair!" Mit stechenden Seiten gab ich noch mehr Gas und doch konnte ich Daria nur noch nachblicken, die bereits über die Kuppe fuhr und laut lachend den Berg hinabfuhr. „Wärst du mit deinen Gedanken nicht bei der heißen Lehrerin, hättest du rechtzeitig Gas gegeben!", trug der Wind ihre Worte an mich heran und meine Wangen brannten beschämt. „Das ist nicht wahr!", wehrte ich mich und biss mir sanft auf die Lippe. Daria hörte mich nicht, sondern fuhr Schlangenlinien und trällerte munter vor sich hin: „Charlie ist verliiiiiebt in ihre Lehreriiiiiin!" Wären wir nicht mitten im nirgendwo, ohne eine Menschenseele um uns herum, hätte ich sie vermutlich wütend vom Rad geschubst, doch Daria war sich der Problematik bewusst und traute es sich nur dort, wo uns niemand hören konnte. Dafür war ich mehr als dankbar. „Halt doch deine Klappe", schrie ich, doch verkniff mir ein dröhnendes Lachen. Als ich sie endlich einholte waren ihre Wangen rot gefärbt und ihre Augen tränten, doch auch die schneidende, kalte Luft hatte sie nicht von ihrem Rennen abgehalten – das hatte es noch nie. „Und nun", raunte sie mir zu, „Erzähl mir was vorhin passiert ist..."

Nachdem ich ihr in der Pause kurz von der Begegnung mit Gretas neuer Freundin berichtet hatte, beschloss sie eine gemeinsame Radtour nach der Schule wäre perfekt dafür, um alles haargenau zu besprechen. „Ich weiß gar nicht so genau wie ich es sagen soll", setzte ich an und seufzte schwer, „Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass die beiden etwas aushecken. Ich spüre das einfach ganz tief in mir..." Daria warf mir einen flüchtigen Seitenblick zu und antwortete: „Hm, das hast du ja bereits gehabt, als du die beiden vor der Sporthalle gesehen hast... und dann die Aktion mit Nikky damals. Auch wenn Nikky sie auf dem Foto nicht erkannt hat, was wenn es wiederrum eine andere Freundin von Gretas Freundin war? Es kommt mir nicht so vor, als wäre es ein Zufall gewesen – das Timing war einfach zu perfekt, oder etwa nicht? Die Person wusste genau, wann du Schulschluss hast und wo du dein Fahrrad geparkt hast." „Nun gut, das ist auch nicht sonderlich schwer", schoss es aus mir heraus, da ich noch immer daran festhalten wollte, dass meine ehemals beste Freundin mir nichts Böses wollte. „Aber Charlie...", Daria fuhr sich durch ihr vom Wind zerzaustes Haar, „Wer auch immer das geplant hat, selbst wenn es nicht Greta war, wollte dir damit eins auswischen... und die einzige Person, die dafür in Frage kommt,..." „Ist Greta, ich weiß", stirnrunzelnd dachte ich über die Situation mit Nikky nach und erinnerte mich an Gretas Verhalten vom Tag davor zurück, „Wenn ich so darüber nachdenke, könntest du Recht haben. Der Tag bevor Nikky in der Schule aufgetaucht ist, war der Tag, an dem Greta mit dem hautengen Kleid in die Schule kam und mich mit diesem Zettelchen gestichelt hat, erinnerst du dich?" Daria nickte: „Sie sieht heute gut aus, was? Oder sowas in der Art stand darauf, oder?" Ich nickte und schüttelte leicht den Kopf: „Außerdem hat sie vor, während und nach dem Unterricht wie wild auf ihrem Handy herumgetippt... und warte mal! Das war auch der Tag an dem Gretas neue beste Freundin bei uns vor dem Unterricht mit Sophie gesprochen hat. Sie wollte irgendwas wegen einer AG wissen!" Daria bremste leicht, da unser geliebter See in greifbarer Nähe war und der Rest des Weges besser zu Fuß zu beschreiten war, deshalb tat ich es ihr nach und spürte die Übelkeit in mir aufwallen. Je mehr ich über die vergangenen Tage und Wochen nachdachte, desto mehr war ich davon überzeugt, dass Greta einen Plan verfolgte. „Ihr solltet vorsichtig sein", war das Erste was Daria zu mir sagte, nachdem wir in den Waldweg eingebogen waren, „Also so richtig vorsichtig. Keine verliebten Blicke, kein merkwürdiges Verhalten auf dem Flur. Herrgott, du solltest nicht einmal nach dem Unterricht auf sie warten, oder sie sollte dich auch nicht ständig danach dabehalten wollen. Ich kann mir nicht ausmalen, wie schwer das für euch ist, aber du selbst hast schon gesagt, dass es Greta sogar zur Weißglut treibt, wenn Frau Fischer dich im Unterricht drannimmt... was ja eigentlich als Lehrerin sehr legitim ist. Überleg mal, Greta hat sogar extra vor Frau Fischer so getan, als hättest du eine Freundin, damit du sie zur Rede stellst und nicht im Raum bleibst." Gretas irrer Ausdruck in den Augen ging mir bis heute nicht aus dem Kopf und ob ich wollte oder nicht, ich konnte Daria nur Recht geben, aber wahrhaben wollte ich es trotzdem nicht: „Wir haben sowieso schon so wenig Zeit miteinander..." Daria hob jedoch die Hand und bedeutete mir direkt wieder zu schweigen: „Ich weiß, aber möchtest du wirklich riskieren, dass ihr auffliegt? Weißt du was dann alles passieren könnte? Die Hölle wird sich unter euch öffnen, euch verschlingen und so weit voneinander trennen wie nur möglich. Ich glaube nicht, dass ihr das möchtet." „Nein, natürlich nicht, aber...", versuchte ich es erneut, aber wieder unterbrach Daria mich und brachte die nächsten starken Argumente auf den Tisch. „Wenn das passiert, Zuckerpuppe, werdet ihr euch vielleicht nie wiedersehen. Dann habt ihr keine gemeinsame Zeit mehr miteinander. Frau Fischer könnte ins Gefängnis gehen, ihre Karriere wäre ruiniert und ihre Kinder würden ohne Mutter aufwachsen. Ich möchte nicht mit unfairen Mitteln spielen, weißt du... aber es geht ja nicht nur um euch, es wäre egoistisch nur an dich oder nur an Frau Fischer zu denken. Sie hat Kinder..." Mir stiegen sofort die Tränen in die Augen und ein Schluchzen durchfuhr meinen Körper. Daria ließ augenblicklich ihr Fahrrad los, welches unsanft im Gebüsch landete und schlang ihre zarten Arme um meine bebende Statur. „Hey.... Pssst... Ich wollte dich nicht zum Weinen bringen, aber ich glaube du solltest dir den Ernst der Situation vor Augen halten... Tut mir leid", wisperte sie mir ins Ohr und mein Schluchzen wurde nur noch stärker. „Ich weiß doch", brachte ich krächzend hervor, „Aber es tut so verdammt weh."

Summer Breeze - Like the feeling of a thousand butterflies (girl x girl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt