fifty-seventh: Theres a lot that you dont know

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Der Laptop stand aufgeklappt auf dem Schreibtisch und obwohl das blaue Licht des Bildschirms die einzige Lichtquelle war, entstand gemeinsam mit der Sonne, die gerade in diesem Augenblick im Meer verschwand und ihre Umgebung in ein rotes Glühen tauchte, eine melancholische Atmosphäre.

Es war Freitag Abend, das Wochenende stand bevor, mit all seinen Faulheit, aber auch mit dem Wissen, dass man eigentlich Wichtigeres zu tun hatte, als den ganzen Tag im Bett zu liegen und durch Social Media zu scrollen.

So ging es auch der Gestalt. Das Shirt hing schlaff, aber gleichzeitig lässig an ihrem Körper herunter und mit einer schnellen Handbewegung drehte sie den Stuhl und setzte sich, den Oberkörper gegen die Lehne gelehnt an den Schreibtisch, die Augen auf den Bildschirm gerichtet.

Buchstaben, die Worte formten und schließlich Sätze bildeten, schlängelten sich über die weiße digitale Seite und auch wenn die Gestalt wusste, dass manche dieser Sinnzusammenhänge kontrovers waren und in die Privatsphäre anderer Leute eingriffen, so hatte dieser Text dennoch für sie einen gewissen Wert.

Es war ein journalistisches Werk, keines, das objektiv oder neutral verfasst worden war, oder das seriöse Quellen sein Eigen nennen konnte, dennoch hatten verschiedenen Personen Informationen zusammengetragen und sie aufbereitet, damit sie anschließend von der sensationsgeilen, Schülerschaft der St. Maria Highschool konsumiert werden konnten.

Und das war das schöne dran. Man warf genau diese Buchstaben und Worte den Schülern hin und sah zu, wie Streit ausbrach und böse Blicke ausgetauscht wurden. Es war jedes Mal faszinierend, was man erreichen konnten, wenn man Zweifel säte oder Situationen schilderte, die sich so überhaupt nicht ereignet hatten.

Mit schnellen Fingern fügte sie ein paar Bilder dem Eintrag hinzu, der in weniger als drei Stunden in dem Blog online kommen würde. Dann konvertierte die Gestalt die Datei und sendete sie anschließend in eine eigens dafür erstellte Chatgruppe.



Gossip Shit

Senior:
*Datei
People, was sagt ihr dazu? Bin fertig...

Freshmann:
Find's gut, hab aber noch die eine Formulierung mit Taylor abgeändert, klang komisch.

Junior:
Geil, haben wir mal wieder gut gemacht.

Sophomore:
Hab nichts dran auszusetzen, werde es um 8 posten, thanks my dudes.

Senior:
Habt ihr btw das Gefühl, dass es zwischen Jihoe immer noch nicht aus ist? Obwohl Hoseok Jimin faktisch für tot erklärt hat? Gibt sicher noch einiges gutes Material her, vom Revenge Sex, den Hoseok manchmal ganz geil findet ganz zu schweigen. Freu mich schon ^^

Sophomore:
Denk auch, dass das noch lange nicht erledigt ist. Jimin sah aus wie als hätte man ihm ins Gesicht geschlagen, als er vorgestern davon gestürmt ist, die Fotos zeigen das ja auch extrem gut :)

Junior:
Denk auch. Wir sollten auch jeden Fall ein Auge auf die haben, die befeuern unseren Patreon ganz schön.

Senior:
Stimmt, war ne super Idee von dir, dass Leute für Knete Stories mitbestimmen können....ist gutes Geld für wenig Aufwand.



Die Gestalt legte ihr Handy beiseite und warf einen schnellen Blick aus dem Fenster. Allein durch diese Idee hatten sie in den letzten zwei Wochen mehr als 75 Dollar gemacht, viel sprang dabei zwar nicht für jeden raus, aber Geld war Geld und das brauchte man sowieso immer. Die Gestalt nahm einen Schluck aus einem Glas, das neben ihrem Laptop stand.

Es war immerfort erstaunlich, dass sich Leute tatsächlich für Geld die systematische und kontrollierte Veröffentlichung von Falschinformationen erkauften, um somit ihren Ex-Partnern oder ehemaligen Freunden eins auszuwischen oder Dinge so zu drehen, dass jemand anderes Schuld war.

Alle aus dem Team wussten, dass eine andere Person an jenem Abend mit Hoseok sexuellen Kontakt gehabt hatte. Zwar wussten sie nicht, wer - die Auftragsgebung erfolgte völlig anonym - und dennoch waren sie Hüter eines kleinen, aber durchaus brisanten Geheimnisses, für das Jimin sicher alles gegeben hätte.

Die Mundwinkel der Person zuckten leicht, als sie an den Jungen dachte und daran, wie sehr er sich in die Scheiße geritten hatte, indem er sich in jemandem mit einer ausgeprägten Cannabis-Sucht und psychischen Problemen verliebt hatte. Wer wusste schon, was der Rothaarige noch so alles konsumierte. Bis jetzt hatte dieses Romanze viel und vor allem guten Stoff für Artikel und Kontroversen geliefert und irgendetwas sagte der Gestalt, dass das erst der Anfang gewesen war.

Zumindest sagte das ihr ihre Erfahrung, die sie im Laufe der Jahre gesammelt hatte. Solche Beziehungen endeten nie einfach so, weil einer den Kontakt abbrach, ganz im Gegenteil. Sie endeten mit einem lautem Knall, mindestens einem gebrochen Herzen und unglaublicher Trauer und Wut. Vielleicht aber würden hier die Auswirkungen noch fataler sein, als man sich es zum jetzigen Zeitpunkt vorstellen konnte, wer wusste das schon?

Summertime Madness | JiHopeWhere stories live. Discover now