Kapitel 22 - There's a fire within my soul

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Mein Alltag wurde seit diesem Abend von einer unbändigen, unkontrollierbaren Wut bestimmt. Niemand wusste wann die Bombe in mir hochging, nicht einmal ich selbst konnte meine Launen und ihre Ausgänge kontrollieren. Es gleich einem unberechenbaren Spiel Kontakt mit mir aufzunehmen, da dessen Ausgang nie vorhergesehen werden konnte. Mal traf es meine Mutter, die mich nur danach fragte, ob ich einen Apfel wollte, mal traf es Daria, die mir etwas von Ajax erzählte. Ich ertrug keine glücklichen Paare und das obwohl ich mich ab und an mit Nikky traf. Zu meiner Erleichterung war Nikky nicht auf etwas Ernstes aus, ich lernte sie als Freundin schätzen, da wir wirklich gut miteinander reden konnten. Küsse teilten wir seit dem Abend in der Disco nur ein einziges weiteres Mal.

Seit dem Abend im Mono war ich dünnhäutig geworden, aggressiver. Ich erinnerte mich nicht mehr an sehr viel, doch Arne und die braunhaarige Frau gingen mir nicht aus dem Kopf. Natürlich erinnerte ich mich auch noch an die geschockte Sophie, nachdem ich sie angefahren und auf Greta angesprochen hatte – doch es war mir egal. Dieses Mal war ich diejenige die sie ignorierte, ich beteiligte mich nur am Unterricht, wenn ich auch wirklich Lust dazu hatte. Wenn sie mich drannahm, obwohl ich mich nicht meldete, antwortete ich ihr nicht, sondern zuckte mit den Schultern. Greta schien dies auch aufzufallen und mir entging nicht, wie sie anfing mich mit anderen Augen zu betrachten. Vielleicht wuchs nun die Hoffnung in ihr, dass ich nicht mehr in Sophie verliebt war, oder sie glaubte, ich versuchte ihr abzuschwören. Immer wenn ich Sophie ansah, war da Arne und diese Frau – das schlechte Gewissen plagte mich, doch ich wusste, es war nicht meine Pflicht mich einzumischen, nicht, nachdem was zwischen uns gelaufen war. Wir waren nicht besser und doch befand ich Arnes Tat für ein Unding, während ich unsere Küsse in meinem Kopf vor mir selbst rechtfertigte. Und doch schwebte die Gedanken in mir, dass sie die Wahrheit verdiente.

Es war einer dieser Tage, an denen ich Sophie regelrecht vorführte, womit ich sie fast zur Weißglut brachte. Sie legte die Klausuren vor sich aus und jeder sollte sich seine Mappe abholen, doch auch als sie meinen Namen zum wiederholten Namen nannte, stand ich nicht auf. Ich hatte keine Ahnung was mich dazu bewog, so krass zu reagieren, aber ich wusste es war falsch. Irgendwann wurde es Timo zu bunt und er sammelte meine Mappe mit ein, knallte sie mir auf den Tisch und murmelte: „Das ist gar nicht cool von dir, Charlotte. Reiß dich zusammen." „Ach, was weißt du schon", brummte ich und betrachtete meine Nägel im Neonlicht, „Ich hätte sie mir beim Rausgehen schon abgeholt." Ich spürte Sophies Blick auf mir und wenn mich nicht alles täuschte, wirkte sie gedemütigt und verletzt, vielleicht war diese Nummer doch ein wenig zu viel des Guten gewesen. An manchen Tagen erkannte ich mich selbst nicht wieder, aber egal wie sehr ich mich anstrengte, immer wieder brachen solche Momente aus mir hervor. Als die Glocke läutete, rief sie meinen Namen, doch ich hastete bereits nach draußen und reagierte auch nicht auf Timos Rufe, der versuchte mich aufzuhalten. Mir war alles zu viel, ich ertrug es nicht. Ich ertrug ihr Gesicht nicht. Ihre Nähe. Ihre wunderschönen grünen Augen. Ihr Lachen. Ihre nach Rose duftenden Haare. Ich ertrug Sophie nicht. Nicht im Moment. Ich schmiss mir den Rucksack über die Schulter, hastete aus dem Schulgebäude und sah bereits Nikky am Fahrradständer stehen. Sie hielt mir schon von weitem einen Helm entgegen und sagte: „Bereit für einen Höllenritt? Du siehst übrigens echt scheiße aus." Sie lachte, meinte es aber ernst und hatte absolut Recht, denn so sah ich bereits seit Wochen aus. Seit dem Abend im Mono ging ich nicht mehr aus, trank nur noch selten Alkohol und doch schlief ich schlecht, meine Augenringe gingen mir bis zu den Wangenknochen. Mein Gesicht wirkte fahl, eingefallen, meine Haut blass. „Sehr witzig, Nikky. Lass uns verschwinden", erwiderte ich und nahm ihr den Helm aus der Hand. Ich setzte mir den Helm auf und folgte ihr zu ihrem Motorrad und während ich mich hinter sie schwang, sah ich Greta und auch Sophie aus der Ferne. Greta erreichte gerade in diesem Moment ebenfalls den Fahrradständer und warf uns einen verstohlenen Blick zu, während Sophie aus dem Schulgebäude lief, vermutlich um mir eine Standpauke zu halten und sah uns fassungslos hinterher. Mit tränenverhangenem Blick blickte ich ihr nach und bog dann mit Nikky um die erste Kurve.

Summer Breeze - Like the feeling of a thousand butterflies (girl x girl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt