third: he's a young god

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In der Sonne war es wärmer, als ich anfangs angenommen hatte und so fächerte ich mir mit einem Deckel der Tupperdose, in der sich ursprünglich mal Wassermelonen befunden hatten provisorisch Luft zu, während ich auf die Weiten des Nordpazifiks hinausblickte. Irgendwo konnte man Möwen kreischen hören, deren Geräusche sich mit dem Rauschen des Meeres vermischten und so eine angenehme und vertraute Geräuschkulisse bildeten.

Ich mochte das Meer und den Strand. Schon immer war es der Ort gewesen, an dem ich am liebsten war, wenn ich es zu Hause nicht aushielt. Dann hieß mich der Ozean willkommen und spendete mir Trost und Geborgenheit, während ich in dem von der Sonne gewärmten Sand saß und in den hellblauen Himmel blickte und immer, wenn ich wieder diesen Ort der Ruhe und der Zufriedenheit verließ, ging es mir merklich besser.

"Jimin, kannst du mir mal das Wasser geben?" Jin streckte die Hand aus und ich drückte ihm die Wasserflasche in die Hand, die links von mir lag, ohne allerdings den Blick von den Wellen zu nehmen.

"Heute ist es echt schön, die Wellen sind auch gut." Tae streckte den Kopf unter seiner Jacke hervor, die er als provisorischen Sonnenschutz nutzte und sah uns beide an. Seine blonden Haare waren etwas durcheinander geraten von dem Wind und er sah so aus, als hätte man ihn gerade erst geweckt, dennoch strahlten seine Augen dieselbe Lebhaftigkeit aus, die er sonst auch an den Tag legte.

Taehyung war einer meiner besten Freunde. Wir kannten uns schon ewig, anfangs hatten wir uns nicht gemocht, aber als man uns im der Schule schließlich nebeneinader gesetzt hatte, hatten wir gar keine andere Wahl gehabt, als uns miteinander zu beschäftigen, denn wir beide überlebten keine Unterrichtsstunde, ohne sich nicht mit jemandem ein wenig darüber lustig zu machen.

Am liebsten machten wir und über Herrn Patel alias Jesus mit der Nickelbrille lustig und auch, wenn Taehyungs Humor manchmal ein wenig trocken war und unter die Gürtellinien ging, so hatte man mit ihm immer etwas zu lachen, außer er machte Witze auf deine eigenen Kosten.

"Geht, wer mit mir ins Was- Oh mein Gott." Taehyung verstumme augenblicklich und der Schatten, den sein Körper über mein Gesicht gelegt hatte, verschwand wieder.

"Was denn?" Ich öffnete die Augen und sah zu meinen besten Freund hoch, der am Strand etwas unglaublich interessantes entdeckt zu haben schien.

"Jeongguk auf zwölf Uhr", murmelte er dann und starrte weiter in die Ferne. "Was?", fragte ich zurück, da das Rauschen des Meeres seine Worte übertönt hatte.

"Jeongguk auf zwölf Uhr, geh zum Ohrenarzt!", rief er dann in meine Richtung und nun hielt ich ebenfalls Ausschau, nach der Silhouette des 11. Klässlers. Er war nicht schwer ihn zu finden, denn sonst war der Strand, bis auf ein paar Leute, die spazieren gingen oder in der Sonne lagen, erstaunlich leer.

Gerade klemmte er sich ein Surfbrett unter den Arm und joggte damit ins Wasser, dann drehte er sich um und winkte ein paar weiteren Leuten zu, die etwas weiter entfernt standen.

"Ich wusste nicht, dass er surft", stellte Jin im selben Moment fest und Taehyung sah ihn entrüstet an, als wäre es ein Verbrechen nicht zu wissen, dass Jeongguk Jeon gerne diesen spezifischen Wassersport trieb.

"Mund zu, Tae, sonst fliegt 'ne Fliege rein und du verreckst", riet ich ihm währenddessen und zog ihn zu mir auf mein Handtuch, damit er dort nicht weiter rumstand und auffiel.

Jeongguk und Taehyung verband eine lange Geschichte, zumindest, wenn man meinem Freund Glauben schenken mochte, auch wenn ich der Meinung war, dass der Ältere noch nicht mal von der Existenz des Blondhaarigen wusste. Ihre Geschichte hatte damit begonnen, dass Jeongguk dem armen Taehyung, der aus Versehen sein Essen fallen gelassen hatte (irgendwer hatte es wohl lustig gefunden Taehyungs Schreckhaftigkeit auszunutzen), ihm geholfen hatte die Sauerei zu beseitigen und die Schüler, die blöd geschaut hatten, befohlen, sich um ihren eigenen Kram zu kümmern. Seit dem – so Tae – hatten die beiden diese Verbindung, die sich nicht leugnen ließ und während das für mich nach ziemlich viel Esoterik klang, meinte er, dass sie beide für einander geschaffen waren, Jeongguk wusste es einfach noch nicht.

Summertime Madness | JiHopeWhere stories live. Discover now