eighth: is this a kink or something?

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Erschöpft vergrub ich meine Zehen in dem kühlen Sand und genoss die Absenz der Musik, die in den letzten Stunden durchgängig in meinen Gehörgängen gewütet hatte, wie es einst ein Tsunami an der kalifornischen Küste – ja, der Vergleich mit dem Tsunami war gar nicht so unpassend.

Ich hatte nicht im geringsten etwas gegen Musik und Gesellschaft, aber genauso wenig hatte ich etwas gegen das Frühe zu-Bett-gehen und das Alleine sein. Eine halbe Stunde nach der Konfrontation mit Hoseok hatte ich bemerkt wie meine soziale Batterie von dem einen Schlag, auf den anderen leer war und mein Körper und Geist begonnen hatten lautstark gegen die vielen Menschen und die Reize um mich herum zu protestieren.

Also hatte ich mich von meinen Freunden verabschiedet und hatte mich auf den Weg zu der nächst besten Bushaltestelle gemacht, in der Hoffnung, dass noch ein Bus fahren würde. Auf meinem Weg begegnete ich lediglich einem Pärchen, das ihren Mops an der Promenade spazieren führten und irgendwie beide nicht ganz bei der Sache schienen, sonst blieb jegliche Kontakte mit Menschen aus, was um diese Zeit nur logisch war.

Obwohl es schon so spät war, war es immer noch relativ warm und für einen Moment blieb ich stehen und ließ meinen Blick über den Strand schweifen, an den die Wellen selbst jetzt unermüdlich gespült wurden.

Sehen konnte ich die Wellen, die für mich schon immer repräsentativ für die Launen der Natur gestanden hatten, zwar nicht, aber dafür konnte ich sie umso deutlicher Hören, als ich die Augen schloss. 

Es war ein ewiger Kreislauf des Gebens und Nehmens. Die Wellen nahmen sich die Freiheit am Strand an zu gelangen, dort einen kurzen Augenblick zu verweilen, um dann wieder zu ihrem Ursprung zurückzukehren und sich selbst wieder dem Ozean hinzugeben.

Das Rauschen war eine angenehme Geräuschkulisse im Gegensatz zu den Stimmen, Bässen und Kicks, die für die letzten Stunden meinen Kopf massiert hatten, obwohl ich Massagen noch nicht mal besonders mochte und wäre ich nicht so müde gewesen, so hätte ich mich von dem Ozean bestimmt zu einem kleinen Spaziergang am Rand des Wassers hinreißen lassen, doch als ein lautes Gähnen meinen Körper durchzuckte, wurde mir klar, dass es wohl besser war, jetzt nach Hause zu gehen und zu schlafen.

Leider stellte sich dieses Vorhaben als komplizierter heraus, als ich erwartet hatte, denn sehr zu meinem Bedauern bemerkte ich viel zu spät, dass um diese Uhrzeit doch kein Bus mehr fuhr. Ein wenig verwirrt musterte ich den Fahrplan ein letztes Mal, während ich mich zu erinnern glaubte, dass es doch vor ein paar Monaten noch so etwas wie eine "Nachtlinie" gegeben hatte, ehe ich mich resigniert und tief seufzend auf einen der stählernen Stühle fallen ließ.

Das war ein unfassbar schlechtes Timing.

Ein weiteres Gähnen ließ mich aufseufzen, ich war viel zu müde, um jetzt noch vernünftige Lösungsansätze in meinem Kopf zu formen. Klar hätte ich meine Mutter anrufen können, doch ich war mir ziemlich sicher, dass sie schon schlief und selbst wenn nicht, würde sie wahrscheinlich den Teufel tun und mich abholen, immerhin war ich weder betrunken, noch  hatte ich anderweitige Substanzen zu mir genommen.

Ich wollte gerade in meiner Hosentasche nach meinem Handy tasten, da bemerkte ich, wie ein dunkler und alter Jeep am Bordstein hielt und das Fenster heruntergekurbelt wurde.

Ganz wusste nicht, was ich erwartet hatte, aber definitiv nicht das markante Gesicht des Rothaarigen, der mich vor einer Stunde noch zum Tanzen herausgefordert hatte. Augenblicklich sank meine Lauen und ich trat einen Schritt zurück.

"Jimin!" Er lächelte und verwirrt hob ich beide Augenbrauen; wenn es eine Person gab, der ich  in genau diesem Moment nicht begegnen wollte, dann war es der Rothaarige mit den grünen Augen, die mich an die Farbe von Smaragden erinnerten, was nicht nur daran lag, dass er mich vor so vielen Leuten bloßgestellt hatte.

