Kapitel 6 - Shining like the sun

2K 131 7
                                    

Am nächsten Morgen begrüßte uns ein bewölkter, grauer Himmel. Fort war die Unbeschwertheit der Insel, das Urlaubsfeeling und auch die gute Laune der Touristen, zumindest galt dies für den Großteil. Mir machte dieses Wetter absolut nicht aus, da ich froh über jede Minute war, in der die Sonne nicht erbarmungslos auf meine empfindliche Haut knallte. Auch meine Eltern störte es nicht, denn aus vorigen Urlauben auf den Kanaren wussten wir, innerhalb weniger Stunden würde uns wieder ein strahlend blauer Himmel begegnen. Gegen Mittag riss die Wolkendecke meist auf und das Wetter schlug schlagartig um, etwas nachdem sich hier alle im Hotel sehnten. Beim Frühstück hörte ich immer wieder das Gemecker der Deutschen über das unbeständige Wetter und fragte mich, wo sie die letzten Tage gewesen waren. Es war der erste Tag nach vielen, an dem die Sonne nicht von Anfang an zugegen war. Mit etwas Obst und Müsli machte ich mich auf den Weg zu meinen Eltern, die heute einen anderen Tisch in Beschlag genommen hatten, da wir ein wenig später dran waren als sonst und es war alles meine Schuld. Nach einer schlaflosen Nacht kam ich kaum aus dem Bett und ließ mich nur schwer darauf ein, mich endlich fertigzumachen. Mit leichten Rändern unter den Augen, müden Beinen und schlechter Laune schlurfte ich nun also durch die Gänge des Speisesaals, weichte kreischenden Kindern aus und Müttern, die immer und immer wieder entnervt aufstöhnten. Doch eine Person entdeckte ich nicht: Sophie. Sie und auch ihre Familie waren nirgends zu sehen und ich störte mich zum einen daran sie nicht zu sehen und zum anderen, dass sie mir den Schlaf ohne erkenntlichen Grund raubte.

Nach einem ausgiebigen Frühstück, etwas besserer Laune und mittlerweile trotz Wolkendecke drückender Luft, machten wir uns auf dem Weg zum Strand. Es war noch nicht viel los auf den Straßen und auch am Strand bot sich uns kein anderes Bild. Wir konnten uns problemlos unseren Lieblingsplatz sichern, unsere Handtücher auf drei Liegen verteilen, unsere Bücher und Lotionen auspacken und den Blick aufs Meer genießen. Auch die Möwen fingen irgendwann an zu kreischen, war es vorher doch gespenstisch still und auch die ersten Menschengruppen verteilten sich auf den großen Strandabschnitt. Liege für Liege füllte sich, allgemeines Gemurmel und ein lebhaftes Szenario setzen ein. Ich entschied mich dazu in der Fantasiewelt meines Buches abzutauchen und dies mit guter Musik abzurunden, meine Eltern dagegen spielten Karten und schlürften einen alkoholfreien Cocktail, den es an der Strandbar ein paar Meter weiter gab. Von dort dröhnte die Musik über den Strand, je nachdem wie der Wind stand mal mehr und mal weniger laut. Das Rauschen der Wellen ging damit verloren, weshalb es mir nichts ausmachte die Musik der Bar mit meiner zu übertönen. Sonst bevorzugte ich die Geräusche der Natur, weshalb ich auch am heutigen Abend wieder hierher gehen würde. Es vergingen zwei Stunden bis ich wieder von meinem Buch aufsah und erkannte, dass der Himmel aufgerissen war, die Sonne auf die Menschen niederbrannte und der Strand voller als jeden Tag zuvor war. Abgelenkt von meinem Buch nahm ich auch erst jetzt die Gerüche von Hot Dogs, Bier und Wassermelone wahr. Zwei etwas molligere Verkäuferinnen liefen mit Bauchläden voller Obst durch die Gänge der Liegen, spulten ihr Verkaufsmantra ab und verdienten sich ein goldenes Näschen. Die Wassermelone, es war eine Halbe, wenn ich mich nicht täuschte, verkauften sie für 7 Euro das Stück, ein Wucher, wenn man bedachte, für welchen Preis eine ganze Melone im Supermarkt zu erhalten war. Aber dafür müssten die Touristen laufen und auch noch ein Messer organisieren, denn geschnittene Melonen gab es im Supermarkt nicht. Ich streckte mich, legte das Buch zur Seite und machte mich auf dem Weg zum Meer. Der Sand unter meinen Füßen, aufgewärmt von der Sonne, brannte leicht und ich legte einen Zahn zu, um das kühle Nasse zu erreichen. Meine Füße begrüßten die Abkühlung und ich atmete die salzige Luft ein. Vorfreude breitete sich in mir aus und ich ging in kleinen Schritten immer tiefer ins Meer hinein. Als meine Handinnenflächen das Wasser berührten strich ich sanft darüber, um das seidige Gefühl zu genießen und ließ meinen Blick über den Horizont streifen. Das Meer verschmolz mit dem Himmel und eine Gänsehaut breitete sich über meinem Körper aus. Mit geschlossenen Augen watete ich immer tiefer hinein und als meine Füße keinen Boden mehr unter sich spürten, schwamm ich die ersten Züge. Meine langen Haare sogen sich voller Wasser, umgaben meinen Körper wie einen Teppich und schmiegten sich beim nächsten Zug im Wasser wieder an meine Haut. Ich schwamm eine Weile, bis mich die Lust verließ und das Treiben lassen auf dem Rücken verlockender klang. Ich trieb im Wasser, die Sonne wärmte meine kühle Haut und mit geschlossenen Lidern vernahm ich viele verschiedene Rottöne die variierten je nachdem ob eine Wolke an der Sonne vorbeizog oder nicht. Erst als meine Haut unheimlich schrumpelig wurde, schwamm ich zurück Richtung Strand. Ich war weit rausgeschwommen und mir entging nicht mein Vater, der seine Augen mit den Händen abschirmte und das Wasser absuchte. Man blieb wohl immer das Kind seiner Eltern, egal wie alt man doch war.

Summer Breeze - Like the feeling of a thousand butterflies (girl x girl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt