fifty-second: take care of yourself

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Wenn das Schicksal ein Mensch wäre, was würde er denken, wenn er gemeine Dinge tat und was veranlasste ihn diese Dinge zu tun? Aber vor allem: warum tat er diese Dinge, warum hatte er sich dazu entschieden, mein Leben, das vor ein paar Wochen noch so schön und angenehm gewesen war, gerade jetzt mit unschönen Ereignissen zu überschatten, indem er Mina an einen anderen Ort holte und Affären und sexuelle Kontakte auffliegen ließ? Aber am meisten quälte mich die Frage, warum es gerade mir passiert war.

Ich hatte das unglückliche Glück gehabt mich einen wunderbaren Menschen zu verlieben, dessen Leben anstrengend und voller Laster war und auch wenn ich zugeben musste, dass es wirklich schwer war, so wartete ich gerne auf alles, was mir diese Beziehungen noch zu geben hatte. Ich hätte Hoseok auch gerne unterstützt, wenn er mich denn gelassen und mich vor allem nicht angelogen hätte, doch selbst das, das wusste ich, würde ich ihm irgendwann verzeihen, wahrscheinlich hatte ich das schon längst.

Ich war bereit allen in der Schule in den Kopf zu prügeln, was für ein verdammt wunderbarer Mensch der Rothaarige war, aber mit der Situation, die sich gerade in Form eines Blogeintrags auf meinem Bildschirm geöffnet hatte, war ich schlichtweg überfordert.

Mein ganzer Körper fühlte sich schwer an, als ich mit zitternden Fingern die Worte auf dem Bildschirm sah, sie immer wieder las, aber nie ganz zu verstehen schien. Erst nach dem fünften Mal, in dem meine Augen über den Bildschirm geflogen und meine Finger schließlich den Anhang geöffnet hatten, wurde mir klar, wie tief Hoseok in der Scheiße steckte.

Mein Kopf begann im selben Moment an höllisch zu schmerzen und ich klappte den Rechner zu, nur um mich in meinem komplette dunklen Zimmer wiederzufinden.

Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es schon halb zwölf war, zu früh um ins Bett zu gehen, zu spät, um Tae anzurufen. Mein bester Freund war ein Langschläfer und jemand, der sehr gerne früh ins Bett ging, vor allem wenn wir am nächsten Tag Schule hatten.

Und spätestens jetzt, nachdem ich entdeckt hatte, was RED Hoseok angetan hatte, indem sie diese ganzen Notgeilen Arschlöcher an meiner Schule mit Nacktbildern, die eigentlich für mich bestimmt waren, versorgte, war die Nacht sowieso gelaufen.

Mit hämmerndem Herzen legte ich die kurze Strecke zu meinem Bett zurück und fand mich keine Sekunde später bäuchlings zwischen meinem Kopfkissen und dem verdammten roten Herz aus Wolle wieder. Wütend pfefferte ich es von mir und bereute es im selben Moment wieder, als es mit einem leisen Geräusch auf den Boden fiel und dort liegen blieb.

Wenn ich doch bloß Hoseok dazu aufgefordert hätte, diese Bilder zu löschen, bevor sie irgendwo im Netz herumschwirrten, wenn ich ihm doch bloß von Anfang an gesagt hätte, dass ich kein Interesse an virtuellem sexuellem Kontakt hatte, dann wäre das alles nicht passiert. Allerdings war ich nicht davon ausgegangen, dass er die Bilder an andere Leute weiterschickte, geschweige denn, dass dieser Leute so skrupellos waren und sie RED zukommen ließen.

Meine Wut auf Henry wurde größer. Bis jetzt war er der einzige, von dem ich wusste, dass Hoseok mit ihm sexuellen Kontakt hatte, neben diesem Ruby, aber der ging noch nicht mal auf unsere Schule...

Verdammt, das alles war so kompliziert und aussichtslos. Das einzige was helfen würde, war, wenn mich Hobi entblocken und mich endlich wieder an sich heranlassen würde, denn ich war der festen Überzeugung, dass er durch diese Situation ganz bestimmt nicht allein durchkam, das musste er auch nicht.

Plötzlich fiel mir ein, dass er mich auf Instagram nicht blockiert hatte und keine Sekunde später wischte ich hektisch über meinen Bildschirm auf der Suche nach der Social Media App, die ich eigentlich so gut wie nie nutzte.

Mit Erleichterung stelle ich fest, dass Hobi mich tatsächlich nicht blockiert hatte, was hieß, dass ich ihm wenigstens hier mit ihm Kontakt aufnehmen konnten

hoseokmydick

Hey....


Eine Weile starrte ich das Wort an, unschlüssig, was ich weiter schreiben sollte. Sollte ich erzählen wie es mir mit der Situation ging oder ihm einfach nochmal meine Hilfe anbieten? Ich entschied mich für letzteres.

hoseokmydick

Hey... Ich weiß, dass wir in den letzten Wochen nicht wirklich gesprochen haben und ich will auf keinen Fall mit dieser Nachricht deine Entscheidung, Zeit für dich zu brauchen etc. infrage stellen. Ich wollte nur sagen, dass ich da bin. Ich hab gesehen, dass RED die Bilder veröffentlicht hat, die du mir geschickt hast. Ich weiß nicht, wem du die noch alles hast zukommen lassen, aber ich will dir nur sagen, dass ich nicht böse auf dich bin. Es ist okay, dass ich bei sowas nicht erste Wahl bin und dass du dich nach Leuten sehnst, die vielleicht bisschen mehr Erfahrung auf diesem Gebiet haben als ich. Ich wollte nur sagen, dass ich für dich da bin, falls du Hilfe brauchst. Du kannst immer anrufen oder schreiben. Ich vermiss dich, Hobi. Bitte pass auf dich auf.



Einige weitere Sekunden starrte ich auf den Text, bevor ich auf "senden" klickte, mein Handy neben mir ablegte und mich auf die Seite rollte.

Vor allem die letzten zwei Sätze hatten mir mehr zugesetzt, als ich es anfangs erwartet hatte, denn mit ihnen waren so viele Gefühle verbunden, die jetzt plötzlich alle auf einmal an die Oberfläche drängten.

Meine Brust zog sich zusammen und ein leises Schluchzen hallte durch den Raum. Ich weinte.

Es waren nicht viele Tränen, die von meinem Wangen auf mein Bettlaken tropften und dennoch hatten sie so viel Bedeutung. Wimmernd zog ich meine Decke bis ans Kinn und versuchte meinen Atem wieder unter Kontrolle zu bekommen.

Und wie ich den Rothaarigen vermisste. Das alles wurde mir erst jetzt in diesem Augenblick klar, dafür aber umso stärker. Es war schwer gewesen, jeden Tag zu wissen, dass ich ihn nicht auf dem Gang treffen würde, dass er mich nicht wie sonst in den Pausen überraschen oder mich einfach mal so in den Arm nehmen würde.

Ich hoffte wirklich, dass er in diesem Moment nicht irgendwelche Sachen tat, die er nicht wieder rückgängig machen konnte und am meisten schmerzte es mich, dass ich nichts dagegen tun konnte, auch wenn ich ihm noch so gerne alle seine Last von den Schulter genommen und sie für ihn getragen hätte.

Summertime Madness | JiHopeWhere stories live. Discover now