fortieth: take your clothes off

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Surfen. Es war keine Sache, die ich jemals in meinem Leben ausprobiert hatte. Mein Einziger Berührungspunkt mit dem Wassersport war - bevor ich Hoseok kennengelernt hatte - das Wissen, dass es diese komischen Leute gab, die in meiner Vorstellung Muschelketten trugen und den ganze Tag nur Reggae hörten.

Früher hatte ich das alles albern gefunden, aber früher war ich auch nicht Hoseok begegnet. Der trug zwar manchmal Muschelketten, die er sich selbe machte, hörte aber keinen Reggae, sondern Rock.

Und trotzdem war Bob Marley, der jetzt aus der kleinen tragbaren Box schallte, die Hobi an seinem Fahrradlenker gehängt hatte, ein jetzige Bestandteil unseres Trips.

Sein Surfbrett hatte er zuvor, kurz bevor wir aufgebrochen waren, aus der Garage geholt, in der neben zwei alten Gitarren und Wolle auch ein Schlagzeug stand, das früher einmal Mina gehört hatte. Jetzt benutzte sie es nicht mehr und aufgrund dessen war es jetzt dazu verdammt in der Garage zu verstauben.

Was er auch aus dem alten Schuppen gezaubert hatte, war eine Vorrichtung aus Metall, die er an seinem Gepäckträger festmachte. Dadurch war er fähig sein Brett mit dem Fahrrad zu transportieren.

Und so fuhren wir jetzt durch San Francisco, er mit der Musik und dem Brett. Ich mit unseren Handtüchern und Erdbeeren, die schon viel zu lange bei uns im Kühlschrank herumlagen und endlich mal gegessen werden mussten.

Meine Eltern hatte ich - mal wieder - angelogen und inzwischen viel es mir gar nicht mehr so schwer das zu tun. Schlechtes Zeichen. Trotzdem machte ich mir nicht allzu viele Gedanken darüber, es musste ja nie auffliegen, dass ich heimlich mit Hobi Zeit verbrachte, wenn ich eigentlich angab zu Tae zu fahren.

Hobi bog vor mir ab und in dem kurzen Augenblick, in dem uns eine Hausmauer voneinander trennte, verstummte die Musik.

"Wie lange denn noch?" Ich hatte zu ihm aufgeholt und wich zwischenzeitlich immer wieder ein paar größeren Steinen aus, die den Schotterwegs säumten, auf den wir gerade eingebogen waren.

"Fünf Minuten." Als wir losgefahren waren, hatte er mir versprochen, er würde mir einen Ort zeigen, den ich noch nicht kannte und an dem es super Wellen und vor allem nicht sonderlich viele Leute gab.

"Das hast du vor fünf Minuten auch schon gesagt." Ohne langsamer zu werden, drehte er lächelnd den Kopf. "Hör auf zu nörgeln, Shorty, sonst kannst du auch gerne wieder umdrehen."

Beleidigt verzog ich das Gesicht. Zu schade, dass ich ganz genau wusste, dass ich für Hoseok noch Stunden Steinen ausgewichen und über nicht befestigte Straßen geradelt wäre, wenn mich am Ende des Weges seine Gesellschaft erwartete.

"Du nutzt meine Zuneigung zu dir aus, um mich an irgendwelche Orte zu schleppen", beschwerte ich mich weiter, doch er ignorierte meine Worte nur mit einem Kopfschütteln und wechselte das Lied. Jetzt lief Arctic Monkeys und zu der Stimme von Alex Turner setzten wir unsere Fahrt fort.

I dreamt about you nearly every night this week
How many secrets can you keep?


Erst später fiel mir auf, dass das Lied irgendwie zu unserer Situation passte. Zwar konnte ich mich nicht an jeden einzelnen Traum der letzten Nächte erinnern, aber ich war mir ziemlich sicher, dass Hobi in den meisten von ihnen vorgekommen war.

Mit seinem breiten Lächeln, seiner Ausstrahlung und Fröhlichkeit, die kein bisschen von den aktuellen Ereignissen überschattet wurde. Mit dem neckenden Ton, den er an den Tag legte, der mich jedes Mal in den Wahnsinn trieb, ganz zu schweigen von seinen Lippen und seinen Berührungen.


Es dauerte noch ein paar Minuten bis wir unsere Fahrräder endlich in den Sand werfen und uns auf den Weg an den Rand des Strands machen konnten, wo es windgeschützter war. Und sehr zu wider meine Erwartungen war hier keine Menschenseele. Nur eine Möwe tapste am Strand entlang und gab unzufriedenen Laute von sich.