"Was?" Ich klang bissig und nicht sonderlich kompromissbereit. Das schien auch Hoseok zu merken, dann sein Lächeln wurde im selben Moment ein wenig weniger breit, doch es verblasste dennoch nicht.

"Der Bus fährt nicht mehr, falls du das noch nicht gemerkt hast." Er biss sich kurz auf die Unterlippe und blickte hinter sich, wie als wolle er sichergehen, dass er recht hatte, dann sah er wieder zu mir.

Ich hatte inzwischen die Arme vor der Brust verschränkt und starrte ihm herausfordernd entgegen, seine scheiß Spielchen konnte er mit jemand anderem spielen, aber definitiv nicht mit mir.

"Wenn du nur gekommen bist, um mir das zu sagen, kannst du dich auch gleich wieder verpissen", entgegnete ich dann schließlich und endlich verschwand das Lächeln von seinen Lippen. Allerdings nur für ein paar Sekunden, dann schlich sich jener überlegene Gesichtsausdruck auf seine Lippen, mit dem ich schon unfreiwillig Bekanntschaft gemacht hatte.

"Eigentlich wollte ich dir eine Mitfahrgelegenheit anbieten." Sein Lächeln vertiefte sich auf eine komische Art und Weise, während und ich die Stirn runzelte.

"Was du nicht sagst." Ich glaubte ihm nicht, ich mein, wer hätte das denn getan? Da kam dieser Typ daher, rammte mir sein Surfbrett in den Rücken, beleidigte mich und machte mich auf der Tanzfläche fertig und dann plötzlich kam er an und spielte den Helden? Kurz schoss mir ein Artikel durch den Kopf, den ich vor ein paar Monaten gelesen hatte. In diese war es darum gegangen war, dass andere Leute es offensichtlich sexuell erregend fanden andere Leute demütigen, nur um anschließend besonders sanft zu sein, so oder so ähnlich jedenfalls, ganz genau konnte ich mich nicht mehr erinnern.

"Ist das irgendein Kink von dir?"

Oh, fuck.

Ich merkte zu spät, dass ich meinen Gedanken tatsächlich ausgesprochen hatte und Hoseok legte keine Sekunde überrascht den Kopf schief und musterte mich mit einem prüfenden Gesichtsausdruck. Dann schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen, von dem ich nicht genau wusste, was sich dahinter verbarg. Es wirkte ein wenig so, als wäre er ganz kurz in seinem Gedanken versunken, von denen ich definitiv nicht wissen wollte, was für schräge Fantasien sie beinhalteten. Diese ganze Situation war von Grund auf peinlich und inzwischen fühlte ich mich äußerst unbehaglich in meiner eigenen Haut.

"Hast du ganz richtig erkannt und jetzt steig ein, sonst muss ich dich leider dazu zwingen." Für eine Sekunde schienen seine Augen mich zu durchbohren und der kühle Unterton jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken, der Typ machte mir Angst. Jede Faser meines Körpers war angespannt, auch wenn ich im Ernstfall wahrscheinlich keine Chance gegen den Rothaarigen gehabt hatte, immerhin hatte der ein Auto und einen Kofferraum...

Meine Gedanken wurde von einem Lauten auflachen unterbrochen und als ich den Kopf wieder hob, blickte ich in zwei funkelnde Augen, die mich amüsiert betrachten.

"Oh Mann, tut mir leid, aber ich konnte es nicht lassen, du hast so ausgehen, als würdest du das ernsthaft in Erwägung ziehen, dass du Opfer von einer meiner komischen Neigung bist, nicht dass ich welche hätte..." Der Rest des Satzes ging in seinem Gelächter unter und jetzt fühlte ich mich noch unwohler in meiner Haut, die nun begonnen hatte unangenehm zu prickeln; ich wollte nach Hause, in mein Bett und diesen Tag vergessen, jetzt.

Im selben Atemzug schoss mir die Röte ins Gesicht, doch Hoseok schien davon nichts mitzukriegen, denn er war immer noch damit beschäftigt sich wieder zu beruhigen, was ziemlich schwierig zu sein schien.

Ganz im Gegensatz zu ihm war mir überhaupt nicht nach lachen zumute, ich fühlte mich bloßgestellt und wenn es ein Gefühl gab, das ich hasste, dann war es definitiv dieses. Kurz überlegte ich und machte schließlich Anstalten mich umzudrehen und zu gehen, doch Hoseok hielt mich auf.

"Also was ist jetzt, wo wir geklärt haben, dass ich nichts von dir will, fährst du mit, oder willst du lieber laufen?"




Summertime Madness | JiHopeحيث تعيش القصص. اكتشف الآن