fifth: how's your back?

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Es war kurz vor acht, als ich in meine Schuhe schlüpfte und die Haustür hinter mit zuzog. Ein Blick auf mein Handy verriet mir, dass ich einen verpassten Anruf von Taehyung hatte, was wohl hieß, dass ich rauskommen sollte und nachdem ich die Einfahrt hinuntergelaufen war, konnte ich schon den alten Jeep von Taes Eltern, den sich Namjoon meistens ausborgte, ein paar Meter entfernt ausmachen.

Es war ziemlich warm und die Sonne war noch nicht untergegangen, das perfekte Wetter für eine Party am Strand und in meinem Körper stieg Freude auf, dass ich mich von meinem besten Freund hatte überreden lassen, mitzukommen.

"Hallo!" Ich öffnete die Hintere Tür und schmiss mich schwungvoll auf die Rückbank, während ich Taehyung auf die Schulter klopfte, der auf dem Beifahrersitz saß. Von Namjoon kam nur ein grüßendes Grummeln und er startete den Motor und trat schwungvoll auf das Gaspedal, als ich die Autotür wieder hinter mir zugezogen hatte.

"Wir fahren noch bei Hoseok vorbei und holen ihn und Jeongguk, ich spiele mal wieder Fahrer", informierte er uns ein paar Minuten später, als er in eine kleine Straße einbog und das Fenster herunterkurbelte, um ein wenig frische Luft in den stickigen Wagen zu lassen.

Erst jetzt viel mit der Geruch auf, der in der Luft lag und ich rümpfte die Nase, während ich nach der Ursache des Gestanks suchte, doch es war mir unmöglich die Quelle auszumachen.

Auch bemerkte ich wie mein Puls ein wenig in die Höhe stieg, als der Name ‚Hoseok' fiel und Jin musterte mich kurz, er hatte offenbar bemerkt, dass ich mich ein wenig verspannt hatte.

Mental stellte ich mich auf eine peinliche Begegnung ein, während ich auf den Boden des Wagens starrte, auf dem Tankstellen-Rechnungen und leere Red Bull-Dosen verteilt waren. Dennoch konnte ich das Gefühl, das in mir aufstieg, als ich bemerkte, wie der Wagen hielt, nicht genau definieren. Es war eine Art Anspannung gemischt mit Nervosität und Vorfreude auf die Party, aber ganz sicher war ich mir da nicht.

Als die Tür zu meiner linken aufging, rutschte ich unwillkürlich in Jins Richtung und drängte ihn so offensichtlich in die Enge, denn er schob mich sanft wieder zurück, sagte aber nichts.

"Jo, Joon." Da war sie, diese Stimme, die mich neulich noch beleidigt hatte, da war er, der Typ, der für die Verletzung auf meinem Rücken verantwortlich war und plötzlich schien ich die Wunde wieder zu spüren, aber wahrscheinlich bildete ich mir das nur ein.

Ich drehte nicht den Kopf, um die Neuankömmlinge anzusehen, ich saß einfach da so starr wie eine Statue, versucht jegliche Menschen, die Hoseok hießen in meiner Umgebung zu ignorieren. Ich spürte wie sich jemand neben mich fallen ließ und nun traute ich mich ein kleines Stück aufzusehen.

"Ach, dein Bruder ist ja auch da, hey Tae." Hoseok, der sich zu allem Überfluss direkt neben mich gesetzt hatte, schien den Jüngeren zu begrüßen.

"Wie schon gesagt, ich spiel Fahrer, hey Jeon beweg deinen Arsch, wir wollen los", rief Namjoon dann plötzlich nach draußen und ich konnte erkennen, wie der Schwarzhaarige mit den Locken hastig einen letzten Zug seiner Zigarette nahm, sie austrat und dann ebenfalls einstieg.

Ich blickte zu Namjoon und nun wurde mir klar, woher der Gestank kam, denn dieser hielt ebenfalls eine glühende Zigarette in der Hand, die er lässig aus dem Fenster hängen ließ, während er anfuhr.

Alles in allem fühlte ich mich ziemlich unwohl in meiner Haut. Ich saß eingequetscht zwischen Jin und einem Rothaarigen, der komisch und gut zugleich roch, wobei sich dieser Geruch noch mit dem Geruch von den leeren Red Bull Dosen und der warmen Sommerluft vermischte und irgendwie machte mich seine pure Anwesenheit nervös, aber der Geruch war wirklich unerträglich und meine Lungen begannen langsam aber sicher zu protestieren.