Der einzige Zugang zu dem Strand war eine Loch zwischen zwei Felswänden, gerade groß genug, dass zwei Personen hindurchlaufen konnten, sonst war weit und breit nur Sand, umrandet von einer Felswand.

"Soooooo." Er streifte sich das Shirt vom Oberkörper und legte es neben sein Surfbrett, das im Sand steckte.

"Und jetzt bitte ich dich auszuziehen, hab dich nicht umsonst hier hingebracht." Ich blickte ihn verständnislos an und setzte mich ohne seiner Aufforderung nachzukommen auf die Decke, die ich auf dem warmen Sand ausgebreitet hatte.

"Ich zieh mich aus, wann immer ich will", erwiderte ich, legte mich hin und ließ ihn somit aus den Augen.

Der Himmel war blau und kaum bewölkt. Die Sonne knallte auf den Strand herab und erhitzte den Sand so sehr, dass man fast nicht mehr auf ihm laufen konnte.

Plötzlich spürte ich, wie Druck auf meine Hüfte ausgeübt wurde und keine Sekunde später setzte sich Hobi auf mich darauf.

"Was soll das?" Ich versuchte gar nicht erst, so zu tun, als wäre ich unserem Körperkontakt abgeneigt, das war sowieso unmöglich.

"Was glaubst du warum ich dich hierher gebracht habe?", erwiderte er und machte sich noch ein Stückchen schwere, sodass ich keine Chance mehr hatten ihn von mir zu schubsen.

Er legte den Kopf schief.

"Weil das der Strand an dem du mit anderen Leuten Sex hast?" Es war eher als ein Spaß gemeint, doch ich bekam weder ein Grinsen zurück noch eine andere passende Bemerkung, er sah mich nur an.

"Jetzt ernsthaft, oh Gott." Ich richtete mich auf und blickte ihn verstört an. "Soll das jetzt heißen, dass es dir nur um den Sex geht?" Plötzlich war die sonnige Stimmung in meinem Kopf verschwunden, stattdessen zogen Regenwolken auf.

"Das kann doch jetzt nicht dein Ernst sein! Ich bin nicht einer deiner Typen, Hobi!", erklärte ich mit Nachdruck. Es verletzte mich wirklich, dass er glaubte, er könne mich schamlos ausnutzen und dann wegwerfen. Ich wollte hier weg.

"Merkst du was?" Er grinste, obwohl das gar nicht in die Situation passte, ich würde wütend.

"Was?", wollte ich ungestüm von ihm wissen und im selben Augenblick spürte ich einen leichten Druck auf meinen Tränendrüsen. Na toll, jetzt hier zu flennen war wirklich, wirklich unpassend. Schwer schluckend, biss ich mir auf die Lippen und kämpfte das unangenehme Gefühl in meinem Bauch nieder.

"Ich habe nichts gesagt oder gemacht und du gehst sofort vom Schlimmsten aus." Er stieg von mir herab und setzte sich neben mich.

"Ich habe nie gesagt, dass ich Leute hier herbringe, um mit ihnen Sex zu haben, beruhig dich mal Shorty. Ganz im Gegenteil." Er griff nach meiner Hand und um selben Moment begriff ich, dass er recht hatte. Er hatte mir keinen Anhaltspunkt gegeben, ich hatte das alles aus meinem Kopf.

"Hierher komme ich, wenn ich alleine sein will. Es gibt nicht viele Menschen, denen ich diesen Ort hier zeige, Shorty." Sanft strich er über meinen Kopf, küsste meine Stirn.

"Ich hoffe, du weißt, dass es mir nicht überwiegend um körperlichen Kontakt geht, auch wenn das durchaus ein anregender Gedanke ist." Er wackelte anzüglich mit den Augenbrauen und schon wieder schlug ich leicht nach ihm und versuchte zu verstecken, dass meine Wangen rot wurden.

"Aber ich halte es für sehr süß, wie du dich aufregst, deshalb musste das da eben sein, sorry." Er zog einen Schmollmund und küsste mich im selben Moment auf die Lippen.

"Schon okay", grummelte ich und löste mich von ihm. Ganz verziehen hatte ich ihm seine Aktion noch nicht. "Gehen wir jetzt endlich ins Wasser?"

Summertime Madness | JiHopeWhere stories live. Discover now