Zu allem Überfluss schien Hoseok meine Unsicherheit zu bemerken, denn er lehnte sich zu mir vor, grinste und legte eine Hand auf mein Knie. Augenblicklich versteifte sich mein Körper noch mehr und meine Augen huschten wild hin und her. Ich unterdrückte den Reflex seine Hand wegzuschieben, während ich krampfhaft versuchte nicht in seine Augen zu blicken, die mich durchdringend musterten.

"Wie geht's deinem Rücken, Kleiner?", fragte er dann und der beißende Geruch wurde noch stärker. Ich seufzte tief, was sich als Fehler herausstellte, denn ich begann zu husten und Jin, der offenbar auch nicht besonders gewöhnt an solch intensive Gerüche war, öffnete das Fenster, als ich ihm einen kurzen und flehenden Blick zuwarf.

Mein größter Alptraum war gerade wahr geworden und ich konnte nichts tun, außer hoffen, dass wir gleich da sein würden, doch selbst das Schicksal schien mich heute Abend zu hassen.

"Mh?", fragte er noch mal mit einer Stimme nach, die mich sehr an die Käsereibe erinnerte, die wir zu Hause immer benutzten, und schließlich kratzte ich den letzten Rest meines Mutes und meiner menschlichen Würde zusammen, die ich in den Ecken meines Körpers noch vorfand.

"Besser, danke, aber nicht deinetwegen." Meine Stimme zitterte ein wenig und ich verfluchte mich selbst dafür, aber ich konnte es nicht ändern, ich konnte den Satz nicht zurücknehmen. Dennoch wünschte ich mir jenes im nächsten Moment, denn Hoseok lachte nur, lehnte sich zurück, was seine Hand einige Zentimeter mein Bein nach oben rutschen ließ und ich fragte mich unwillkürlich wann und vor allem warum er so körperlich geworden war. Aber ich traute mich immer noch nicht seine Hand wegzuschieben, wer wusste, was er dann tun würde, ich wollte ihm nicht noch eine Möglichkeit geben, mich zu beleidigen oder niederzumachen.

"Du spuckst genauso große Töne, wie letztens, hast offenbar seit dem nichts gelernt", lachte er und endlich verschwand seine Hand von meinem Bein. Ich erlaubte mir kurz aufzuatmen und mich darauf zu konzentrieren, meine Schultern straff und meinen Oberkörper aufrecht zu halten.

"Ach, Kleiner, du bist schon süß." Hatte Hoseok etwa schon etwas intus? Denn auch wenn ich noch nicht besonders viel Erfahrung mit ihm oder betrunkenen Leuten generell hatte, so glaubte ich nicht, dass er so die ganze Zeit drauf war, noch dazu kam der Geruch, der mich ziemlich stark an den Geruch von Cannabis erinnerte, aber wenn man nur das geraucht hatte, dann verhielt man sich doch nicht so, oder?

"Wie heißt eigentlich deine Freundin, Namjoon?" Ich schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass mir diese Frage eingefallen war, denn nun löste Hoseok endlich seinen Blick von mir und starrte stattdessen zu seinem Freund.

"Soyeon, danke, dass du mich erinnerst, Jimin." Er hielt kurz inne, als überlegte er, ob er den nächsten Satz wirklich aussprechen wollte, entschied sich dann anscheinend dagegen und schwieg.

Als der Jeep endlich mit einem unsanften Ruck hielt, war es als würde eine tonnenschwere Last von mir genommen werden und als ich endlich an der frischen Luft stand, fühlte ich mich, als könne ich fliegen.
Ich sah noch einmal zu Hoseok, der mich allerdings keines Blickes mehr würdigte, sondern mit dem Rücken zu mir stand und auf sein Handy blickte.

Dann sah ich auf die dunkle Meeresoberfläche und sofort stieg wieder die Vorfreude in mir auf und ich versuchte den Vorfall mit dem Rothaarigen so gut es ging in die hinterste Ecke meines Kopfes zu drängen, ich würde einen guten Abend haben, ohne Hoseok und seine komischen Eigenheiten, zumindest hoffte ich das.

Summertime Madness | JiHopeWhere stories live. Discover now